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Normalerweise sind die Pyramiden von Gizeh die meistbesuchte Sehenswürdigkeit des Landes. Doch zurzeit herrscht gähnende Leere.

Normalerweise sind die Pyramiden von Gizeh die meistbesuchte Sehenswürdigkeit des Landes. Doch zurzeit herrscht gähnende Leere.

Foto: Annette Reuther

Ägypten Nach der Revolution fehlen die Touristen

Die Pyramiden ganz für sich allein? Menschenleere Tempel in Luxor? Seit der Revolution vor knapp einem Jahr bleiben in Ägypten die Touristen weg. Für die Menschen dort ist das eine Katastrophe. 

Vor dem abgefackelten Haus sitzt ein Pharao. Als wäre nichts passiert. Die Hände ruhen auf den Oberschenkeln, steinern, für immer. Kein Protest scheint der Statue im Vorgarten des Ägyptischen Museums in Kairo etwas anhaben zu können. Auch wenn der Brand der Parteizentrale des gestürzten ägyptischen Machthabers Husni Mubarak gefährlich nahe an die Schätze des Museums gekommen ist. Der Tahrir-Platz liegt von hier nur einige Meter entfernt. Hier begann vor einem Jahr die Rebellion, die das Land umgewälzt hat - und die Touristen immer noch verschreckt.

Seitdem herrscht auch im Ägyptischen Museum eines: Leere. Wo Reiseführer beschreiben, wie sich die langen Schlangen an den Schaltern am besten vermeiden lassen (im Morgengrauen kommen!), hat sich nun nur ein Pärchen verloren.

Ähnliche Szenen an den Pyramiden von Gizeh, sonst wohl eine der überlaufensten Sehenswürdigkeiten der Welt. Kaum Touristen. Kaum Geschäft für die Kameltreiber, Kutschenfahrer und Plastikpyramiden-Verkäufer. »Revolution price, cheap cheap«, rufen sie denen im Chor zu, die dennoch gekommen und nun dem Ansturm der Verkäufer noch geballter ausgesetzt sind.

Der Arabische Frühling hat dem Sektor nach Angaben des Tourismusministeriums im vergangenen Jahr Einbrüche von einem Drittel im Vergleich zum Vorjahr beschert. Das Geschäft mit den Urlaubern ist einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren in Ägypten. Auch wenn die Reiseveranstalter überzeugt sind, dass sich der Tourismus wieder erholen wird, wirkt das vor Ort anders. Für viele Ägypter ist das eine Katastrophe.

Nicht nur in Kairo, wo die Proteste immer wieder aufflammen, fehlt zahlungskräftige Kundschaft. Talat Mulah sitzt in seinem Camp am Rande der Weißen Wüste, von seinem Korbstuhl bis zum Tahrir-Platz sind es rund 400 Kilometer. Doch fühlt sich Talat so, als würden die Protestierenden direkt in seinem Eden-Camp stehen. »Es kommen keine Touristen mehr. Die denken, ganz Ägypten ist gefährlich. Aber hier passiert rein gar nichts, kein einziger Demonstrant ist hier«, sagt er und inhaliert den parfümierten Rauch seiner Wasserpfeife.

Was er von der Idee der Revolution hält? »Phh«, sagt Talat und deutet auf ein paar halbfertige Bungalows, die er eigentlich vergangenes Jahr fertigbauen wollte. »Kein Geld mehr«, sagt er. Jeder Tote, jedes Bild von Gewalt auf dem Tahrir bedroht auch seine Existenz. Sein Bruder Mohammed sieht es ein wenig optimistischer: »Für uns ist es schwer, für unsere Kinder gut.«

Es ist gerade Hochsaison, in der normalerweise Touristenbusse Menschenmassen im Sekundentakt ausspucken. »Es tut einem leid für die Menschen hier, aber für uns ist es das Paradies«, sagt Rosalia Saavedra aus Spanien, die schon oft in Ägypten war. Sie schwärmt von Luxor, wo sie dieses Mal praktisch alleine durch das Tal der Könige wandern konnte.

Auch am Tempel von Hatschepsut schleppen sich nur ein paar japanische Touristen in der Hitze die Treppen zu dem kolossalen Gebäude hoch. Mohammed sitzt in seinem Souvenirladen im Souk von Luxor, auch hier wieder der Hinweis: »Revolution price!«, beim Nachbarn steht auf einem Schild sogar schon »Recession price«.

Ausschlaggebend, ob die Touristenscharen wiederkommen, wird die politische Entwicklung des Landes sein. Der Sieg der Islamisten und Berichte, wonach in Ägypten eine Religionspolizei nach saudischem Vorbild und ein Bikini-Verbot eingeführt werden sollen, dürften die Reisenden allerdings weiter eher skeptisch stimmen. Auch günstige Revolutionspreise helfen da nicht.

(25.1.2012, dpa) 

 

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