Reisebranche Neutrale Informationen über Krisenländer gefordert
Deutschlands Tourismusindustrie fordert international einheitliche Reisehinweise.
Es sei »schwer zu verstehen, warum die Außenministerien der verschiedenen Länder zu so unterschiedlichen Einschätzungen der Sicherheitslage kommen«, sagt Ralf Teckentrup, Präsident des Bundesverbandes der deutschen Fluggesellschaften (BDF).
Der Manager, im Hauptberuf Chef des Ferienfliegers Condor, weist in diesem Zusammenhang auf das Beispiel Ägypten hin. Während Deutschlands Reisebranche nach Ausbruch der Unruhen aufgrund der amtlichen Reisewarnung keine Urlauber mehr dorthin flog, »blieben die Hotels voll mit Engländern.«
Die Forderung nach einer neutralen Stelle für Reisehinweise besteht schon länger. Doch zuvor zeigten sich Kritiker meist besorgt darüber, dass das dafür zuständige Auswärtige Amt (AA) eher zögerlich Reisewarnungen ausspricht.
Der frühere TUI-Vorstand Karl Born etwa, heute Tourismusprofessor an der Hochschule Harz, erklärte das mit der »Abhängigkeit des Ministerium von der Tourismusindustrie«. Zudem liege die Hauptaufgabe des AA darin, »Wirtschaftsbeziehungen zu anderen Ländern zu pflegen und nicht darin, Urlauber vor einem Gefahrengebiet zu warnen.«
Tatsächlich weisen die Einschätzungen anderer Regierungen oftmals vom deutschen Blickwinkel ab. Deshalb informieren sich viele interessierte Touristen und Fachleute auch auf den offiziellen Portalen ausländischer Ministerien. Besonders gefragt sind die Websites des State Department der USA (www.travel.state.gov) und Großbritanniens Foreign & Commonwealth Office (www.fco.gov.uk). Aber auch Österreichs Außenministerium (www.bmaa.gv.at) oder das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (www.eda.admin.ch) sind gute Adressen für Zielgebietsrecherchen.
Als meist gute Auskunftsquellen taugen auch die Online-Ausgaben nationaler Tageszeitungen: Mehr als 5000 Blätter aus 192 Staaten – darunter auch die meisten Krisenländer – liefern im Internet (www.theworldpress.com) Aktuelles. Mittlerweile gibt es sogar eine Weltkarte der Reisewarnungen (www.reisewarnungen.org), die die Aussagen unterschiedlicher westlicher Außenministerien vergleicht und nach einem eigenen Schlüssel quantifiziert.
(17.3.11, tdt)