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Flüge und Hotels selber suchen oder pauschal buchen?

Flüge und Hotels selber suchen oder pauschal buchen?

Foto: rp

Test Pauschal- vs. Individualreise Mal gespart, mal draufgezahlt

Pauschal- oder Individualreise? REISE & PREISE hat sich zwölf Ziele weltweit herausgesucht und festgestellt: Wer etwas Aufwand betreibt und ein paar Nachteile in Kauf nimmt, kann bis zu 30 Prozent sparen.

Fragt man erfahrene Reisende, wie und wo sie ihren Urlaub gebucht haben, hat man es oft mit wahren Preis-Füchsen zu tun. Als es das Internet noch nicht gab, zogen sie von einem Reisebüro zum nächsten, um sich Flugpreise zu besorgen, riefen zur Sicherheit noch die eine oder andere Airline direkt an und schlugen mit Studentenausweisen noch ein paar Prozent Ersparnis heraus. Kaum am Urlaubsort gelandet, zogen sie mitsamt Gepäck von einem Resort zum nächsten, um ein möglichst hübsches Zimmer zum möglichst niedrigen Preis auszuhandeln. Heute hat sich die Preisjagd ins Internet verlagert. Wochen und Monate vor der Abreise werden stundenlang zahlreiche Websites abgesurft, bis die niedrigsten Flug- und Hotelpreise aufgespürt und unter Dach und Fach gebracht sind. Diese aufwändige Planung, so findet die Klientel der Selbstorganisierer, gehört zur Vorfreude auf die schönsten Wochen des Jahres einfach dazu. Dass da auch mal was schiefen laufen kann, daran verschwendet man keinen Gedanken.

Es geht auch einfacher, sagen die bequemen Verfechter der Pauschalreise. Man geht ins Reisebüro, lässt die Dame vom Counter die Reservierungssysteme bemühen oder sucht sich eine Website, auf der sich die Preise der Pauschalreisen aller großen Veranstalter vergleichen lassen. Da ist man auf der sicheren Seite, bucht eine renommierte Fluggesellschaft, meist Nonstopflüge mit hiesigen Ferienfliegern, dazu von Hoteleinkäufern begutachtete Hotels, deren Preise wegen des Masseneinkaufs von Neckermann & Co. meist um einiges günstiger sind als anderswo. Halbpension oder All-inclusive gibt’s manchmal noch obendrauf. Und am Airport wird man von einem Mitarbeiter in Empfang genommen.

REISE & PREISE wollte wissen, welcher Weg der günstigere ist, und hat für zwölf Hotels in Zielgebieten in Asien, Afrika und Amerika den Preis-Check für eine zweiwöchige Reise gemacht. Für die Individualvariante holten wir die Preise für günstige Flugtickets ab Frankfurt ein, danach die Preise vom Hotel selbst, von Online-Vermittlern und großen Veranstaltern. Weil auch für die Fahrt zum Hotel selbst gesorgt werden muss, wurden die Transferkosten vor Ort (vorzugsweise per Taxi) ermittelt. Der Preis, der sich aus der selbst gestrickten Kombination ergab, wurde abschließend mit den Preisen einer »ganz normalen« Pauschalreise verglichen. Überraschende Erkenntnisse: Zum einen waren pauschal gebuchte Reisen unterm Strich meist teurer. Die Hotelpakete waren über Reiseveranstalter i.d.R. erheblich günstiger zu haben als über Online-Hotelvermarkter. Doch immer der Reihe nach.

In Asien Sparpotenzial beim Flug

In Asien waren die selbst zusammengestellten Reisen in jedem Fall günstiger als die Pauschalreise – dabei waren schon diese mit rund € 1.500 für zwei Wochen im Drei- oder Vier- Sterne-Hotel mit Frühstück nicht gerade teuer – auf Sri Lanka ist dafür sogar Halbpension im Preis enthalten.

Geld sparen lässt sich in erster Linie bei den Flügen. Wer bei Flügen nach Südostasien, etwa nach Vietnam, eine x-beliebige Airline nach Bangkok wählt und für den Weiterflug die Dienste eines Low Costers wie Air Asia in Anspruch nimmt, kommt unterm Strich zum Teil wesentlich günstiger weg als beim Veranstalter, schließlich muss dieser bei der Produktplanung auf die meist teureren Durchgangstarife renommierter Liniencarrier zurückgreifen, die bei evtl. Verspätungen beförderungspflichtig sind. Wer bei der Wahl der Fluggesellschaft flexibel ist, kann ganz gut sparen – wenn alles glatt läuft. Denn es gibt Risiken: Zum einen gibt es bei selbst gestrickten Reisen keinen Sicherungsschein, ist man also bei Pleiten nicht abgesichert. Und: Verspätet sich beispielsweise der Interkontinentalflug und der separat gebuchte Low-Cost-Anschlussflug wird dadurch verpasst, muss auf eigene Kosten auf eine spätere Maschine umgebucht werden – und das kann dann richtig teuer werden. Nur wer einen größeren Zeitpuffer einplant, ist auf der sicheren Seite, dadurch zieht sich die Anreise allerdings auch weiter in die Länge.

Hotelvermittler teurer als Reiseveranstalter

Bei den Hotels gibt es drei Möglichkeiten: Buchung 1. direkt beim Hotel, 2. über einen Online-Hotelvermittler oder 3. als Hotelpaket über einen Reiseveranstalter. Fast ausnahmslos waren die Ferienhotels (ohne Flug und Transfer!) über einen Veranstalter klar am günstigsten. So sollte allein das Zimmer im »Berjaya Beau Vallon Bay« auf den Seychellen für 2 Wochen über Expedia gebucht € 2.718 kosten, während die 13 Übernachtungen bei Meier’s Weltreisen und Dertour für € 1.180 zu haben waren, was einer Preisersparnis von 57 Prozent entspricht.

Lediglich im Fall des »Amari Coral Beach Phuket« unterbot das Resort sämtliche Preise von Hotelvermittlern und Veranstaltern – mit dem Nachteil, dass das Zimmer sofort zu bezahlen und weder stornierbar noch umbuchbar ist. Doch die Regel sieht anders aus: Um nicht mit ihren Großkunden in Wettbewerb zu treten, liegen die Vor-Ort- und Online-Raten ab drei Sterne aufwärts fast durchweg über denen der Veranstalter. Die Zimmerraten sind zum Teil fast doppelt so hoch, wie das Beispiel aus Bali zeigt. Die gleiche Zimmerkategorie, für die das »Bali Hyatt« in Sanur ohne Frühstück für zwei Wochen € 1.995 verlangt, steht bei Dertour für € 1.104 im Katalog – und das mit Frühstück. Preisersparnis: € 891. In Mui Ne in Vietnam war bei Buchung über Neckermann eine Ersparnis von immerhin noch € 188 drin. Auffällig bei den Hotels in Vietnam und Sri Lanka war, dass große Zimmervermittler wie Hotel.de und Expedia zwar die Häuser im Angebot hatten, aber keine verfügbaren Zimmer ausweisen konnten.

Strandhotels günstiger aus dem Katalog

Bei Luxuszielen wie Mauritius und Seychellen greift man am besten gleich zur Pauschalreise. Hier lässt sich bei den Flügen nichts drehen, denn die Inseln im Indischen Ozean werden nur von einer Handvoll Fluggesellschaften angeflogen, das Preisniveau ist um einiges höher als auf vergleichbaren Asienrouten. Unterm Strich zahlt der Individualreisende meist drauf, es sei denn, das Resort hat vielleicht irgendwann in der Nebensaison einmal ein Special z. B. für Brautpaare ausgeschrieben. Zwar lag die selbst organisierte Reise dank einer preiswerten FTI Hotelrate auch beim Beispiel für Mauritius zehn Prozent unter der Pauschalreise, doch sieht das in vielen anderen Hotels anders aus. Auffällig war, dass die Rack Rates und die Tarife der Hotelvermittler nur Frühstück enthielten und trotzdem teurer ausfielen als das Hotelangebot von FTI inklusive Halbpension.

Auch bei den restlichen Urlaubsländern – vor allem Kenia, Karibik, Florida und Mexiko – war zu merken, dass Pauschal- oder generell Badeziele nicht unbedingt das Kerngeschäft von HRS, Hotel.de & Co. sind. So ist Kuba bei den Hotelvermittlern so gut wie überhaupt nicht zu finden. Die anderen Ziele sind zwar vereinzelt im Angebot, dann aber so teuer, dass sie dem Vergleich mit den Veranstalterpreisen in keinem Fall standhielten. Diese hatten eindeutig die besten Hotelpreise: Das »Vila Gale Salvador« kostete bei FTI mit € 663 fast nur die Hälfte wie beim Hotel direkt, das »Occidental Allegro Puerto Plata« war ebenfalls bei FTI mit € 686 mehr als ein Drittel (€ 363) günstiger als vor Ort. Trotzdem hatten die Selbstplaner auch bei diesen Reisezielen unterm Strich die Nase vorn: In Florida betrug die Ersparnis 13 Prozent (€ 144), in Mexiko 20 Prozent (€ 387), bei Kuba lag der Self-Made-Urlauber auf Grund eines Flugpreisschnäppchens sogar 30 Prozent (€ 577) unter dem Pauschalpreis – dafür kann man sich an der Strandbar schon so manchen Cuba Libre oder Tequila gönnen.

Selbst in der Dominikanischen Republik fiel die Pauschalreise von FTI ein Fünftel teurer aus, als wenn man sich den Condor-Flug mit einem Zimmer wiederum von FTI selbst zusammengestellt hätte. Ein ähnliches Phänomen bei der Mexiko-Reise: Neckermann bietet die Pauschalreise für € 1.899 an; stellt man sich einen Condor-Flug mit dem Zimmerpreis von Neckermann zusammen, kommt man im Prinzip für die gleiche Leistung nur auf € 1.512. Auf der anderen Seite verzichtet man vor Ort aber auf die Reiseleitung, wird am Flughafen nicht empfangen und investiert viel Zeit für die umfangreiche Recherche. Mit ungewissem Ausgang – mal ordentlich gespart, manchmal eben auch draufgelegt.

Online-Portale: In Erdkunde eine glatte 5

Etwas Erfahrung braucht man schon, schließlich warten während der Online-Recherche auch noch die Tücken der Technik und die Feinheiten des Kleingedruckten. Bei der umfangreichen Preisrecherche »erfreuten« die Programmierer die Tester immer wieder mit völlig unlogischen Sortierungen.

Bei Booking.com und Expedia ist es nicht möglich, Hotels eines Urlaubsortes nach dem Namen zu sortieren; da sucht man sich an größeren Urlaubszielen schon mal durch Listen mit weit über hundert Hotels. Die geografische Kategorisierung fiel besonders negativ bei der »Nur-Hotels«-Suche von FTI auf. Die Zielgebiete waren weder alphabetisch sortiert, noch hatten sie in sich schlüssige Kategorisierungen, so dass »Inseln in der Andamanensee«, »Vietnam« und »Indonesien: Sunda Inseln« gemeinsam auftauchten. Bei Traveltainment, der größten deutschen Datenbank für Pauschalreisen, die auf zahllosen Reiseportalen zum Einsatz kommt, sind die Regionslisten der Kontinente geografisch z. T. völlig unsinnig sortiert, so ist die Nordküste Kenias nicht etwa unter »K«, sondern unter »N« zu finden. Wer Bali sucht, muss erst auf Asien gehen und dann unter »I« wie Insel gucken. Goa wird kurzerhand zur Insel erklärt, und auch Thailand ist nicht gerade so aufgeteilt, als wäre ein Reiseprofi am Werke gewesen. Wohl dem, der in diesem Durcheinander sein Urlaubsziel findet. Bei den Hotelvermittlern fielen diverse Zielgebiete, vor allem aber die USA, durch das Weglassen von Steuern auf. So entpuppten sich vermeintliche Schnäppchen nach Durchsicht des Kleingedruckten doch schnell als recht teuer. In Florida schließlich schnappte dann auch noch die Frühstücks-Falle zu. Das »Outrigger Beach Resort« kostet bei Dertour ohne Frühstück € 714, inklusive € 1.064 (demnach € 13,50 pro Person und Tag). Vor Ort wird das Buffet aber nur mit US$ 8,95 abgerechnet...

Fazit: Die Prioritäten setzt am Ende jeder selbst

Preisfüchse, denen das zeitaufwändige Aufspüren der günstigsten Angebote Freude bereitet und die auch noch etwas Risikobereitschaft mitbringen, können bei der individuellen Reiseplanung durchaus Geld sparen. Ob die Ersparnis von durchschnittlich 15 Prozent den Aufwand unter Berücksichtigung des Preis-Leistungs-Verhältnisses rechtfertigt, muss jeder selbst entscheiden. Für die Individualreise sprechen die etwas günstigeren Preise, für die Pauschalreise ein Mehr an Sicherheit, die oft deutlich kürzere Anreise, die Ansprechpartner vor Ort und die schnellere Abwicklung.

Abschließend stellt sich die Frage, warum die Veranstalter die Hotelleistung so günstig anbieten, dass es sich für Self-Made-Urlauber lohnt, an Ihnen »vorbeizuorganisieren«.

So haben wir getestet

Für zwölf Zielgebiete in Asien, Afrika und Amerika wurden Hotels ausgewählt, die sowohl im Rahmen einer Pauschalreise buchbar waren als auch individuell. Zunächst einmal wurde der aktuelle Tagespreis für die Pauschalreise ermittelt. Bei den Verpflegungsleistungen waren wir variabel: In einigen Regionen ist Frühstück üblich, in anderen – meist aufgrund der abgelegenen Lage – eher Halbpension oder, wie in der Karibik, all inclusive.

Als Abflughafen wählten wir durchweg Frankfurt, weil die meisten von dort starten und die Auswahl am größten ist. Danach haben wir die Baustein-Preise für die individuelle Buchung recherchiert. Zunächst den Flug, und zwar jeweils einen Durchgangstarif und – wenn preissenkend – eine Billigvariante, bestehend aus der Kombination Interkontinentalflug und regionaler Low Cost Airline bzw. mit einem anderen Linienflieger. Dann wurden die Hotelpreise in Erfahrung gebracht (in derselben Zimmerkategorie bei identischer Verpflegungsleistung): über die Homepage, über vier namhafte Hotelvermittler (HRS, Expedia, Booking. com, Hotel.de) sowie die Nur-Hotelangebote größerer Veranstalter wie Neckermann, FTI oder Dertour. Als letzter Schritt wurden die Transferkosten vom Flughafen zum Hotel ermittelt (vorzugsweise Taxitransfer). Das Ganze wurde auf den Preis pro Person heruntergerechnet (1/2 Doppelzimmer), die Transferkosten pro Person (wenn im Pauschalangebot enthalten) dazu addiert und der Gesamt-Kombi-Preis mit dem Preis einer »ganz normalen« Pauschalreise verglichen. Die Preisrecherche fand vom 13.–15.5.11 für einen Reise-Zeitraum im September statt.

(REISE & PREISE 3-2011)

 

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