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Vom Hochwaldturm bei Oybin bietet sich bei gutem Wetter ein grandioser Fernblick.

Vom Hochwaldturm bei Oybin bietet sich bei gutem Wetter ein grandioser Fernblick. Foto: Julian Hilgers/dpa-tmn

Sachsen Unterwegs im kleinsten Mittelgebirge Deutschlands

Im Grenzgebiet zu Tschechien und Polen im Südosten von Sachsen liegt das Zittauer Gebirge. Für Wanderer ein echter Geheimtipp - nicht nur, weil sie hier ihr eigenes Matterhorn haben.

Der Aufstieg ins Zittauer Gebirge beginnt auf dieser Tour im Dorf Herrenwalde - ein winziger Ort und dennoch leicht zu finden. Denn wie das kleine Holzschild am Ortseingang verrät, ist es das einzige Herrenwalde in ganz Deutschland.

Von hier aus geht es für mich entlang des Oberlausitzer Bergwegs in das kleinste Mittelgebirge Deutschlands.

Die weiß-blau-weiße Markierung auf Bäumen und Schildern schickt die Wanderer durch ein kleines Waldstück. Der Weg schlängelt sich dabei immer auf der Grenze zu Tschechien. Der erste Gipfel, der Weberberg mit 711 Metern Höhe, liegt dann auch offiziell im Nachbarland.

Immer wieder zweigen im Wald kleinere Wege ab. Andere Wanderer treffe ich zu Beginn aber kaum. Das ändert sich nach gut sechs Kilometern Strecke. Ein breiter Waldweg mit etwas Geröll führt auf die Lausche, den mit 793 Metern höchsten Gipfel im Zittauer Gebirge.

Sonderlich anspruchsvoll ist der Aufstieg - wie die meisten Wege im Zittauer Gebirge - nicht. Und so stapfen Familien mit Hunden, ältere Paare mit Walkingstöcken und kleine Gruppen mit Pilzkörben hinauf, um die Aussicht zu genießen.

Deutsch-tschechisches Kauderwelsch auf dem Gipfel

Noch etwas schöner als vom Gipfelplateau ist der Blick vom Aussichtsturm auf der Lausche. Der Blick reicht weit nach Tschechien hinein und man erkennt, wie weit sich das Gebirge, das dort Lužické hory - Lausitzer Gebirge - heißt, noch ins Nachbarland hineinzieht.

Die Wanderer auf der Lausche sprechen Deutsch und Tschechisch. «Die Tschechen spielen für uns eine große Rolle. Wobei viele als Tagestouristen kommen», sagte Linda Pietschmann vom Tourismuszentrum Zittauer Gebirge mir dazu.

Beim Abstieg von der Lausche fallen die Skilifte und die Schneisen der Abfahrtspisten auf. Schilder verweisen auf Ski-Wanderwege durch den Wald - inzwischen eher Relikte aus früheren Zeiten. «Winter ist gerade ein etwas schwierigeres Thema», so Pietschmann. «Wir können keinen Schnee mehr versprechen.»

Dafür fallen besonders im Tal die vielen Mountainbiker auf. Sachsen will zur Mountainbike-Region werden. «Wir etablieren gerade einige Routen», sagt die Touristikerin.

Rundum-Blick auf dem alten Aussichtsturm

Auch Kletterrouten gibt es im Zittauer Gebirge. Zum Beispiel an den Nonnenfelsen kurz vor dem Kurort Jonsdorf. Die massive Formation aus Sandstein erinnert an die Sächsische Schweiz, die gar nicht so weit von hier ist, und lässt die Landschaft ganz anders wirken als noch wenige Kilometer zuvor.

Der Blick von der Aussichtsplattform der Felsen lohnt sich, es gibt ein kleines Gasthaus. Und so tummeln sich auch hier zahlreiche Wanderer und Familien.

Über Jonsdorf führt der Oberlausitzer Bergweg weiter auf den Hochwald, mit 749 Metern der zweithöchste Gipfel des Gebirges. Der alte Aussichtsturm auf dem Gipfel kostet zwei Euro Eintritt. Dafür gibt es einen Aufstieg über eine schmale und knarzende Wendeltreppe und am Ende einen schönen 360-Grad-Blick über die Region.

Unten vor dem Turm bietet eine kleine Bude Soljanka, Kürbissuppe und Würstchen an. «Gestern war das Wetter richtig schön, trotzdem war es ruhig», erzählt die Verkäuferin.

Das Lausitzer Matterhorn

Über den kleinen Ort Lückendorf führt der Oberlausitzer Bergweg in Richtung Oybin. Die Wegmarkierung ist an einigen Abzweigungen etwas versteckt. Über einen schönen Waldweg führt die Strecke dann hinauf zum Scharfenstein. Seine markante Form hat dem Fels den Namen «Lausitzer Matterhorn» eingebracht.

Über ein paar Dutzend Treppenstufen erreicht man die Aussichtsplattform mit einem beeindruckenden Blick auf den eigentlich noch viel markanteren Berg Oybin - ein massiver Sandsteinfels, der je nach Blickpunkt wie ein gigantischer bewaldeter Schildkrötenpanzer aufragt und auf dem sich eine alte Burgruine befindet.

Die Route führt hinab in den Ort Oybin - ein beliebter Start- oder Endpunkt für Wanderer. Hier endet eine Linie der Zittauer Schmalspurbahn.

Mit Dampf in die Stadt

Die Dampflok bringt seit 1890 Wandertouristen von Zittau nach Jonsdorf und Oybin und zurück. Die Bahn ist für Wanderer eine echte Alternative zu den Bussen, die zwischen den meisten Dörfern der Region verkehren, und für Nicht-Wanderer einfach so eine echte Attraktion.

Mit maximal 30 km/h schiebt sich die Bahn über die Schienen und bläst dunklen Rauch in die Landschaft. In der Hauptsaison fährt die Schmalspurbahn teilweise mit einem Speisewagen.

Ankunft in Zittau, der 25.000-Einwohnerstadt, die dem Gebirge den Namen verleiht: Geschäfte, Marktplatz, einen Dom gibt es - und eine besondere Sehenswürdigkeit: das Große Zittauer Fastentuch aus dem Jahr 1472. Mit Fastentüchern wurden einst in der Fastenzeit in der Kirche die bildlichen Darstellungen Jesu verdeckt.

Mit einer Fläche von 56 Quadratmetern soll das Große Zittauer Fastentuch das drittgrößte weltweit sein. Es hängt im Museum der Kirche zum Heiligen Kreuz im Zentrum der Stadt. Das Große Fastentuch und das kleinste deutsche Mittelgebirge - ein schöner Kontrast.

Zittauer Gebirge

Anreise: Mit der Bahn erreicht man Zittau ab Dresden mit der Regionalbahn in knapp anderthalb Stunden. Mit dem Auto dauert es in etwa genauso lange.

Reiseziel: Das Zittauer Gebirge liegt im äußersten Südosten Sachsens an der Grenze zu Tschechien und Polen. Mit 133 Quadratkilometern Fläche ist es nach Angaben des Bundesverbands Deutscher Mittelgebirge das «kleinste deutsche Mittelgebirge».

Vor Ort: Ausflüge aus Zittau bieten sich zum Beispiel nach Görlitz und ins tschechische Liberec an. Beide Städte erreicht man in maximal 45 Minuten mit dem ÖPNV, mit dem Auto etwas schneller.

Wandern: Das Zittauer Gebirge bietet ein verzweigtes Netz an markierten Wanderwegen. Auf der Website des Naturparks gibt es eine Reihe von Tourenvorschlägen: www.zittauer-gebirge.com/de/wandern

Von hier kann man auch eine Fernwanderung auf dem Oberlausitzer Bergweg starten, der gut 100 Kilometer lang ist und zwischen Zittau und Neukirch bei Bautzen verläuft. Empfohlen wird, ihn auf sechs Tagesetappen aufzuteilen: www.oberlausitzer-bergweg.de

Wer zum Wandern in die Region kommt, sollte sein Auto in Zittau stehen lassen, um mit dem Bus oder der Schmalspurbahn ins Gebirge zu fahren, rät das Tourismusbüro. Tatsächlich funktioniert das dafür, dass man in einer ländlichen Region unterwegs ist, erstaunlich gut.

Im Zweifel geht es auch zu Fuß. Zwischen Herrenwalde im Westen und Lückendorf im Osten des Gebirges liegen auf direkter Strecke gerade mal 13 Kilometer.

Infos: Tourismuszentrum des Naturparks, Markt 9, 02763 Zittau (Tel.: 03583/ 549940; Mail: ; Internet: www.zittauer-gebirge.com)

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