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Auch im Sommer zieht es einige Sportler in die Skihalle. Der Snow Dome in Bispingen ist um optimale Bedingungen bemüht.

Auch im Sommer zieht es einige Sportler in die Skihalle. Der Snow Dome in Bispingen ist um optimale Bedingungen bemüht. Foto: Philipp Schulze/dpa

Tüfteln in der Skihalle Snow Dome: So entsteht griffiger Schnee im Sommer

Wie arbeiten Pistenbully-Fahrer und Schneehallenbetreiber im Hochsommer? Es ist Nebensaison, aber Skiclubs und Urlauber schätzen den Heidegletscher in Bispingen. Um eine griffige Piste hinzubekommen, braucht man Fachwissen.

Draußen 27 Grad Celsius, drinnen minus 4 - kein Problem für Einar Duderstaedt, der im kurzärmeligen Hemd den Pistenbully mit den zwei Warnlichtern lenkt.

Letzte kleine Begradigungen und Einebnungen der weißen Bahn stehen an, bevor der Ansturm im Snow Dome um die Mittagszeit beginnt. Duderstaedt ist stolz auf seinen gut gespurten Schnee, der sogar im Hochsommer Kadersportler aus der Ferne zum intensiven Training nach Bispingen zieht.

9000 Tonnen Kunstschnee

Der 62 Jahre alte technische Leiter kann lange und mit Begeisterung über die Beschaffenheit der Millimeter-kleinen Schneeflöckchen erzählen, wann sie altern und er mit neuem Kunstschnee nachhelfen muss. «Der Schnee muss griffig sein, nicht pulverig, nicht eisig», sagt Duderstaedt. 9000 Tonnen liegen in «seiner» Halle.

Für Steven Mehlhorn vom Skiclub SC Carlsfeld im Erzgebirge sind die Bedingungen genau richtig. Eigentlich wollte er mit seinen Söhnen Arvid (9 Jahre) und Ansgar (12) zum Sommertraining auf einen norwegischen Gletscher fahren, wegen Corona war ihm die Reise zu heikel. «Wir bleiben vier, fünf Tage hier, wohnen auf dem Campingplatz und können am Nachmittag ins Schwimmbad», erzählt Mehlhorn, der die Jungs auf Wettkämpfe in Sachsen vorbereitet. Für ihn könnte die 300 Meter lange Abfahrt gern etwas vereister sein: «Dann wäre es ideal für die Erwachsenen und wir könnten als Gruppe kommen.»

Snow Dome nutzt Vorteile der Bodenkühlung

Weil die Bispinger Halle per Bodenkühlung kalt gemacht wird, ist die Luft nicht so feucht und der Schnee locker. In anderen Arenen gebe es eine Deckenkühlung, die den Schnee leichter gefrieren lässt, erklärt Duderstaedt: «Es ist energetisch sinnvoller, von unten zu kühlen.» Seit dem Umbau zur Bodenkühlung 2013 spare man 60 Prozent Energie ein. Und so darf Mehlhorn die Slalomstrecke für die Jungs auch nicht mit Slalomstangen im Boden abstecken - Hütchen müssen auf dem empfindlichen Heidegletscher reichen.

Das Austarieren der komplizierten Technik ist die ständige Herausforderung für Duderstaedt, der auch an freien Tagen in seiner Heimat im Harz die kleinen Ski-Unfälle und jede Fehlermeldung aufs Handy bekommt. Wenn es beispielsweise von der Decke tropft und schnell nachreguliert werden muss.

Technische Überwachung wichtig

Die Kältezentrale - viel zu warm und laut für Laien - ist das Herz der Wintersportarena, Duderstaedt gleitet geschickt mit einer Maus über das digitale Schaltsystem. Derzeit hängt der Temperaturmesser in der Halle noch in 2,50 Höhe, ideal wäre er ganz oben unter der Decke in 5 Metern. Wenn einmal Zeit ist, will der Fachmann mit seinem Team das Thermometer ummontieren. Aber weil das vom Land bezuschusste Hotel gerade fertigwerden musste, war auch im Sommer Hochbetrieb beim Personal.

Hinzukommt die Überwachung des Schlepp- und des Sechser-Sessellifts. «Jede Betriebsstunde schädigt Förderseil und Klemmen, unseres ist von 2013 und ich hoffe, dass es noch zwei Jahre hält», sagt der Seilbahner, der schon an einigen Skistationen im Bundesgebiet gearbeitet hat. Ein neues Seil für den Sessellift koste zwischen 80- und 100.000 Euro.

Ski-Betrieb mit Abstand und Maske

Nach fast acht Monaten Schließung läuft der Betrieb derzeit auf kleinem Niveau ohne Probleme. Abstand halten und Maske tragen gehören zu den Regeln. Auch im Lift gilt die Pflicht zum Mund-Nasen-Schutz, erst beim Ski- oder Snowboardfahren wird er abgenommen.

Und wenn die Skifahrer und Rodler um 20.00 Uhr die Piste verlassen, fängt die eigentliche Arbeit der Pistenbully-Fahrer an. Dann präparieren Duderstaedt und seine Kollegen stundenlang die abgefahrene Bahn. «Je mehr Leute die Piste benutzen, umso mehr Schnee rutscht nach unten», erzählt der Fachmann, der die Abfahrt nach getaner Arbeit bis zum Morgen mindestens acht Stunden ruhen lässt.

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