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Günter Lamprecht (als Franz Biberkopf, l) und Elisabeth Trissenaar (M) bei einer Besprechung mit dem Regisseur Rainer Werner Fassbinder (2.v.r.) während der Dreharbeiten zu dem Fernsehfilm «Berlin Alexanderplatz».

Günter Lamprecht (als Franz Biberkopf, l) und Elisabeth Trissenaar (M) bei einer Besprechung mit dem Regisseur Rainer Werner Fassbinder (2.v.r.) während der Dreharbeiten zu dem Fernsehfilm «Berlin Alexanderplatz». Foto: Konrad Giehr/dpa

Die Methode eines Filmemachers Ausstellung über Regisseur Fassbinder in Bonn zu sehen

Er verwüstete Hotelzimmer und konnte explodieren, wenn der Rotkohl nicht schmeckte: Rainer Werner Fassbinder gilt als Enfant terrible des deutschen Nachkriegsfilms. Doch die Bundeskunsthalle zeichnet jetzt ein anderes Bild.

1982 kam es in New York zu einer bizarren Begegnung von Pop Art-Künstler Andy Warhol und Star-Regisseur Rainer Werner Fassbinder. Der Deutsche war Kettenraucher, Alkoholiker, stark übergewichtig, totenbleich und bekanntermaßen schwer kokainabhängig.

Umso merkwürdiger musste es auf ihn wirken, dass der drahtige Warhol ihm seine Gymnastiklehrerin vorstellte und sich erkundigte: «Treiben Sie auch Gymnastik?» Fassbinder blickte seinem Gegenüber nur unverwandt ins Gesicht. In seinem Tagebuch hielt Warhol fest: «Ein merkwürdiger Typ, dieser Fassbinder.»

Ausstellung in der Bundeskunsthalle in Bonn

«Merkwürdig» war noch eine der mildesten Umschreibungen für den Filmemacher. Fassbinder galt als Bürgerschreck, der Hotelzimmer verwüstete und einen Wutanfal bekommen konnte, wenn der Rotkohl nicht so schmeckte wie bei seiner Mutter. Eine Ausstellung in der Bundeskunsthalle in Bonn von diesem Freitag (10. September) bis zum 6. März kommenden Jahres zeichnet jetzt aber ein anderes Bild. Hier erscheint Fassbinder als disziplinierter Arbeiter, umtriebiger Produzent und belesener Literaturkenner. Dabei stützen sich die Kuratoren Susanne Kleine, Hans-Peter Reichmann und Isabelle Louise Bastian auf den umfangreichen Nachlass.

«Er hatte Bilder im Kopf, und dann ist er sehr strukturiert daran
gegangen, sie umzusetzen», erläutert Kleine. «Wir haben die
Ausstellung deshalb bewusst «Methode Rainer Werner Fassbinder»
genannt, weil wir sein methodisches Vorgehen, sein kluges Überlegen
darstellen.» Seine 45 Filme entstanden in rasender Schnelligkeit, oft
in nur wenigen Tagen. Und während er den einen Film noch drehte,
sammelte er bereits Fördermittel für den nächsten. «Ein Tag ist ein
Jahr ist ein Leben», sagte er. «Schlafen kann ich, wenn ich tot bin.»

Die Ausstellung vereint eine Vielzahl von Archivmaterial mit Fotos, Plakaten und Filmausschnitten. Durch alle Räume zieht sich eine aufwändig gemachte Zeitleiste mit wichtigen Ereignissen aus Politik und Kultur der jungen Bundesrepublik. Dort kann man sich sofort festlesen. So wird der Besuch gerade für Ältere zu einem Gang durch ihr eigenes Leben.

Service
:

Die Ausstellung «Methode Rainer Werner Fassbinder» in der Bundeskunsthalle in Bonn läuft vom 10. September 2021 bis zum 6. März 2022. Geöffnet dienstags und mittwochs 10 bis 21 Uhr, donnerstags bis sonntags 10 bis 19 Uhr. Eintritt zehn Euro, ermäßigt 6,50 Euro. Eintritt frei bis einschließlich 18 Jahre.

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