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Schlag um Schlag: frühmorgens auf dem Weg zur Insel Sawa-i-Lau.

Schlag um Schlag: frühmorgens auf dem Weg zur Insel Sawa-i-Lau. Foto: Florian Sanktjohanser/dpa-tmn

Fidschi Nächste Station: Blaue Lagune - Paddeln im Yasawa-Archipel

Wer Fidschi entschleunigt und intensiv erleben will, gleitet im Kajak von Insel zu Insel. Und entspannt sich nach filmreifen Erlebnissen beim abendlichen Kava-Trinken mit den Dorfbewohnern.

Der Wind bläst heftig, als uns Semi Murray im kabbeligen Meer üben lässt: rückwärts Paddeln, Drehen, Wenden. Und wie man einen Gekenterten rettet, lernen wir auch gleich - ein erfahrener Kajaker ist umgekippt. Plötzlich erscheint diese Tour noch abenteuerlicher.

Vier Tage werden wir durch die Yasawas paddeln, eine 85 Kilometer lange Kette von Vulkaninseln und Atollen im Nordwesten Fidschis. «Keine Sorge», sagt Murray. «Hier in Fidschi gibt es überall Riffe, wir werden nie den Wellen ausgesetzt sein.» 

Schon als er ein kleiner Junge war, zelteten die Kajaker im Garten seiner Eltern auf der Insel Tavewa. Nun ist Murray 36 Jahre alt, 1,95 Meter groß und führt Touristen übers Wasser des Südpazifik. Die Gästegruppe quartiert sich in geräumigen Glockenzelten mit solarbetriebenen Ventilatoren ein. Unter einem ausladenden Mangobaum ist eine Hängematte gespannt, zwischen Flammenbäumen picken Hühner, Kokospalmen rascheln im ewigen Passatwind.

Beim Sekt zum Sonnenuntergang erklären Murray und sein Co-Guide Peter Wainwright aus Kanada den Plan: Der Wind sei abgeflaut, wir könnten entlang der Ostküste der Insel Nacula nach Norden paddeln – ein Glück, das nur jede vierte Gruppe hat. Cheers darauf!

Am frühen Morgen krähen die Hähne neben den Zelten, wir frühstücken im rustikalen Pavillon und packen das Leihequipment in die Zweierkajaks. Vorräte und Zelte für die kommenden Tage schippert netterweise ein Beiboot. Ein Service, den wir spätestens in der Meerenge zwischen den Inseln zu schätzen wissen.

Hornhechte flippern übers Meer

Frontal paddeln wir gegen die Wellen, der Bug des Kajaks hebt sich rhythmisch aus dem Meer und klatscht zurück. Aber die Aussicht über die mal in Türkis, mal in Dunkelblau schimmernde See, auf die weißen Strände unter Palmen und die mit bleichem Gras bewachsenen Hügel übertüncht jede Mühsal.

Bald wird das Meer ruhiger, im klaren Wasser sehen wir die Zweige und Teller der Korallen. Schildkröten tauchen auf und schnappen nach Luft, silbrige Hornhechte flippern übers Meer.

Wir passieren den Nacula Hill, der aussieht wie ein Tafelberg. «Auf dem Hochplateau stand früher eine Festung», sagt Murray, «die Krieger schlachteten und aßen dort ihre Feinde. Heute ist sie ein heiliger Ort und für Touristen tabu.»

Ein Postkartenstrand nach dem anderen zieht vorbei. Am Balawi Beach roden Arbeiter gerade den Urwald für ein neues Luxusresort. Manche der Backpacker-Hostels aus seiner Kindheit seien mittlerweile gehobene Hotels, sagt Murray. Und die meisten Bewohner der Yasawas arbeiten in den Resorts oder verkaufen diesen Fische und Meeresfrüchte, Obst und Gemüse.

Nach etwa eineinhalb Stunden ziehen die Guides ihre Kajaks auf einen Strand und gönnen uns eine Pause. Während wir zwischen bunten Korallentürmen und Fischen schnorcheln, richten sie auf einem Campingtisch das Mittagessen an.

Später zurück in den Booten laufen wir in der Bucht des Dorfs Navotua ein. Gut 100 Bewohner leben in Häusern aus unverputzten Ziegeln, Holz und Wellblech. Fensterläden und Türen stehen für Brise und Besucher offen, Kinder rufen uns fröhlich «Bula» zu, das fidschianische «Hallo».

Zelten auf dem Rugbyfeld

Navotua ist winzig und hat doch Grundschule und Kirche. Auf dem Rugbyfeld mitten im Dorf schlagen wir unsere Zelte auf. Hunde und Hühner laufen umher, abends spielen Jugendliche Rugby, den Nationalsport Fidschis. Und als es dunkel wird, haben wir freie Sicht auf Sternenhimmel und Milchstraße.

Ein Generator versorgt das Dorf mit Strom, zur Kava-Zeremonie aber wird auf traditionelle Art gerufen: per Muscheltrompete. Wir binden uns Sulus, die bunten Wickelröcke Fidschis, um die Hüften und gehen zum Versammlungshaus, wo Männer und Frauen in Festtracht warten. Sie singen mehrstimmig zur Gitarre und tanzen, die hüftsteifen Gäste werden untergehakt und mitgerissen.

Vor dem Haus zerstößt derweil ein Muskelmann im Bastrock mit einem Eisenstab Kava-Wurzeln. Mit dem Pulver wird Yaqona gemixt, der Nationaldrink Fidschis. Ein Klatschen, ein lautes «Bula», schon hat man eine Schale mit dem trüben Gebräu in der Hand. Wichtig: in einem Zug leeren! Und dabei keine Miene verziehen.

Fidschianer lieben das bittere Gebräu, das die Zunge pelzig und den Geist schläfrig macht. Während sie die halbe Nacht weiter bechern, ziehen wir uns bald in unsere Zelte zurück. Denn früh kräht der Hahn, und wir wollen als Erste in Sawa-i-Lau sein, vor den größeren Touristenguppen.

Die originale blaue Lagune

Die Morgensonne lässt das Meer silbern glitzern, als wir zu dem berühmten Inselchen hinüber paddeln. Zerklüftete Karsttürme ragen aus dem Urwald, bunte Vögel flattern zwischen den Helikopterbäumen, scharfkantige Felsen neigen sich übers Meer. Touristen locken aber vor allem die Höhlen hierher, in denen Szenen für den Klassiker «Die blaue Lagune» gedreht wurden, weitere kamen auf der Nachbarinsel Nanuya Lailai in den Kasten.

Eine Metalltreppe führt hinab zu jenem Naturpool, in dem Brooke Shields im Film badete. Ein Hopser, ein paar Schwimmzüge, und auch wir schweben in einer Kathedrale mit geriffelten Felswänden und offenem Dach. Der Guide einer nachfolgenden Gruppe kraxelt einen Felsen hinauf und springt ins Wasser, Jauchzer und Schreie hallen durch die Grotte.

Bevor der Trubel die Magie zerstört, drücken wir uns durch einen Spalt in die zweite Höhle, die vollkommen dunkel ist. Die Lichtkegel der wasserdichten Lampen streifen Felsnasen und Stalaktiten, durch die Taucherbrille sieht man das skulptierte Becken der Grotte.

Festmahl aus dem Erdofen

Die Runde um Sawa-i-Lau ist der Höhepunkt der Tour. Um diesen angemessen zu feiern, gibt es abends Lovo – das fidschianische Festmahl aus dem Erdofen. In einer Grube werden Steine auf einem Feuer erhitzt, dann Palmwedel und das Essen in Alufolie darauf gelegt, mit Bananenblättern und Erde bedeckt und stundenlang gegart.

Ob Taroblätter in Kokosmilch, Landkrabben oder Fischcurry mit Kürbis und Kassavachips – alles schmeckt wie im Gourmet-Tempel. Normalerweise gebe es dieses Festessen nur zu Hochzeiten oder Geburtstagen, erklärt Murray. Nach diesem Tag erscheint es aber durchaus angemessen.

Links, Tipps, Praktisches:

Reiseziel: Fidschi liegt in der Südsee östlich von Australien. Der Staat besteht aus mehr als 330 Inseln; drei Viertel der knapp eine Million Einwohner leben auf der Hauptinsel Viti Levu.

Reisezeit: Von Mai bis Oktober ist in Fidschi Trockenzeit, auf den Yasawas regnet es dann kaum. Am stabilsten ist das Wetter im August und September. Von November bis April ist Zyklonsaison, zudem ist es dann sehr heiß und schwül.

Anreise: Aus München, Frankfurt und Zürich fliegen mehrere Airlines mit einem Zwischenstopp nach Nadi. South Sea Cruises bietet Shuttlebusse vom Flughafen nach Port Denarau, wo Fähren zu den Yasawas starten.

Einreise: Es genügt ein mindestens sechs Monate gültiger Reisepass.

Unterkunft: Auf den Yasawas gibt es viele Homestays und Resorts.

Kajaken: Die einwöchige, geführte Tour mit Southern Sea Ventures kostet inklusive Leihausrüstung, Übernachtungen, Fähre, Essen und Trinken 3.490 Australische Dollar, umgerechnet rund 2.100 Euro.

Währung: 1 Fidschi-Dollar entspricht 42 Cent (Stand: 19.12.2024)

Zeitverschiebung: Während der europäischen Sommerzeit ist Fidschi zehn Stunden voraus, während der Winterzeit elf Stunden.

Weitere Auskünfte: Travel Guide zu Yasawa Islands von Tourism Fiji

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