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Blick über die Altstadt: Palermo hat sich zum attraktiven Ziel für Städtereisende gemausert

Blick über die Altstadt: Palermo hat sich zum attraktiven Ziel für Städtereisende gemausert

Urlaub auf Sizilien Den Inselnorden von Palermo aus entdecken

Der Nordwesten
Siziliens
steht ein bisschen im Schatten des strahlenden Taormina, des Ätna und der Barockstädte im Osten. Dabei hat sich Palermo längst zu einem spannenden City-Ziel gewandelt. In der Nähe locken der Zingaro-Naturpark und der unvollendete Tempel von Segesta.

Frühling auf Sizilien: Ein uralter Traum, den schon Goethe uns wintergeplagten Mitteleuropäern ins Herz pflanzte. Keine zwei Flugstunden, und man landet im »Land, wo die Zitronen blühn«, wenn sich hierzulande erst zaghaft zartes Grün zeigt. Rosa leuchtende Oleanderbüsche säumen die Straßen, an Hauswänden ranken Bougainvilleen in kräftigem Pink, und an den Orangenbäumen hängt schon die pflückreife erste Ernte des Jahres. Süß und nach Sonne schmeckt der frisch gepresste Orangensaft. Bereits im Januar kommen Artischocken auf die Märkte - die Carciofi stehen im Frühjahr für wenig Geld auf vielen Speisekarten. Überhaupt das Essen: Kein Wirt, der auf sich hält, setzt seinen Gästen Pasta aus der Packung vor, Hausgemachtes ist Ehrensache! Das gilt auch für die Füllung der beliebten Schwertfischröllchen Involtini di pesce spada, die jeder Koch ein wenig anders mischt. Mit Couscous in allen Varianten grüßt im Nordwesten der Insel auch das nahe Afrika. In den Konditoreien, aber auch vielen ganz normalen Cafés ist die Auswahl an Süßem überwältigend. Unbedingt probieren muss man die Cannoli: knusprige Teigrollen, die mit süßem Ricotta gefüllt und oft mit Pistazien-Splittern veredelt sind. Urlaub auf Sizilien ist ein Genuss für die Sinne.

Urlaub auf Sizilien bedeutet aber auch weite Fahrstrecken. Schließlich ist die größte Insel des Mittelmeers mit knapp 26.000 Quadratkilometern rund siebenmal größer als Mallorca. Für entspannte Urlaubstage beschränkt man sich daher besser auf eine Region. Westlich von Palermo lässt sich mit dem Zingaro-Naturpark eine wunderbare Naturlandschaft erleben, die Strandpalette reicht von malerischen Felsbuchten bis zu feinem Sand. Mit Segesta kann man sogar antike Tempel-Atmosphäre mitnehmen. Und dann ist da Palermo selbst, noch vor 20 Jahren verrufen als Hauptstadt der Mafia und von allenfalls abblätterndem Charme. Heute ist das anders. Paläste wurden restauriert, Durchgangsstraßen in Fußgängerzonen umgewandelt. Viele Lokale distanzieren sich mit Anti-Mafia-Schildern von der Vergangenheit und verkünden: »Addio Pizzo!«, Schutzgeld ade! Und so erobert sich die Stadt ihren Glanz zurück, der von ihrer reichen Geschichte kündet. Unser Vorschlag: Flug nach Palermo, ein paar Tage in der Stadt, und dann per Mietwagen auf Erkundungstour gehen.

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PALERMO MACHT SICH SCHICK - Frisch poliert: Die Perle in der Muschel

Jahrzehntelang verschwanden die Statuen an den Quattro Canti schwarz und unansehnlich unter Abgasqualm. Heute brummt Palermos zentraler Platz, der eigentlich nur eine größere Straßenkreuzung ist, vor Leben statt vor Motorlärm: Sowohl die Càssaro genannte Via Vittorio Emmanuele als auch die querende Einkaufsstraße Via Maqueda sind mittlerweile verkehrsberuhigt. Im Zentrum fahren dürfen allerdings die neuen, kostenlosen Kleinbusse Navette, die von 7 bis 21 Uhr ihre Runden drehen und manchen Fußweg sparen. Vom Meer schottet sich Palermo weiterhin ab, obwohl seine geschwungene Bucht La Conca d′Oro genannt wird, die goldene Muschel. Der Fährhafen ist unansehnlich, einzig am kleinen Stadthafen La Cala kann man auf ein paar hundert Metern Seeluft schnuppern. Der nahe Piazza Marina ist trotz seines Namens keineswegs maritim geprägt, aber mit vielen Open-Air-Restaurants ein angenehmer Platz fürs Abendessen unter freiem Himmel - die einfache Rosticceria-Pizzeria »Pelle d′oca« auf Hausnummer 32 ist bei der Nachbarschaft beliebt (Risotti € 7,50, Hühnergerichte € 6). Eine ganz neue kleine Flanierzone mit Bars, Boutiquen und Kunsthandwerksläden entstand nicht weit entfernt im Kalsa-Viertel am Piazza Aragona, der bis 2017 noch als Parkplatz diente. Für den kostenlosen Überblick über Stadt und Bucht empfiehlt sich die Dachterrasse des Kaufhauses Rinascente (Via Roma 289), auf der man auch einen gepflegten Drink nehmen kann (Cocktails ab € 8). Noch theatralischer zeigt sich das Panorama von der Dachlandschaft der riesigen Kathedrale aus (€ 5, das Innere ist frei zugänglich).

In Palermo lohnt sich immer wieder der Blick nach oben, um prächtige Fassaden oder Dachgärten auf dem Häusermeer zu bewundern. Grandezza verströmt das Ende des 19. Jh. in klassizistischem Stil erbaute Teatro Massimo, eines der größten Opernhäuser Europas (Piazza Giuseppe Verdi, mit Führung € 8, inkl. Dachterrasse € 20, tägl., www.teatromassimo.it). Man kann es aber auch bei einem caffè im hübschen Café belassen (am Tresen € 1, draußen € 2). Das fantastische Museo Archeològico Regionale A. Salinas bietet eine Essenz des antiken Siziliens, u. a. mit wunderbar anschaulichen Metopen (Reliefplatten) aus Selinunte (€ 6, Piazza Olivella). Besten Einblick in das herrschaftliche Leben des sizilianischen Adels im 19. Jh. gibt der Palazzo Mirto mit kostbaren Möbeln, Seidentapeten und Gobelins (€ 6, Via Merlo 2).

Absolutes Highlight ist jedoch der Normannenpalast mit der Cappella Palatina (errichtet 1132-1140, Weltkulturerbe!): Ihre goldglänzenden Mosaike erzählen biblische Geschichten wie einen byzantinischen Comic-Strip (€ 11 inklusive Palazzo, Di/Mi/Do € 9, Piazza Indipendenza 1).

Noch mehr normannische Pracht wartet in dem Bergstädtchen Monreale: Der hiesige Dom, seit 2015 Weltkulturerbe, ist Siziliens größte Kirche und quillt im Inneren nur so über vor Mosaiken und Ornamenten (€ 6, Anfahrt ab Palermo mit Stadtbus-Ticket à € 1,40).

Obwohl mitten im touristischen Gebiet um die Kathedrale gelegen, serviert das Ristorante »Primi Piatti« gute Pasta um die € 8, auch Fisch ist nicht teuer (Frittura Mista € 12,50, Vicolo S. Giuseppe 2 b). In der »Libreria Dante« nahe den Quattro Canti kann man es ebenfalls bei einem Teller Nudeln belassen (€ 5-8; Via Maqueda 176). Viel Platz auf der Veranda, gute Bierauswahl (0,4 l ab € 4) und günstige Preise (Pizzen € 8, viele Salate € 7-9) bietet die »Antica Birreria Moretti« am Piazza Castelnuovo 13.

 TIPP    Für authentische sizilianische Küche steht das kleine Ristorante »Sapori Perduti«. Feste Menüs für € 25 und 30, à la carte teurer, besser reservieren (Via Principe di Belmonte 32, 0039-091-327387).

FLAIR Die »Residenza Nuvole« bei Booking.com buchen im Palazzo Principe di San Vincenzo ist einer Kunstgalerie angeschlossen, in der auch das feine Frühstück serviert wird. Stilvoll mit Antiquitäten und Kunst eingerichtete Räume, nur 200 m von den Quattro Canti, trotzdem ruhig (www.nuvoleresidenza.it).
€€€€ Zentral im Kalsa-Viertel bietet das »Grand Hotel Piazza Borsa« bei Booking.com buchen in einem ehemaligen Bankgebäude mit Innenhof und Terrasse elegante, geräumige Zimmer (www.piazzaborsa.it).

GEHEIMNISVOLLES SEGESTA - Erhaben: Tempel mit Weitblick

Wer ein bisschen die spezielle Atmosphäre Innersiziliens schnuppern möchte, kann das bestens mit einem Abstecher zu einer der geheimnisvollsten Tempelanlagen der Insel verbinden. Das 21 x 56 Meter große Heiligtum steht auf uraltem Boden, gehörte es doch zu einer der größten Städte der Elymer. Wohl um 430 v. Chr. wurde es in dorischem Stil errichtet, aber nie fertiggestellt: Wer griechische Tempelbaukunst studieren möchte, sieht hier noch die Steinnasen, die für die Befestigung von Transportseilen genutzt und später eigentlich abgeschlagen wurden. Auch zeigen die 36 Säulen noch keinerlei Oberflächengestaltung, sind also noch ohne Kannelierung. Aus der Ferne betrachtet, wirkt der Tempel besonders harmonisch. Auf dem Hügel gegenüber liegen die Reste eines Amphitheaters aus dem 3. bis 2. Jh. v. Chr. (Eintritt für den gesamten Archäologischen Park € 6, tägl. geöffnet).

 TIPP    Das Restaurant des Bauernhofs Baglio Pocoroba bietet für € 30 ein festes Menü aus hofeigenen Bio-Produkten mit üppigen Antipasti, Nudeln, Grillfleisch, Salat, Dessert, Wasser, Wein und Kaffee. Es gibt auch einige schlichtschöne Zimmer in dunklem Holz, teils mit Balkon (www.pocoroba.it).

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PUBLIKUMSMAGNET SCOPELLO - Das kleine Dorf und der Naturpark

Außerhalb der Saison kann man sich gar nicht vorstellen, wie voll es in dem winzigen, keine 100 ständige Einwohner zählenden Dörfchen werden kann. Als Ausgangspunkt zur Riserva Naturale dello Zingaro, Siziliens erstem, 1981 ausgewiesenen Naturpark, zieht es im Sommer Urlauber wie Naherholer aus Palermo an. Flache alte Häuser umrahmen den entzückenden Dorfplatz, auf dem man sich Jahrzehnte in der Zeit zurückversetzt fühlt. Vor einer aufgegebenen Thunfisch-Fabrik setzen Felsklippen die wildschöne, zerklüftete Landschaft des Zingaro- Naturparks fort - hier reihen sich im Sommer die Liegestühle (€ 5). Im Park, dessen Eingang rund zwei Kilometer von Scopello entfernt liegt, kann man auf mehreren Routen von einer bezaubernden Felsbucht zur nächsten wandern (Park-Eintritt € 5, www.riservazingaro.it).

 TIPP   Ideal als Imbiss für den Zingaro-Ausflug ist Pane Cunzato, die sizilianische Variante des belegten Brotes, die es mit Tomaten, Öl, Sardellen, Oregano und Mozzarella für € 3 in der kleinen Bäckerei Panificio di Stabile e Anselmo gibt (Via Galluppi 5). Sehr schön mit Meerblick sitzt man auf der Terrasse des Hotel-Restaurants »La Tavernetta«, das für seine gute Fischküche bekannt ist (Menü mit Wein um € 35/Pers., Via Armando Diaz 3).

€€€ Helle Zimmer mit guten Betten, Kühlschrank, Aircon und Heizung (!) hat die »Pensione Tranchina« (www.pensionetranchina.com). Prima Frühstück, auch der HP-Aufschlag lohnt sich.
€€€ Alle 21 Zimmer des charmanten kleinen Hotels »Torre Bennistra« bei Booking.com buchen glänzen mit Meer- oder Bergblick, die meisten mit kleinem Balkon. Schöne Terrasse fürs Frühstück (www.hoteltorrebennistra.it).


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BADEORT VITO LO CAPO - Bildschön: Diva mit Sandstrand

Bewacht von kahlen Felsbergen, säumt der feinsandige Strand rund zwei Kilometer lang in weitem Bogen ein fast unwirklich türkisblaues Meer - kein Wunder, dass San Vito zu den beliebtesten Badeorten Siziliens gehört. Bettenburgen gibt es trotzdem nicht, stattdessen weiß gekalkte Häuser, kleine Privathotels und eine gute Auswahl an feinen Restaurants. Mit rund 5.000 Einwohnern ist San Vito deutlich lebendiger als Scopello, Fußgängerzonen wie die Via Savoia laden zum Bummel ein. Schon im Mai ist San Vito durchaus gut besucht - ganz besonders zum Festival Internazionale degli Aquiloni Ende des Monats, wenn die Fans bunter Lenkdrachen am Strand ihre Künste zeigen und im ganzen Ort gefeiert wird. Der Nordeingang des Zingaro-Naturparks (Eintritt € 5) liegt rund zwölf Straßenkilometer entfernt - eine landschaftlich reizvolle Tour oberhalb der Küste.

 TIPP    Das kleine, elegante »Ristorante Syrah« mit Außenterrasse ist bekannt für gute Fischgerichte und Couscous (mit Fisch € 15; besser reservieren: 0923-972028, Via Savoia 5). Gute Nudelgerichte mit den typischen langen, spiralförmigen Busiate der Provinz Trapani serviert das freundlich geführte Ristorante »Crik-Crok« um € 14 (Via R. Margherita 99).


€€€ Fast direkt am Strand liegt das »Hotel & Apartments Egitarso« bei Booking.com buchen mit schöner Terrasse. Die Zimmer fallen unterschiedlich aus (ob im Hotel oder einer der Dependancen), viele schön renoviert mit Holzböden und bunten Fliesen (www.hotelegitarso.it).
€€€ Nur wenige Minuten vom Strand liegt das »Zingaro Hotel« bei Booking.com buchen , mit schlicht-schönen Zimmern mit kräftigen Farbakzenten (www.zingarohotel.com).
€€€€ Geschmackvoll eingerichtete Zimmer hat direkt am Strand das »Hotel Capo San Vito« bei Booking.com buchen (www.caposanvito.it).

 Unsere Autorin empfiehlt    Besuch der Höhlenkirche


Von der Decke der Höhlenkirche tropft Karstwasser, das selbstverständlich als heilkräftig gilt. Brautkleider, Krücken und andere Devotionalien zeugen vom Beistand der Heiligen Rosalia in allen möglichen Lebenslagen. Bereits im 12. Jh. in der abgelegenen Höhle auf dem Monte Pellegrino als Einsiedlerin gestorben, wurden Rosalias Gebeine 1624 entdeckt und sorgten sogleich dafür, dass eine schreckliche Pest-Epidemie in Palermo ein Ende fand. Auch heute noch ist ihr Heiligtum auf dem Berg ein Wallfahrtsort. Hin kommt man mit Auto oder Stadtbus 812 (€ 1,40). Viel schöner ist aber die Wanderung ab den Ex Scuderie Reali (Haltestelle der Buslinie 806 ab Teatro Politeama nach Mondello) durch eine steile Schlucht hinauf und zurück über den alten Pilgerpfad. Vom Pizzo Monaco ein Stück oberhalb des Heiligtums reicht der Blick weit über die Bucht von Palermo. Zurück geht es wiederum per Bus (721 ab Haltestelle King/Scala Vecchia bis Piazza Crispi und weiter ab Via della Libertà mit 101 ins Zentrum, www.amat.pa.it).

€ einfach €€ einfache Mittelklasse €€€ gehobene Mittelklasse €€€€ anspruchsvoll


Autorin: Anja E. Schröder (4/2018)

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