Lombok - INDONESIEN Lombok - Indonesien jenseits von Bali
»Um diese Strände beneiden uns die Balinesen«, Hassan, der mich mit seinem alten Jeep über die Insel fährt, strahlt über das ganze Gesicht. Tatsächlich – eine Traumbucht reiht sich nördlich von Senggigi, dem bislang einzigen nennenswerten Badeort Lomboks, an die andere. Noch liegen hier bunte Fischerboote statt Touristen, in den Kokoshainen hinter dem Strand grasen Kühe und Ziegen. Und die Menschen wirken so entspannt wie der Alltagsrhythmus auf der Insel.
Die Vegetation verändert sich, je weiter wir uns der Südküste nähern. Eine savannenähnliche Landschaft löst die üppigen Reisfelder Westlomboks ab. Im Süden der Insel reifen Tabak, Erdnüsse und die Frucht, der die Insel ihren Namen verdankt – Lombok heißt »Chili «. Hassans Jeeps schlängelt sich auf der Reise auf Lombok durch kleine Dörfer, wo der Wochenmarkt Höhepunkt des Alltags ist. Doch plötzlich durchbricht ein Höllenlärm die friedliche Idylle. Eine Prozession zieht vorbei: 7- oder 8-jährige Jungs werden zum Klang heißer Technorhythmen durchs Dorf getragen oder eher getanzt. Etwas verstört thronen die Hauptpersonen des Spektakels auf Motorrädern oder Monstern aus Pappmaschee. Morgen werden sie beschnitten, heute noch einmal nach Strich und Faden verwöhnt. Und das ganze Dorf feiert mit.
So grenzt sich Lombok auch religiös vom Nachbarn ab: Ist Bali berühmt für seine farbenfrohe Hindukultur, so beten auf Lombok 90 Prozent der Bewohner zu Allah. Überhaupt: Bali ist für Lomboks Touristiker Vorbild und Konkurrent gleichermaßen. Schließlich ist die berühmte Nachbarin ein alter Hase im Tourismusgeschäft. Lombok will endlich richtig durchstarten. Das Land hinter den Bilderbuchstränden ist längst an Investoren von der indonesischen Hauptinsel Java und aus dem Ausland verkauft. Ein internationaler Flughafen war schon Ende der 1990er-Jahre geplant, bevor die politische Krise nach dem Sturz des Diktators Suharto und die Terroranschläge von Bali dem Tourismus zusetzten. Längst herrscht wieder Ruhe im Land und auf dem Gelände des neuen Flughafens im Süden der Insel sind die Baukräne vorgefahren. Spätestens 2011 sollen die ersten Jumbos hier landen. Wer die Insel noch unschuldig und wunderbar verschlafen erleben möchte, sollte bald seine Reise nach Lombok planen. Noch herrscht Ruhe vor dem Sturm.