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Der Schritt von beliebigen Schnappschüssen zu guten Fotos ist gar nicht groß

Der Schritt von beliebigen Schnappschüssen zu guten Fotos ist gar nicht groß

Foto: pixabay.com

Reisefotografie Fünf simple Tricks für bessere Fotos

Langweilige Fotos trotz wunderbarer Erlebnisse vor Ort? Das muss nicht sein! Mit ein paar ebenso einfachen wie wirkungsvollen Tricks gelingen eindrucksvolle, emotionale, aussagekräftige Urlaubsfotos.

»Welche Kamera haben Sie? Macht die gute Bilder?« Jeder Hobby-Fotograf hat diese Frage im Urlaub schon einmal von einem Mitreisenden gehört. Nur die ehrliche Antwort darauf traut sich kaum jemand zu geben: Gute Urlaubsbilder macht nicht die Kamera, sondern der Mensch, der den Auslöser drückt.

So manch stolzer Besitzer einer teuren Spiegelreflex-Ausrüstung muss sich beim abendlichen Fotovergleich an der Bar insgeheim eingestehen, dass der Tischnachbar mit seinem kleinen Smartphone die besseren Fotos geschossen hat. Mit ein paar Tricks und etwas Routine gelingen Bilder, die das Auge des Betrachters fesseln und faszinieren.

1. Die Drittel-Regel

Der einfachste Trick, Bilder interessanter zu gestalten, funktioniert durch ein gedachtes Dritteln des Bildes: Statt das Hauptmotiv genau in die Bildmitte zu platzieren, liegt es besser etwas links oder rechts, weiter oben oder unten. Das erzeugt Dynamik und Spannung, vor allem in Kombination mit einem entsprechenden Vorder- oder Hintergrund.

Für die Drittel-Regel stellt man sich ein Gitternetz aus je zwei waagrechten und senkrechten Linien vor, die das Bild in neun gleichgroße Rechtecke aufteilen. Das Hauptmotiv sollte an einer der gedachten Linien oder an einem Schnittpunkt zweier Linien platziert sein. Bei manchen Kameras lässt sich ein solches Hilfslinien-Gitter sogar im Display einblenden.

Bei einem Portrait mit Sehenswürdigkeit im Hintergrund könnten also die Augen der Person auf einem der beiden oberen Schnittpunkte liegen. Der Pfeiler einer Brücke steht genau hinter einer der senkrechten Linien. Der Horizont beim Sonnenuntergang verläuft entlang der unteren, waagrechten Linie, die Spitze eines Bergs liegt hinter einem der Schnittpunkte mit der oberen Linie.

2. Mit den Füßen zoomen

Fotografen sagen: »Zoome mit den Füßen, nicht mit dem Objektiv.« Was sie damit meinen? Näher ran ans Motiv. Bilder werden lebendiger und bekommen mehr Tiefe, wenn sie mit Weitwinkel-Brennweite fotografiert sind.

Wer seine Motive sonst gern weit heran zoomt, der sollte einmal konsequent den umgekehrten Weg probieren und selbst ganz nah ans Motiv herangehen. Die Ergebnisse werden für sich sprechen: intensive, lebendige, emotionale Bilder. Weil Smartphone-Kameras typischerweise eine Weitwinkel-Optik und nur sehr begrenzte Zoom-Möglichkeiten haben, wirken Handy-Fotos allein schon deshalb ansprechender.

Eng damit verbunden, weil mit Weitwinkel viel leichter umzusetzen, ist ein weiterer Tipp: ungewöhnliche Blickwinkel suchen. Die Perspektive aus Augenhöhe kennt jeder, weswegen sie eher gewohnt bis langweilig wirkt. Warum sich also nicht einmal flach auf den Boden legen? Vor einem Hund oder einer Katze auf die Knie gehen, um auf deren Augenhöhe zu sein? Oder die Vogelperspektive einnehmen und auf eine Parkbank, eine Mauer oder gar einen Turm steigen, um eine Szene von oben abzulichten?

3. Dimensionen im Bild einfangen

Direkt vor einem Hochhaus, einem Berg oder an einem Vulkankrater stehend, sind deren enorme Ausmaße imposant. Aber nimmt das später auch der Betrachter eines Fotos wahr? Er sieht nur das zweidimensionale Bild, ohne Vorgeschichte, ohne Umgebung. Er kann nicht erkennen, ob der Berg 1.500 oder 6.000 Meter hoch ist.

Einfache Abhilfe schaffen vertraute Elemente im Bild, die dem Betrachter als Größenmaßstab dienen: ein Alltagsgegenstand, ein Mensch, ein Auto. Umarmt eine Person einen gewaltigen Mammut-Baum, kann man sich den Umfang des Baumstamms gut vorstellen. Die schmale Hängebrücke über ein tiefes Tal bekommt für den Betrachter eine klare Dimension, wenn auf der Brücke ein vergleichsweise klitzekleiner Mensch steht. Wie groß ein Kreuzfahrtschiff ist, kann sich der Betrachter erst so richtig vorstellen, wenn die Häuser der Hafenstadt zu sehen sind, die nur halb so hoch sind wie das Schiff.

4. Dem Motiv einen Rahmen geben

Gute Fotos haben zumeist mehr als eine optische Ebene: Sie bestehen aus Vorder- und Hintergrund, aus Rahmen und Motiv. Das Wechselspiel der beiden Ebenen erzeugt Spannung und Bildaussage.

Das Foto eines idyllischen Segelboothafens bekommt einen besonderen Reiz, wenn man es durch das Bullauge eines Schiffs hindurch fotografiert und damit einen thematischen Rahmen hinzufügt. Ein Torbogen gibt dem Foto einer Altstadtgasse zusätzliches Flair. Ein buntes Blumenbeet im Vordergrund rettet ein Foto bei trüb-grauem Himmel.

5. Ein Foto muss für sich selbst sprechen

Mit dem Spiel von Vorder- und Hintergrund lässt sich aber noch etwas anderes erreichen: Statt nur ein statisches Motiv abzubilden, kann man eine kleine Geschichte erzählen. Statt Freunden nach dem Urlaub also zu erklären, wo das Bild entstanden ist und warum die Szene so interessant war, erzählt das Foto das einfach selbst.

Der Souvenirverkäufer an der Hafenmauer in Cannes für sich genommen ist ein Souvenirverkäufer wie überall auf der Welt. Ist im Hintergrund aber das Meer und ein Kreuzfahrtschiff im Bild, wird klar, mit welchen Touristen der Verkäufer hofft, seine billigen Sonnenhüte zum Premiumpreis zu verkaufen.

Die Hochhaus-Silhouette von Manhattan hat man schon hundertmal gesehen. Ist im Vordergrund jedoch das geschäftige Treiben am Fährterminal von Jersey City zu sehen, fühlt sich der Betrachter ins Geschehen mit einbezogen und bekommt einen lebendigen Eindruck von dem Moment, in dem das Foto aufgenommen wurde.

Und überreicht im Foto der lächelnde Barkellner den frisch gemixten Cocktail gerade an den Gast, dann erzählt das Bild von der fröhlichen Atmosphäre an der Hotelbar, die auf einem Foto des Cocktailglases allein nicht sichtbar würde.

Nicht jedes Motiv eignet sich gleich gut für diese Methoden, ein Bild schon beim Fotografieren zu etwas Besonderem zu machen. Ein grundsätzlicher Trick hilft aber in jeder Situation: Der Fotograf sollte sich Gedanken machen, wie das fertige Bild auf den unbedarften Betrachter wirkt. Denn Emotionen, Gerüche, Geräusche, Temperatur oder Wind, die der Fotograf vor Ort spürt, enthält ein Bild erst einmal nicht. Gelingt es jedoch, diese Aspekte mit einem Foto zu vermitteln, wird das Foto auch für den Betrachter lebendig und aussagekräftig.

(13.12.2017, srt)

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