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Chefchaouen schmiegt sich in 600 Metern Höhe an die Füße zweier Berge.

Chefchaouen schmiegt sich in 600 Metern Höhe an die Füße zweier Berge.

Marokko In Chefchaouen dem Trubel Marokkos entfliehen

Nach Marokko kommen Urlauber, um den Orient zu sehen, zu riechen, zu schmecken. Doch manchmal wird es zu viel der Eindrücke. Wer Lärm und Hitze entfliehen möchte, sollte in die Berge nach Chefchaouen fahren.

Hitze, Staub, Stimmengewirr. Klapprige Esel, die sich wild fauchend durch die engen Gassen zwängen und die Menschen vor sich fast umrennen. Schlachter, die auf offener Straße Hühnern die Kehle durchschneiden. Der Geruch nach Gewürzen und Müll. Wer auf eigene Faust durch Marokko reist, trifft überall auf solche Szenen, durchaus reizvoll, auf Dauer aber auch anstrengend.

Chefchaouen, eine kleine, abgelegene Provinzhauptstadt im grünen Norden des Landes, ist ganz anders. Wer während einer Marokko-Rundreise ein paar Tage Entspannung braucht, kann sie hier finden, in einer von Grün umgebenen Bergstadt mit blauen Gassen, arabischer Tradition und andalusischem Flair.

Die Luft wirkt hier in 600 Metern Höhe frisch, auch in der Medina, der von einer Mauer umgebenen Altstadt. Auf dem Place Outa el-Hammam hocken alte Männer in traditionellen Gewändern gelassen im Schatten und beobachten das Treiben in den Cafés und Restaurants. Kätzchen streunen zwischen Stühlen und Tischen umher in der Hoffnung auf leckere Happen. Die Kellner servieren Tajine, das marokkanische Lehmgefäß, in dem gewürztes Fleisch und Gemüse geschmort wird.

Beherrscht wird der Platz des 35 000-Einwohner-Städtchens von der Moschee »El Masjid El Aadam«. Der Stadtgründer Ali Ben Moussa Ben Rached El Alami ließ sie 1471 erbauen, nachdem er aus Andalusien hierher gekommen war. Auffallend ist das achteckige Minarett. Hinter der Moschee ragen die Berge auf, die der Stadt den Namen geben: »Die zwei Hörner« heißt Chefchaouen in der Sprache der Berber.

Ende des 15. Jahrhunderts kamen viele aus Andalusien vertriebene Muslime nach Chefchaouen. Ihnen verdankt die Stadt die Bauweise der verwinkelten Gassen und der weiß und blau gestrichenen Mauern. Über Jahrhunderte galt Chefchaouen als heilige Stadt. Bis 1920 blieb sie für Nichtmuslime gesperrt.

Abends wirkt die Medina besonders beeindruckend. Während der Muezzin vom Turm der Moschee ruft und die Gläubigen herbeiströmen, strahlen die nahen Berge in goldenem Licht. Wer bleiben will, findet auch spät noch ein Bett in einem der vielen Hotels. Ein sauberes Doppelzimmer mit Mosaiken an der Decke kostet nicht mehr als 150 Dirham, umgerechnet etwa 15 Euro. Fast alle Hotels haben eine Dachterrasse, von der man weithin das Umland überblickt. Wer will, kann zumindest im Sommer auch hier für kleines Geld schlafen. Auf der Terrasse weht eine angenehme Brise, der Blick in den Sternenhimmel ist unbezahlbar.

Zum Frühstück aus frischer Minze, Baguette und Marmelade setzt man sich am besten in eines der Cafés auf dem Place Outa El-Hammam. Danach lohnt ein Gang durch die Gassen, die sich steil bergan winden. Angestrahlt von der Morgensonne, leuchten die Mauern in einem fast unwirklichen Himmelblau. Das Blau, so sagen die Einheimischen, helfe gegen den bösen Blick, der Unheil über eine Person bringen kann.

Wer die Medina Richtung Norden verlässt, ist schnell in den Bergen. Nach einer halben Stunde Fußmarsch steil bergauf öffnet sich ein weiter Blick auf Chefchaouen. Die von der alten Mauer umschlungene Altstadt leuchtet weiß und blau, das Tal ringsum strahlt grün. Eine Frischzellenkur für überreizte Urlaubernerven.

(05.01.2011, dpa)
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