Kanaren-Spanien La Gomera - Ich bin dann mal wandern
Wettergegerbt ist die zweitkleinste der Kanarenschwestern. Jahrmillionen meißelten Wind und Wetter am Gestein und schufen die Barrancos, tiefe Schluchten, die sich fächerförmig vom Bergland hin zu den Küsten öffnen und der Insel ihr charakteristisches Gesicht verliehen. Dazu Lavaberge, dramatische Steilküsten, Palmentäler, steil bergaufwärts kletternde Terrassenfelder, auf denen Bananen, Papayas, Orangen oder Avocados reifen, und ein von der UNESCO geschützter Lorbeerwald, in dem Nebelschwaden für Gespensterstimmung sorgen – landschaftliche Highlights hat Gomera mehr als genug zu bieten. Und den stahlblauen Atlantik ringsum außerdem. Doch weil der meist ungestüm gegen die Felsen klatscht, statt in sanften Wellen an den Strand zu spülen, blieb Gomera die schnelle Tourismuskarriere der großen Kanarenschwestern verwehrt.
Schielen auch manche Gomerianer neidisch nach Teneriffa hinüber – die Tatsache, dass die Schönheit der Insel im Inneren blüht, bewahrte sie auch vor Bettenburgen und lärmenden Touristenscharen a la Ballermann. »Eigentlich hat sich Gomera gar nicht so sehr verändert«, stellt Josef Knoflach fest – seit mehr als 20 Jahren Deutsch-Gomerianer und Veranstalter von Wandertouren und Wander - Reisen im Valle Gran Rey. Er ist einer von rund 1.000 Deutschen, die im »Valle«, dem touristischen Zentrum der Insel, Wurzeln schlugen. Man spricht also Deutsch. Und neuerdings sitzt sogar ein Teutone im Gemeinderat. Kein Wunder, dass – vor allem im Winterhalbjahr – auch die meisten Besucher aus Deutschland kommen.
Nach den Hippies und den Esoterikern hat eine neue Klientel die Insel entdeckt: die Aktivurlauber, die die Insel meist mit Wanderstiefeln und manchmal auch mit dem Mountainbike entdecken. Weil Gomera klein ist, kann man die meisten Ecken von einem Standort aus entdecken. Aber wer sich lange Anfahrtswege auf kurvigen Straßen ersparen will, kann einen Aufenthalt im berühmten Valle Gran Rey mit ein paar Tage im sonnigen Süden von Playa Santiago und im ruhigen, grünen Norden verbinden. Und wer vollendete Ruhe auf Reisen nach La Gomera sucht, findet sie inzwischen auch in kleinen Landhäusern am Rande des Nationalparks.