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Pontevedra ist eine der vier Provinzhauptstädte Galiciens

Pontevedra ist eine der vier Provinzhauptstädte Galiciens

Spanien mal anders In Galicien schmeckt der Wein nach Meer

Bekannt ist Galicien als Endpunkt des Jakobswegs. Der Nordwesten Spaniens ist auch ein Geheimtipp für Gourmets.

Kaum tauchen die ersten Sonnenstrahlen die wehrhaften Häuserfassaden der Altstadt in ein goldenes Licht, schon sind die ersten Pilger und Wanderer in den engen Gassen von Santiago de Compostela unterwegs. Ihr Ziel ist imposante Kathedrale. Im Inneren des Gotteshauses herrscht schon am frühen Morgen reges Treiben. Vor der Grabstätte des Apostels Jakob hat sich eine Menschenmenge versammelt. Eine Gruppe deutscher Pilger wartet geduldig darauf, zum heiligen Jakob vorrücken zu können und die Statue - wie es Brauch ist - von hinten zu umarmen.

Galicien ist vor allem bekannt für den Jakobsweg, der in Santiago de Compostela endet. Der Pilgertourismus boomt. Pilger dominieren das Stadtbild, lagern erschöpft auf dem großen Platz vor der Kathedrale, stärken sich mit günstigen Pilgermenüs, oder stöbern in den unzähligen Läden mit kirchlichem Kitsch und Krimskrams. Fast an jedem Rucksack, Stock oder Anorak baumelt eine Jakobsmuschel, meist aus Plastik.

Die schmackhafte Jakobsmuschel ist auch eines der wichtigen Exportgüter der autonomen Gemeinschaft im Nordwesten Spaniens. Galicien ist grün und regenreich und erinnert mit seiner teils wilden Küste, malerischen Flusstälern und keltischen Siedlungen an Irland. Eine Besonderheit sind die Rías, fjordähnliche Flussmündungen in den Atlantik, die mit ihrer Mischung aus Süß- und Salzwasser ideale Voraussetzungen für die Muschelzucht bieten. Vor dem Fischerstädtchen Cambados an der Ría de Arousa dümpeln unzählige Holz-Pontons im Meer, von denen armdicke Taue ins Wasser hängen. Daran wachsen Austern, Miesmuscheln und Jakobsmuscheln.

Galiciens Küche ist berühmt für ihre frischen Meeresfrüchte und Fische. Im Casa Marcelo, einer Gastrobar mit Michelin-Stern im Herzen Santiago de Compostelas, ist es jeden Abend gerammelt voll. Touristen, Pilger und Einheimische genießen die außergewöhnlichen Tapas mit galicischen, japanischen und peruanischen Einflüssen: hauchdünn geschnittenes Sashimi aus Petersfisch, Tomatenbonbons mit Knoblauchsoße, Paprika-Sorbet mit Meeresfrüchten. Spanische, englische und deutsche Sprachfetzen fliegen durch den Raum. Die Gäste sitzen auf bunten Barhockern um den langen roten Tisch neben der offenen Küche. Dort schnippeln, würzen und drapieren die Köche im Rekordtempo dekorative Häppchen.

Auch in der Hafenstadt La Coruña erwartet den Besucher so manches kulinarisches Abenteuer. Die Hafenstadt mit ihrer auf einer Halbinsel gelegenen Altstadt, ist dem Schnellzug in einer halben Stunde von Santiago de Compostela erreichbar. Sie zeigt sich mondän und geprägt von ihren verspielten Jugendstilgebäuden mit den charakteristischen verglasten Balkonen nach dem Vorbild wind- und regengeschützter Schiffsbrücken. Am Hauptplatz Praza de María Pita erinnert eine Statue an die Heldin der Stadt. Die Metzgersfrau María Pita soll sich 1589 der britischen Flotte unter der Führung Sir Francis Drakes mutig entgegengestellt und so das Erobern der Stadt verhindert haben. In den Seitenstraßen reiht sich ein Lokal ans andere. In ihren Vitrinen locken riesige Tintenfische, Muschelberge und zuckende Krebse Gäste an.

Ein paar Straßen weiter weist nur ein kleines Bäumchen auf dem Bürgersteig darauf hin, dass sich hinter der schwarzen Metalltür eines der besten Restaurants der Stadt befindet. Am Eingang grüßt ein bauchiges Michelin-Männchen. Der schlauchartige Raum ist in gediegenen Brauntönen gehalten und sparsam möbliert. Im Arbore de Viera wird nur mittags ein Degustations-Menü serviert - mit Snacks und zehn oder 15 Gängen. Die sind nicht nur ein Genuss zum Anschauen, sondern bieten sensationelle Geschmackserlebnisse. Serviert werden ein Calamares-Salat an Eis von geräucherten Zitronen, Schwertmuscheln in geräucherter Sahnemarinade und Jalapeño-Kügelchen, oder karamellisierte Kugeln aus Foie Gras als Kirschen mit Stiel.

Zum Verdauungsspaziergang bietet sich die breite Promenade entlang der rauen Felsküste bis zum 60 Meter hohen Herkules-Turm an, den die Römer im ersten Jahrhundert nach Christus errichteten. Heute gilt er als ältester Leuchtturm der Welt. Bereits die Phönizier, Kelten und später die Römer nutzten den geschützten Naturhafen. Heute noch ist La Coruña ein wichtiger Hochseehafen und Industriestandort.

Hier hat auch Galiciens größtes Wirtschaftswunder seinen Ursprung. Begonnen hat alles 1963 mit einer kleinen Damenschneiderei. Inzwischen gehört Inditex mit Marken wie Zara, Bershka oder Massimo Dutti zu den größten und erfolgreichsten Textilkonzernen der Welt. Das Unternehmen mit seiner Zentrale im Vorort Arteixo betreibt rund 7500 Läden in 94 Ländern. Erfolgsgeheimnisse sind die Geschwindigkeit, mit der neue Modelle entworfen werden, und die nachfrageorientierte Produktion. Zwei- bis dreimal wöchentlich erhält jeder Laden weltweit neue Modelle und berichtet der Zentrale am nächsten Tag, was in welcher Farbe und Größe besonders gefragt ist. Nur das wird dann in größerer Stückzahl produziert. Allein für Zara kreieren in Arteixo 350 Designer neue Modelle am laufenden Band.

Neues und Ungewöhnliches zu schaffen, hat sich auch José Luis Vilanova zur Aufgabe gemacht. Sein kleines Novavila Design Wine Hotel, rund zwölf Kilometer vom Fischerstädtchen Cambados entfernt, ist eine Quelle der Inspiration. Aus dem rustikalen Landhaus seiner Großeltern hat der Innenarchitekt ein eklektisches Refugium aus Tradition und Moderne gestaltet. Vor der mit den Jakobsmuscheln gepflasterten Wand stehen große weiße Masken, an den Tischen sitzen die Gäste auf Fahrradsätteln und über dem Esszimmertisch hängen mit poliertem Besteck dekorierte Leuchten. Zum Essen kredenzt der 50-Jährige seinen eigenen Wein aus Albariño-Reben. Der für Galicien typische Weißwein ist nicht nur ein idealer Begleiter für Gerichte aus Meeresfrüchten, er schmeckt auch nach Meer. Schließlich werden die Reben traditionell mit Algen gedüngt.

Weitere Informationen:
Spanisches Fremdenverkehrsamt, Myliusstr. 14, 60323 Frankfurt, Tel. 069/725033, www.spain.info.
Anreise: Lufthansa (www.lufthansa.com) fliegt zu Tagespreisen nonstop von Frankfurt und München nach Santiago de Compostela, Ryanair (www.ryanair.com) ab Frankfurt-Hahn.
Unterkunft: Zentral in der Altstadt liegt das stilvolle Dreisternehotel Carris Casa de la Troya, Rúa da Acibechería 14, 15704 Santiago de Compostela, Spanien, 0034/981/555879, www.carrishoteles.com, DZ ÜF ab 63 Euro. Ebenfalls in der Altstadt überrascht das Hotel Moure, Calle Loureiros 6, 15704 Santiago de Compostela, Spanien, Tel. 00981/583637, www.mourehotel.com, mit einer unkonventionelle Mischung aus alt und modern, DZ ÜF ab 65 Euro. Im idyllisch gelegenen Novavilla Design Wine Hotel, Santo Tomé de Nogueira, 36637 Meis-Pontevedra, Spanien, Tel. 0034/986/168328, www.novavilariasbaixas.com, kostet ein DZ ÜF ab 175 Euro.
Restaurants (Reservierung erforderlich): Das von außen unscheinbare Casa Marcelo, Tel. 0034/981/558580, www.casamarcelo.net, befindet sich in der Rúa das Hortas 1 in der Nähe der Kathedrale. Die Preise für die üppigen Tapas-Portionen beginnen bei acht Euro. Das Restaurant Arbore de Viera, Calle San Andrés 109 bajo, 15003 La Coruña, Tel. 0034/981/078914, www.arboredaveira.com, ist nur mittags geöffnet und serviert zwei Degustations-Menüs für 55 und 70 Euro.

(16.03.2018, srt)

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