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Fernreise mal anders: Radtouren in Sri Lanka

Sri Lanka lässt sich auch mit dem Rad entdecken

Sri Lanka aktiv Fernreise mal anders: Radtouren in Sri Lanka

Wem es am Traumstrand in Sri Lanka zu langweilig wird, nimmt sich einen Guide und entdeckt das Hinterland per Rad.

In der alten Edelsteinstadt Galle herrscht der tägliche Verkehrswahnsinn: Laute Busse, abgasgeschwängerte Luft, klapprige Lastwagen, knatternde Tuk Tuks, dazwischen Fahrräder, Ochsenkarren, Fußgänger, dazwischen versucht die ein oder andere Kuh, die Straßenseite zu wechseln. Auf der einen Seite stehen gläserne Shopping Malls, daneben der gesichtslose des Busbahnhofs, auf der anderen Seite die Mauern des ehemaligen holländischen Forts mit unzähligen Tagestouristen davor. Das Inselparadies hat in den Städten längst seine Unschuld verloren.

Keine drei Kilometer weiter ein komplett anderes Bild: Ein kleines Haus unter Kokospalmen und Mangobäumen, viel Grün drumherum, die Geräuschkulisse bestimmen Vögel und spielende Kinder. Über den Hof huscht ein Huhn. Über die Szenerie wacht eine kleine Buddha-Statue auf einem mit Blumen geschmückten Podest. Hier am Ortsrand von Galle startet die Radtour »Paddy and Lake Trail«, mit dem Mountainbike zu Reisfeldern und Seen.

Mit dem Fahrrad durch die Reisfelder
Die »Bergräder«, die übrigens richtig gut in Schuss sind, müssen niemanden abschrecken. Der zu erwartende Tourverlauf ist nämlich überwiegend flach mit maximal kurzen, sanften Steigungen. Kein unwichtiges Argument bei tropischen Temperaturen um die 30 Grad. Das Mountainbike mit seinen Stollenreifen fährt sich eben angenehmer auf holprigen Sträßchen und Feldwegen.

Radguide Hashiti, 25 Jahre alt und immer ein Lächeln im Gesicht, mustert kurz seine Gäste, verteilt Wasserflaschen und Helme - und los geht's. Er startet auch, wenn - wie heute - nur ein oder zwei zahlende Gäste mitfahren. Links, rechts, links, schmale Straßen, dann ein Erdweg, ein kurzer Pfad und wieder Einbiegen auf ein Asphaltsträßchen. Ohne Guide würde sich jeder Besucher in diesem Wege- und Waldgewirr nach kurzer Zeit heillos verfransen. Zumal man sich ja unterwegs auch auf die grandiose Tropenlandschaft konzentrieren möchte.

Die Reisfelder leuchten in einem fast unwirklich kräftigen Grün. Wie gemalt stehen riesige Kokospalmen am Rande. Drum herum wachsen die Pflanzen in Baumgröße, die man von zu Hause nur als Zimmerpflanze kennt - von Gummibaum bis Hibiskus, von Avocado bis Bougainvillea. Durch die nassen Ackerfurchen waten knochige Kühe, immer umringt von zwei, drei weißen Reihern. Das ist wirklich der Wechsel vom Verkehrschaos in die tropische Idylle. Hier knattert nur ab und zu ein Tuk-Tuk vorbei, sonst begegnen einem nur heimische Radler auf ihren schweren, indischen Stahlrössern.

Am Wegesrand grüßen uns die Kinder
»Hello!« »Hi!« »Bye bye!« »Goodbye!« Von allen Seiten grüßen und winken Kinder. Radguide Hashiti geht sehr umsichtig ans Werk: An den wenigen Kreuzungen warnt er vor schnellen Tuk-Tuks, hält unterwegs kläffende Hunde im Zaum und beweist stets ein scharfes Auge für Tiere am Wegesrand, die die Radelgäste interessieren könnten. Wer vermutet schon, dass im Reisfeld auch Pfauen ihr farbenprächtiges Rad schlagen. Oder dass im Geäst ein Adler sitzt. Oder dass das Kalb einer gesichteten Büffelkuh erst ein paar Tage alt ist.

An vielen Stellen liegt ein süßlich-aromatischer Zimtduft in der Luft. Sri Lanka ist ja auch die Zimtinsel. Und die Bäume werden deshalb an vielen Orten gezüchtet. Ja, auch Kokospalmen wachsen hier zusätzlich in kleinen Plantagen. Denn von der Kokospalme kann alles im menschlichen Alltag verwendet werden - von der Blüte über die komplette Nuss und die Palmwedel bis hin zum Holz.

Der Fahrtwind kühlt sanft die tropischen Temperaturen, aber nach einigen Kilometern rinnt trotzdem bei jedem Radler der Schweiß. Selbst Hashiti kommt ins Schwitzen, gut zu sehen an seinem nassen Trikot. Eine kleine Pause ist also sehr willkommen. Stopp ist mitten im Palmenwald an einem Kiosk. Es gibt frische Kokosnussmilch, direkt aus der Frucht, und anschließend das glitschige Fruchtfleisch als kleinen Snack. Der freundliche Kioskbesitzer bietet auch Bethelnusspäckchen an, kaufertig eingerollt in Blätter mit gelöschtem Kalk und Bethelpfeffer. Wie in vielen Ländern Asiens ist Bethelnusskauen in Sri Lanka auf dem Land weit verbreitet. Der bittere Genuss soll munter machen, anregen und den Appetit zügeln. Er ist aber kaum für westliche Gaumen zu empfehlen.

Nächster Stopp ist der Koggala-See, ein großes Naturreservat mit sieben Inseln, gesäumt von Palmdschungel, Schilf, Mangroven und Gewürzgärten. Angeblich leben im Wasser auch große Krokodile, vor denen die Fischer in ihren kleinen Auslegerbooten wohl ziemlichen Respekt haben.

Die Riesenwarane sehen aus wie Drachen
Apropos Respekt: Den verdienen genauso die Binden- oder Wasserwarane. Sie werden bis zu 2,50 Meter lang, sind jedoch für Menschen angeblich nur gefährlich, wenn sie sich angegriffen fühlen. Vor allem der Peitschenschlag mit dem kräftigen Schwanz sei recht heftig, erklärt Hashiti und deutet ins Ufergras. Dort schläft - hoffentlich - ein Prachtexemplar eines Warans. Wie ein Drache liegt er da. Ein Krokodil muss da wirklich nicht auch noch sein. Die Radeltour soll ja nicht in Adventure Biking ausarten.

Auch den Rückweg säumen saftig grüne Reisfelder, kleine Bauernhäuschen im Palmdschungel, ab und zu ein weißer Buddha-Tempel. Hier stört nur eines die Radel-Idylle - zumindest im Kopf: Ein Bauer stapft mit Gummistiefeln durch den Reis und versprüht etwas. Hoffentlich kein Glyphosat!

Weitere Informationen:
Radtouren & Bike-Verleih im Süden von Sri Lanka: Idle Bikes, Galle-Unawatuna, Tel. 0094-777-906156, www.idlebikes.com. Die rund dreistündige Radtour mit knapp 30 km kostet inklusive Leih-Bike, Helm, Getränk und Pausen-Snack pro Person 30 US-Dollar, die rund zweistündige Schnuppertour mit 12 km gibt's für 20 US-Dollar. Der rund vierstündige Ausflug mit mehr als 40 km für erfahrene Radler kostet 40 US-Dollar pro Person.
Reisetipps: Sri Lanka Tourist Board, www.srilanka.travel/de/

(20.02.2018, srt)

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