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Die ostfriesische Insel Baltrum. Vertreter deutscher Inseln treffen sich im Mai in Binz auf Rügen zur zweiten deutschen Inselkonferenz.

Die ostfriesische Insel Baltrum. Vertreter deutscher Inseln treffen sich im Mai in Binz auf Rügen zur zweiten deutschen Inselkonferenz. Foto: Sina Schuldt/dpa

«Ziemlich identische Probleme» Inseln wollen sich besser vernetzen

Mondäne Seebäder oder dörfliche Struktur, autofrei oder Ziel von PS-Liebhabern, mit Damm angebunden ans Festland oder tideabhängig per Schiff zu erreichen. Auf den ersten Blick sind Deutschlands Inseln verschieden. Doch sie haben einiges gemeinsam.

Der klassische Sylt-Urlauber wird vermutlich nicht nach Baltrum reisen, wer die Nordsee liebt, nicht auf eine Ostseeinsel. Zu unterschiedlich sind Angebot, Natur, Infrastruktur - zumindest wenn man die Inseln Deutschlands von außen betrachtet.

Einige sind nur per Schiff (oder Flugzeug) zu erreichen, andere sind über einen Damm mit dem Festland verbunden, auf einigen gibt es Clubs, Diskotheken und schicke Boutiquen, auf anderen eher kleine Teestuben und Souvenirläden. Doch wer genauer hinblickt, sieht mehr Gemeinsamkeiten und Herausforderungen als Unterschiede. «Es gibt ziemlich identische Probleme auf den Inseln», sagt etwa der Bürgermeister der kleinen ostfriesischen Insel Baltrum, Harm Olchers. Und auch die Vorsteherin vom Amt Landschaft Sylt, Katrin Fifeik, ist der Meinung, dass die Größe der einzelnen Destinationen in der Gesamtbetrachtung eher eine untergeordnete Rolle spielt.

Auf der zweiten deutschen Inselkonferenz auf Rügen wollen Fifeik, Olchers und andere Inselvertreter am 12. und 13. Mai diskutieren, ein Netzwerk schaffen und so auch auf Bundesebene und darüber hinaus Gehör für die gemeinsamen Herausforderungen finden. Ein Überblick:

Touristen- versus Heimatinsel

Auf allen Inseln und Halligen lebt ein Großteil der Bevölkerung direkt oder indirekt vom Tourismus. Insgesamt mehr als 32 Millionen Übernachtungen von Urlaubern werden hier jährlich gezählt, wie die Inselkonferenz mitteilte. Aber die Eilande sind auch Wohn- und Lebensraum von rund 230.000 Menschen. Dies birgt Konflikte. Zu voll und zu laut - dies finden Insulaner mittlerweile nicht nur auf Sylt. Tourismus soll nachhaltiger werden, entschleunigt. Entsprechende Konzepte werden nicht nur auf der größten nordfriesischen Insel erarbeitet.

Nachhaltigkeit und Tourismusakzeptanz bei den Einheimischen sind auch für den Vorsitzenden des Tourismusverbands Rügen, Knut Schäfer, die zentralen Themen der Konferenz. «Wir müssen miteinander reden und von einander lernen. Das Gesamtpaket muss stimmen.» Denn Tourismus soll auch in den nächsten Jahrzehnten die Wertschöpfung in den Urlaubsregionen generieren. «Dann müssen die Voraussetzungen geschaffen werden. Wir wollen aufbauen, erhalten und an die nächste Generation übergeben.» Die Fragen zu Nachhaltigkeit beginnen laut Schäfer mit der Anreise der Gäste, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln erfolgen sollte. Zudem sollten die Gäste im Urlaub auf das Auto verzichten können. «Muss es das Spaßbad sein oder reicht der Wanderweg», spinnt Schäfer der Faden weiter.

Wohnungsnot

Wohnraum ist knapp und anders als auf dem Festland kann man nicht einfach in den Nachbarort ziehen oder als Gemeinde relativ problemlos ein Neubaugebiet ausweisen. Bestehender Wohnraum ist teuer. Die Immobilienpreise sind so hoch, dass sich ein Arbeitnehmer diese oft nicht leisten kann. Nicht nur auf Sylt. Die Preise seien oft utopisch, sagt auch Baltrums Bürgermeister Olchers. Junge Insulaner könnten sich das oft gar nicht leisten. Und für Eigentümer ist es oftmals lukrativer an Feriengäste zu vermieten als an Dauermieter. Dies hat gravierende Konsequenzen: Zum einen stehen außerhalb der Saison viele Wohnungen und Häuser leer, Einheimische etwa auf Sylt beklagen zum Teil das Fehlen eines funktionierenden Inseldorflebens. Zum anderen wird es für Betriebe auf den Inseln immer schwieriger, Fachpersonal auf die Inseln zu holen und dort auch zu halten.

Es sei für ihn klar, dass für den dauerhaften Qualitätstourismus Einheimische notwendig sind, sagt Schäfer von Rügen. Derzeit werden vielfach die Mitarbeiter aus entlegenen Regionen in die Urlaubsgebiete gebracht. «Die monetär geprägte Völkerwanderung aufgrund der Arbeit funktioniert nicht.» Um Menschen dauerhaft zu gewinnen, würden Wohnungen, Kitas oder Schulen gebraucht.

Infrastruktur

Immer wieder Thema ist auch die Erreichbarkeit der Inseln. Bundesweit bekannt sind etwa die immer wieder katastrophalen Zustände auf der Bahnstrecke vom Festland nach Sylt. Diese wird nicht nur von Urlaubern, sondern täglich von Tausenden Pendlern genutzt, die den Betrieb auf der Insel am Laufen halten. In der Saison sind auf Sylt die Straßen oftmals sehr voll mit Autos und Fahrrädern. Infrastruktur ist aber mehr als Schiene und Straße. Dazu gehören auch beispielsweise die medizinische Versorgung, Feuerwehren, Kindergärten und Schulen, funktionierende Vereine. Der Austausch mit den Vertretern der anderen Inseln zu Fragen, wie Kitas und Schulen erhalten und Sportvereine gestärkt werden können, wie Freiwillige Feuerwehren Mitglieder werben können, sei immens wichtig, findet Fifeik.

Klimawandel

Mehr Sturmfluten, steigende Meeresspiegel und Hochwasser, Sandverluste: Die Auswirkungen des Klimawandels sind in den Küstenregionen deutlich spürbar - und es muss reagiert werden. In Schleswig-Holstein wurde im Februar die fünfte Fortschreibung des Generalplans Küstenschutz vorgestellt, in dem eine nachhaltige Anpassung an den Klimawandel beschrieben wird, etwa durch Sandaufspülungen und sogenannte Klimadeiche. Für die Ostseeküste sollen Akteure aus Küstenschutz, Naturschutz und Tourismus gemeinsam bis 2024 eine Strategie entwickeln, die nachhaltig und langfristig an die Folgen des Klimawandels angepasst ist.

Und auf den Nordseeinseln Baltrum und Norderney beispielsweise wird in den nächsten Jahren untersucht, welche Rolle die Wahrnehmung und der Umgang mit Wind und Stürmen im Alltag spielen. Ziel des Projektes ist es, von den täglichen Erfahrungen der Insulaner zu lernen und Ideen dafür zu bekommen, wie sich Inselgemeinden noch besser vor Stürmen und Sturmfluten in Zeiten des Klimawandels schützen können.

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