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Wie ein 1700 Kilometer langes grünes Band zieht sich der Nil durch die Wüste

Wie ein 1700 Kilometer langes grünes Band zieht sich der Nil durch die Wüste

Nilkreuzfahrten Ägypten mit dem Schiff erkunden

Nilkreuzfahrten zu Ägyptens Hochkulturen sind nach langer Kriese wieder ein touristischer Evergreen.

Über riesige, vom Wasser rundgeschliffene Felsen und Steinstufen fließt der Nil. Zierliche Segelschiffe, Felukken, ankern am Ufer. Hohe Palmen ragen in den blauen Himmel. Den Hintergrund begrenzen die Berge der Nubischen Wüste. Dahinter beginnt die Sahara - 7000 Kilometer Sand bis zum Atlantik. Genau da, wo die Flussinsel Elephantine dem Festland ganz nahe kommt, thront auf einem wuchtigen Granitfelsen das Old Cateract Hotel mit seiner legendären Terrasse. Wer hier seinen Tee nimmt, der genießt eines der berühmtesten Panoramen Ägyptens: eine orientalische Landschaft voller Romantik und Frieden. Wegen dieser Aussicht ließ 1899 der britische Reisepionier Thomas Cook das Grandhotel in Assuan bauen. Er witterte dicke Geschäfte.

Extreme Gegensätze sind der Grund, warum Ägypten nie aufhört, zu faszinieren. Der Nil ist seit Jahrtausenden die Lebensader des Landes, denn der Strom nimmt zwar nur acht Prozent der Landmasse ein, aber er beherbergt entlang seiner fruchtbaren Ufer fast die gesamte Bevölkerung von inzwischen 93 Millionen Ägyptern.

Das andere Extrem besteht in der Tatsache, dass Ägypten heutzutage mit vielen hausgemachten Widrigkeiten und Armut kämpft. Der Durchschnittsverdienst liegt bei 260 Euro pro Monat - soweit die Theorie. In der Praxis zählt bereits ein Gehalt von 80 Euro als nicht schlecht. Aber 1500 vor Christus war das Land bereits so hervorragend organisiert, dass es seinen Pharaonen gigantische Tempel und raffinierte Gräber ermöglichte. Zu dem Zeitpunkt herrschte jenseits der Alpen gerade die Bronzezeit und einfache Hügelgräber galten als Errungenschaft.

Reisende wollen staunen und inspiriert werden Assuan ist oft der aufregende Anfang oder das idyllische Ende dieser Sehnsucht. Denn zwischen hier und dem rund 200 Kilometer entfernten Luxor im Norden verläuft die populärste Nilroute gespickt mit Höhepunkten, die fast jeder vom Hörensagen kennt. Die vier 20 Meter hohen Ramses-Statuen von Abu Simbel, die drei Terrassen des Tempels der Hatschepsut und das Tal der Könige - wer hat nicht schon einmal ein Foto davon gesehen? Doch Bilder können die Proportionen und die Aura der Tempel nicht vermitteln. Der Größenwahn der Pharaonen beeindruckt immer noch. Und wenn fein gemeißelte Reliefs mit den Geschichten von Isis und Osiris, von Tod und Sonnenkult erzählen, dann erwecken sie die meterdicken Tempelmauern zu Leben.

Immer schon war die Nilfahrt dabei die bequemste Art, die Kultstätten der Pharaonen zu besuchen. Zuerst waren es Raddampfer und Felukken, die prominente Gäste wie Agatha Christie nahmen. Sie verbrachte in den 1930er Jahren ein paar Monate im Old Cataract Hotel und schrieb dort ihren Bestseller »Tod auf dem Nil«. Mittlerweile kreuzen exklusive Hausboote und komfortable Hotelschiffe auf dem Strom. Damals wie heute zog das rustikale Leben am Ufer im Zeitlupentempo vorbei.

Doch der Klassiker Nilkreuzfahrt kennt wie der gesamte Ägypten-Tourismus große Krisen. Kurz nach dem Arabischen Frühling 2011 stürzte das Land ins Chaos. Das Auswärtige Amt sprach Teilreisewarnungen für Kairo und Alexandria aus. Der nächste Einbruch folgte 2013, als der heutige Staatspräsident Abdel Fattah al-Sisi die Macht übernahm. Zwei Monate lang warnte das Außenministerium ausdrücklich vor Nilkreuzfahrten. Für Reiseleiter wie Hani, der wie viele seiner Kollegen selbstständig ist, bedeutete das: viele Monate keine Arbeit. Was hat er getan? »Gewartet«, sagt Hani und zuckt mit den Schultern, »was kann man schon machen?«

Die Touristen kommen zurück Die Badeziele rund um Hurghada wie etwa El Gouna haben als erste wieder vom ewigen Sonnenhunger Europas profitiert. Obwohl Ägypten noch weit entfernt vom Rekordjahr 2010 ist, als rund 15 Millionen Urlauber - darunter über eine Million Deutsche - ins Land am Nil reisten, ist die Hoffnung zurückgekehrt.

Nur die Russen fehlen noch. Seit dem Abschuss einer russischen Maschine mit über 200 Insassen 2015 über dem Sinai gibt es keine Nonstop-Flüge nach Ägypten mehr. Zudem bleibt der Nordsinai, wo Ende November Terroristen ein Massaker anrichteten, Sperrgebiet. Für diese Zone an der israelischen Grenze gilt seit vielen Jahren eine Teilreisewarnung des Auswärtigen Amts.

Auch die Nilkreuzfahrt spürt den Aufwind deutlich. Von den über 300 Schiffen gehen immer mehr wieder in Betrieb. Viele wurden während der Saure-Gurken-Zeit renoviert und modernisiert. Waren noch vor zwei, drei Jahren maximal 30 bis 40 Schiffe unterwegs, verkehren derzeit etwa 100 Hotelboote auf dem Nil. Die Tempel sind also nicht mehr ganz so menschenleer wie noch vor einem Jahr, aber von Warteschlangen oder Gedränge kann nicht die Rede sein. Nur die vielen chinesischen Reisegruppen fallen auf. Sie haben Ägyptens Tourismus über Wasser gehalten.

Hani und viele seiner Kollegen setzen jedoch auf die Deutschen. Und das nicht nur, weil sie Deutsch gelernt haben und oft ausgebildete Ägyptologen sind. Nilreisen fordern sie mehr heraus, als immer nur Gäste vom Flughafen abzuholen und mit allen Koffern heil im Badehotel abzuliefern. »Paris, Brüssel, Berlin - Terror gibt es doch überall«, sagt Hani und versteht nicht, warum viele immer noch Vorbehalte haben, nach Ägypten zu reisen. Die politische Lage hat sich am Nil seit 2013 stabilisiert, Sisi regiert mit eiserner Hand. Metalldetektoren an den Hoteleingängen, Autokontrollen, Straßenschwellen und bewaffnete Sicherheitskräfte an Brücken, Checkpoints, in Wachtürmen und eine zeitraubende Flughafenkontrolle - Ägypten geht auf Nummer sicher. Aber rüstet in diesen Zeiten nicht auch Europa auf?

Hani blickt trotzdem zuversichtlich in die Zukunft. Alle deutschen Veranstalter haben ihre Flugkapazitäten nach Ägypten aufgestockt. Der ägyptische Staat hilft mit Subventionen noch ein wenig nach und fördert vor allem Flüge nach Assuan und Luxor, um das Geschäft mit den Nilreisen wieder anzukurbeln. Zugleich sind die Hotels günstig wie lange nicht und die Abwertung des ägyptischen Pfunds macht das Leben für Eurobesitzer sehr erschwinglich. Nicht nur Reisepionier Thomas Cook rechnete vor über 100 Jahren mit dicken Geschäften am Nil, auch die Reisebranche von heute setzt wieder auf Ägypten und den Klassiker Nilkreuzfahrt.

Weitere Informationen: Ägypten ist ein ideales Reiseziel im Winter. Dank des Wüstenklimas regnet es nicht und es herrschen tagsüber fast immer Temperaturen um die 20 bis 25 Grad. Egyptair fliegt von allen großen deutschen Städten direkt nach Luxor. Nilkreuzfahrten hat jeder große Veranstalter - von Thomas Cook bis Tui - im Programm. Besonders viele Kreuzfahrtkombinationen unterschiedlichster Länge und mit Badeaufenthalten bietet Ägypten-Marktführer FTI (www.fti.de). Eine Kurz-Kreuzfahrt mit vier Übernachtungen inklusive Transfer vom Badeort, Reiseführer und Vollpension kostet ab 395 Euro pro Person auf dem Fünfsterne-Superior-Schiff MS Kahila. Eine Woche auf dem gleichen Schiff kosten mit Flug ab Deutschland, Reiseführung und Vollpension ab 595 Euro.

(01.03.2018, srt)

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