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Der Morne Brabandt ist eine Herausforderung für Wanderer

Der Morne Brabandt ist eine Herausforderung für Wanderer

Eine Trauminsel feiert Mauritius ist 50 Jahre unabhängig

Vor 50 Jahren haben die Briten sich von der Tropeninsel zurückgezogen und die Insulaner in die Unabhängigkeit entlassen.

Am 12. März 2018 feierte Mauritius Geburtstag. Nach 150 Jahren britischer Herrschaft wurde das Commonwealth-Mitglied 1968 in die Unabhängigkeit entlassen. Genau 24 Jahre später bekam der kleine Inselstaat im Indischen Ozean eine Verfassung und wurde Republik. Das Jubiläum wird auf Mauritius mit Paraden und viel Trara gefeiert. Nicht ohne Grund, schließlich leben hier die unterschiedlichsten Religionen friedlich zusammen. Keine Selbstverständlichkeit in der in vielen Regionen zerstrittenen Welt.

Hindus, Muslime, Christen und Buddhisten wohnen auf Mauritius Tür an Tür. Kirchen, Moscheen und Tempel stehen in enger Nachbarschaft. Und bei den beliebten Familien-Picknicks am Strand sieht man Saris ebenso wie das muslimische Kopftuch oder ein christliches Kreuz im Ausschnitt eines Mädchens. Großfamilien karren ihren halben Hausrat an, andere machen Brotzeit aus dem Kofferraum und lassen auch ein paar räudige Katzen daran teilhaben. Fröhliches Stimmengewirr liegt in der Luft, die Menschen genießen, was ihre Insel ihnen bietet, eine Welt im Kleinen.

Die Farben der Flagge spiegelt die Vielfalt wieder
Die Farben der Nationalflagge bilden die Vielfalt der Insel ab: Blau symbolisiert den Indischen Ozean drumherum. Gelb steht für Sonnenschein und »das Licht der Selbstständigkeit, das jetzt über der Insel leuchtet.« Grün versinnbildlicht die reiche Vegetation und Rot erinnert schließlich an das zur Zeit der Sklaverei vergossene Blut.

Natürlich war das Leben auf Mauritius nicht immer so friedlich wie heute. Der Morne Brabant, ein wuchtiger Felsbrocken am Meer, ging als Schicksalsberg der Sklaven in die Inselgeschichte ein. Anfang des 19. Jahrhunderts diente der schroffe Felsen vielen entflohenen Sklaven als Zufluchtsstätte. Hier fühlten sie sich sicher vor den Kolonialherren, unter deren Knute sie gelitten hatten. Sie versteckten sich in Höhlen und gründeten sogar kleine Siedlungen auf den bewaldeten Höhen. Was draußen passierte, interessierte sie nicht. So erfuhren sie auch nicht, dass die englischen Kolonialherren die Sklaverei abgeschafft hatten. Als schließlich Polizeitrupps zum Morne Brabant kamen, um den Sklaven die frohe Botschaft ihrer Freiheit zu überbringen, fürchteten sie, erneut in Fesseln gelegt zu werden. Verzweifelt stürzten sie sich von den Felsen in den Tod. Diese Geschichte hat sich in immer neuen Variationen tief in die kreolische Kultur der Insel eingegraben.

Zac (22) hat französische Wurzeln, seine Familie lebt aber seit Generationen auf Mauritius. Er sieht sich als Mauritianer wie Nico (27). Beide kennen die Geschichte und erzählen sie auch gerne. Als Bergführer bringen sie Touristen auf den Gipfel des 556 Meter hohen Felsmonolithen, dorthin, wo ein großes Stahlkreuz an den Tod der Sklaven und an die Befreiung von der Sklaverei erinnert.

Urlauber können den Morne Brabant besteigen
Es ist ein schweißtreibendes Unterfangen, diesen mächtigen Berg zu bezwingen. Trügerisch leicht ist nur der Anfang, ein sanft ansteigender Weg, der in einen schmalen Pfad mündet. Hier schon scheiden sich die Wanderer: Die mit den Turnschuhen bleiben zurück, die anderen schlagen sich durch die Büsche, stolpern über Wurzeln und loses Lavagestein bergan. Tiefblaue Schmetterlinge flattern auf, Vögel tirilieren, dann rauscht ein Regenguss vom Himmel. Der Pfad wird glitschig, dann lichtet sich das Gebüsch und gibt den Blick frei auf die letzte Etappe im Fels. Wo da ein Weg sein soll wissen die Götter – und Zac. Spätestens jetzt ist klar, dass der Morne Brabant ein harter Brocken ist. »Alles easy«, beruhigt Zac, »wenn ihr aufpasst, ist nichts gefährlich«. Die inzwischen stark geschrumpfte Gruppe stöhnt auf. Aber jetzt will keiner mehr umkehren. Das Ziel ist zu nahe. Aus dem Wandern wird Klettern, nur hin und wieder hilft ein Seil beim Überwinden exponierter Stellen. Es geht steil bergauf, ein falscher Schritt könnte verhängnisvoll sein. So sucht jeder, so gut wie möglich im Fels Tritt zu fassen, klammert sich an Baumwurzeln und Gestein, um sich hochzuziehen. Manchmal hilft auch die Hand des Vorgängers oder des Nachkommenden.

Dann ist der Gipfel erreicht. Erleichterung macht sich breit, Begeisterung über den grandiosen Ausblick, der hart erkämpft wurde. Doch beim Blick nach unten und dem Gedanken an die Menschen, die sich einst von den Felsen zu Tode stürzten, überkommt manchen das große Schaudern.

Ganz nach oben darf niemand: Der eigentliche Gipfel steht unter Naturschutz, weil dort Pflanzen wachsen, die es nirgendwo sonst gibt. »Deshalb ist der Morne Brabant nicht nur Weltkultur- sondern auch Weltnaturerbe,« agt Zac. Unterwegs hat er seinem Trüppchen schon die Nationalblume der Insel gezeigt, die Trochetia boutoniana, eine rot blühende Malvenart, die nur hier und über 400 Metern Höhe wächst.

Mauritius hat mehr als nur schöne Strände
Nicht bloß eine, sondern sieben Farben hat die Erde bei Chamarel. Eigentlich ist es ein Braun in allen Schattierungen von Ocker bis Lila. Aus einer Ecke tönt Edith Piafs »Non, je ne regrette rien«. Pärchen wandern eng umschlungen den Rundweg entlang. Am Aussichtspunkt gegenüber dem Wasserfall, der sich über einen sichelförmigen Felsabbruch ergießt und dessen Gischt einen flüchtigen Regenbogen zaubert, ist dann Fototermin. Ernst schauen die meisten, mit großen Augen die Kinder, wie früher beim Fotografen. Ein Augenblick wird eingefangen, gerinnt schon jetzt zur Erinnerung.

Fototermin auch am Grand Bassin. Hindu-Tempel, grellfarbige Götterfiguren, Opferschreine: An diesem Kratersee, wo eine gigantische Statue des Gottes Shiva über die gewaltige Auffahrtsallee wacht, über die am Maha Shivaratree, der Nacht Shivas, hunderttausende Gläubige ziehen, fühlt man sich nach Indien versetzt. Frauen in farbenfrohen Saris und Priester im traditionellen Dhoti bringen in den Tempeln ihre Gaben dar und versenken nach der Weihe die Opferschalen im See – die Fische warten schon darauf. Den Hindus ist der See heilig. Ganga Talao nennen sie ihn. Denn der Legende nach hat Gott Shiva bei einem Aufenthalt auf Mauritius Wasser aus dem Ganges, das er in einem Krug auf dem Kopf trug, in dem Kraterloch verschüttet – so entstand das Grand Bassin als spirituelle Zentrum der Hindus.

Welch ein Gegensatz zur quirligen Inselhauptstadt Port Louis, die mit ihrer modernen Waterfront fast europäisch anmutet. Die Altstadt hat punktuell Geschichte bewahrt: Chinatown mit den pagodenartigen Häusern, die mehr oder weniger dem Verfall preisgegeben sind, das Postmuseum mit der berühmtesten Briefmarke der Welt, der Zentralmarkt. Durch die engen Gassen drängen sich Massen von Menschen, mit Mofas, Fahrrädern und zu Fuß. Bettler halten die Hand auf, Händler preisen ihre Waren an, Kinder kreischen. Autos hupen, und auf den Bürgersteigen ist kein Durchkommen, weil Händler und Passanten sich gegenseitig den Platz streitig machen. Doch alle sind freundlich, reden gerne und erzählen aus ihrem Leben und von ihrer Insel. Mauritius ist weit weg vom Weltgeschehen. Seine Menschen sind mit wenig zufrieden.

Doch die Zukunft wirft auch hier ihre Schatten voraus – mit gläsernen Bürotürmen, die in den Himmel wachsen. Modernste Technologie soll für Mauritius, das Jahrhunderte lang vom Zuckerrohranbau lebte, ein neues Standbein werden. Im Internet wird für den Standort als »outsourcing destination with a difference« geworben, als ideales Ziel für ausgelagerte Arbeitsplätze also. Unter Afrikas Volkswirtschaften hat sich die multikulturelle Insel als Musterschüler erwiesen – auch dank des Tourismus aus aller Welt.

Weitere Informationen:
Mauritius, Aviareps Tourism, Josephspitalstr. 15, 80331 München, 089-552533825, tourism-mauritius.mu/de. Auf der Insel leben Menschen mit indischen, chinesischen, afrikanischen, französischen und englischen Wurzeln. Als erste Siedler waren die Holländer da, von ihnen blieb kaum etwas. Dann kamen die Franzosen, noch heute wird auf Mauritius viel Französisch gesprochen. England war bis zur Unabhängigkeit 1968 die letzte Kolonialmacht. Es hinterließ den Linksverkehr und Englisch als Amtssprache. Daneben wird auf Mauritius aber auch Hindi gesprochen und Kreol Morisien, ein auf dem Französischen basierendes Kreolisch. Hauptstadt der repräsentativen Demokratie ist Port Louis. In Mauritius und auf der dazugehörenden Insel Rodrigues wohnen 1,2 Millionen Menschen.

Flug (Preise ohne Gepäck): Condor (condor.de) fliegt ab 349,90 Euro von Bremen, Frankfurt, Düsseldorf und München nach Mauritius. Mit Eurowings (eurowings.com) kommt man im April ab 199,99 Euro von München oder Köln/Bonn nach Mauritius. Von Hamburg, Berlin-Tegel und Leipzig kosten die Flüge ab 249,99 Euro.

Bezahlen: Währung ist die Mauritius Rupie, 40,73 Rupien entsprechen derzeit (Stand März 2018) in etwa einem Euro.

Wohnen: Man muss nicht im Luxushotel absteigen, um auf Mauritius Urlaub zu machen. Es gibt auch Privatquartiere und Ferienwohnungen (authentic-hotels-mauritius.com), in denen man ab 23 Euro pro Pers. und Tag relativ günstig unterkommen kann. Drei Tage mit Flug im Fünfsternehotel Lux Le Morne zahlt kosten derzeit bei Tui (tui.com) ab 1.114 Euro, im Beachcomber Royal Palm in Grande Bay ab 2.351 Euro. Morne Brabant, trekkingmauritius.com/the-morne-brabant-trekking-mauritius: Für Aufstieg und Rückweg auf den Morne Brabant sollte man gut dreieinhalb Stunden einplanen. Wichtig sind festes Schuhwerk, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. An heißen Tagen unbedingt reichlich Trinkwasser mitnehmen. Der Berg liegt auf privatem Land und kann nur mit Führer bestiegen werden. Bei Tui kostet die Tour 40 Euro pro Person.

(14.03.2018, srt)

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