Rotes Meer - Gesunde Korallen, geschützte Delfine

Tondoba Bay ist ein Stück ursprüngliches Ägypten ganz im Süden am Tor nach Afrika (Foto: Flickr.com, prilfish)

Wilden Eseln und den Dromedaren der halbnomadischen Ababda begegnet man auf Reisen an die südägyptische Rotmeerküste manchmal sogar zwischen den Bungalows.Die Unterkünfte sind einfach. Aircondition? »Das macht hier der Wind« lacht Ayman. Sein Einsatz zum Schutz der Riffe ist unermüdlich. Das berühmte »Shaab Samadei«, ein sichelförmiges Riff, das ständige Heimat einer großen Schule von Spinnerdelfinen ist, liegt direkt vor ihrer Tür. »Es war für uns ein harter Kampf mit den Behörden, aber jetzt haben die Delfine ihre Schutzzone, in die kein Boot hinein darf«, freut sich Constanze. Die Meeressäuger, die bereits deutliche Stress- Symptome zeigten, können sich jetzt hierzurückziehen. Anzutreffen sind sie mit etwas Glück an einem der anderen schönen Tauchplätze, die es rund um Tondoba reichlich gibt.

Nach Tondoba reisen vor allem Taucher, doch man kann hier auch wenig Wüstenluft schnuppern und authentisches Ägypten kennenlernen. Das fängt schon bei der allabendlichen Kaffeezeremonie an. Den bereitet Musawi zu. Für den Gebena werden die weißen Bohnen frisch über Feuer geröstet, zerstoßen und mit viel Zucker und Ingwer in kleinen Tonkaraffen langsam aufgekocht. Der tiefschwarze Trank ist sehr süß, stark und belebend. Einen muss man trinken oder sieben – dann kehrt man zurück, sagen die Beduinen.

Ägyptens Beduinen - Mit dem Krummdolch zum Kamelmarkt

Unter Beduinen ist man beim Kamelmarkt in Shalatin im äußersten Süden von Ägypten (Foto: Wikimedia Commons, Klaus Polak)

Noch vor Tagesanbruch machen wir uns auf die dreistündige Reise nach Shalatin, dem letzten Ort vor der administrativen Grenze zum Sudan. Dahinter beginnt das Hala’ib-Dreieck, bis vor kurzem noch militärisches Sperrgebiet. Unbehindert ziehen bislang nur die Beduinen zwischen den Ländern hin und her. Dazu gehören die Rashid, die durch Kamelzucht reich geworden sind. Der Wind fährt in ihre lilafarbenen Gewänder, dunkle Augen blitzen unter Turbanen hervor.

Auch die Ababda und Bishari, mit Krummdolchen und Peitschen geschmückt, züchten Dromedare. Alle treffen sich auf dem berühmten Kamelmarkt in Shalatin. Wir spazieren zwischen Hunderten von Kamelen jeden Alters, die auf dem staubigen Boden hocken. Wir sind am Tor zu Afrika. Shalatin ist eine ganz andere, für uns sehr fremde Welt. Eine Männerwelt mit anderen Verhaltensregeln, anderer Körpersprache und anderem Wertesystem. Neben uns beginnt eine lautstarke Diskussion, wild gestikulierend schreien sich zwei Männer an, der Pulk wird immer größer. Handys schrillen, pfeifen, orchestrieren die Hintergrundmusik zu dieser wilden Oper. »Kein Problem«, beruhigt mich Ayman, »ein ganz normales Verkaufsgespräch. Man nennt sich Halsabschneider, schimpft ein wenig, feilscht und am Ende ist man sich einig«. So schnell, wie der Tumult entstanden ist, löst er sich auf. Später werden wir die Protagonisten friedlich zusammensitzend im Teehaus treffen.

Schön ist Shalatin nicht, aber faszinierend und spannend. Schiefe Häuser aus ungebranntem Ton, Hütten, von Pappe und Wellblech zusammengehalten, flankieren die Gassen. Schwarz gekleidete Frauen huschen mit Tüten beladen an uns vorbei, Münzen klimpern an ihren Gesichtsschleiern. Teppiche, Plastikwaren und alter Beduinenschmuck werden feilgeboten, aus Blech geschlagene Ringe und archaisch grober Silberschmuck. Die heiße Luft ist staubtrocken, der leichte Wind riecht nach Salz, Tabak und Diesel. Arabische Wortfetzen fliegen zu uns herüber. Männer in Galabeias genießen den Feierabend zur Mittagszeit.

Faszinierendes Ägypten - Einsamkeit und Stille im Nationalpark

Faszination Wüste im Wadi al Gamal Nationalpark in Süd-Ägypten (Foto: Wikimedia Commons, Wusel007)

Der Weg zurück führt durch den Wadi-al-Gamal-Nationalpark. Wir nutzen den Schatten einiger Schirmakazien dort zur Rast. Das scheinbar trockene Flussbett schlängelt sich aus dem Gebirge hinunter zum Meer, seine konstante, unsichtbare Feuchtigkeit hat ein einzigartiges Biotop entstehen lassen. Das Delta ist mit dichtem Buschwerk besetzt, dazwischen gedeihen Palmen und zahlreiche Mangroven, Lebensraum von Weißaugenmöven, Fischadlern und sogar Schieferfalken. In den Bergen werden häufig Dorkasgazellen und manchmal sogar Steinböcke gesichtet. Hier und da leuchten die Gräber von Beduinenscheichen hervor.

Wer sich bei seiner Reise nach Süd-Ägypten auf eine Mehrtagetour landeinwärts begibt, entdeckt nicht nur die unerwartet reiche Flora und Fauna im Wadi, sondern auch wahre Einsamkeit und eine Stille. Wie viele Farben die Wüste hat? Unzählige! Bei Sonnenaufgang schimmert sie golden, am späten Nachmittag verleiht das weiche Licht den Bergen sanfte Violettschattierungen. Kurz vor der Blauen Stunde erblüht die Eastern Desert zu voller Schönheit. Auch das ist Ägypten

Rotes Meer - Tauchen am Riff

Süd-Ägypten und die Unterwasserwelt des Roten Meers sind ein Paradies für Taucher (Foto: Wikimedia Commons, Alexander Z.)

Tauchkurse werden von jedem Hotel angeboten. Ein Tag mit 2 Tauchgängen kostet um die € 50/Pers. Achten Sie darauf, dass die Tauchbasis nach den Standards einer internationalen Tauchsportorganisation ausbildet (PADI, CMAS, SSI oder NAUI). Ein solider Anfängerkurs (Open Water Diver) dauert 3–5 Tage. Erfragen Sie, welche Nebenkosten inkludiert sind. In der Regel sind dies Leihausrüstung, Luft und Bleigurt sowie die Bootsfahrten. Kosten für Lehrbuch (Manual), Tauchtabelle, sowie Prüfungsgebühr und Tauchschein können u. U. extra berechnet werden. »Reef Check« ist ein weltweites wissenschaftliches Programm zur Überwachung des gefährdeten Ökosystems Korallenriff, bei dem man unter Anleitung von Meeresbiologen hilft, den Zustand der Riffe zu überprüfen (Teilnahme kostenlos, nur Tauchgänge müssen bezahlt werden. Dieses und weitere Programme bietet das Meeresbiologe- College in Tondoba an.

Informationen über Reisen in den Süden von Ägypten

Im Süden von Ägypten trifft die Wüste aufs Rote Meer (Foto: Wikimedia Commons, Wusel007)

EINREISE
Das Visum (30 Tg.) erhält man bei Einreise an den Bankschaltern der Flughäfen. Am Airport von Marsa Alam gibt es weder öffentliche Busse, Taxis noch Mietwagen, lediglich einen Limousinenservice. Mietwagen gibt es nur in Hurghada. Am besten den Transfer über das Hotel buchen.

UNTERKUNFT
Südlich des Flughafens Marsa Alam nimmt die Hoteldichte deutlich ab. Da außerhalb der Anlagen kaum Infrastruktur vorhanden ist, empfiehlt sich Halb- oder Vollpension. Constanze Conrad und Ayman Taher bieten »Al Saraya Cotton Houses« an, vier geräumige Wüstenzelte mit eigenem Bad, €€ . Das Tauchresort »Marsa Nakari Village«, gelegen in der gleichnamigen, malerischen Bucht 18 km südlich von Marsa Alam, hat Bungalows mit Bad/WC und geräumige Wüstenzelte mit Ventilator und Minikühlschrank. Für Zeltgäste gibt es Gemeinschaftsbäder, € Das »Shams Alam Resort« am Rand des Wadi- Gemal-Nationalparks ist eine hübsche Anlage mit Pool. Tauchbasis mit deutsch-ägyptischer Leitung. €€. Das im nubischen Stil erbaute 5-Sterne-Pauschalhotel »Iberotel Coraya Beach« (www. iberotel.com) liegt 5 km vom Flughafen Marsa Alam entfernt an einer Bucht mit einem 800 m langen, feinen Sandstrand mit Korallenriff vor der Tür, €€€.

KLIMA UND BESTE REISEZEIT
Im Süden Ägyptens herrscht durchweg trockenes Wüstenklima mit Tagestemperaturen bis über 40 °C. Angenehmste Reisemonate sind Oktober bis Mai. In unserer Klima- und Reisewetter-Datenbank finden Sie die optimale Reisezeit für Reisen nach Südägypten.

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VERKEHRSMITTEL
Taxi: Für Kurztouren kann übers Hotel ein Taxi bestellt werden. Der Fahrpreis  ist immer verhandelbar. Zunächst immer 50 Prozent der geforderten Summe bieten!
Bus: Von Marsa Alam fahren Busse der Upper Egypt Company nach Shalatin (290 km), Edfu (200 km), Assuan und Hurghada. Minibusse oder Sammeltaxis halten auf Handzeichen.
Touren planen: Die Hotels organisieren begleitete Ausflüge in kleinen Gruppen.

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ESSEN & TRINKEN
Restaurants, Bars oder Cafés sind außerhalb der Hotels noch Mangelware. Man sollte sich aber nicht scheuen, einmal die Garküchen und Teehäuser der Einheimischen zu probieren. Neben dem Nationalgericht Fuul, einem schmackhaften Bohneneintopf, findet man vor allem Falafel, frittierte Kichererbsenbällchen. Beliebt ist auch Koshari, ein Linseneintopf. Alkohol gibt es in der Tondoba Bay kaum, aber Softdrinks, Wasser, Kaffee, Tee etc. Mitgebrachte Getränke dürfen konsumiert werden.

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SICHERHEIT
Im September 2008 wurde in der Westlichen Wüste eine Reisegruppe entführt, der auch deutsche Touristen angehörten. Seither gelten vor allem die südwestlichen Grenzregionen der Sahara zu Libyen, Tschad und Sudan als potentiell gefährdet. Die Rotmeerküste ist bisher vor Überfällen und Entführungen verschont geblieben. Größere Hotels verfügen über eigenes Sicherheitspersonal und Eingangskontrollen.

AUSKÜNFTE
Generalkonsulat der Arabischen Republik Ägypten, Kaiserstr. 66, 60329 Frankfurt, Tel. 069-252153, http://www.egypt.travel/

WEITERE INFORMATIONEN
Der vollständige Artikel mit vielen Tipps zur Urlaubsplanung, Preisen, Adressen, Telefonnummern, Nebenkosten und Kalkulation der Urlaubsreise ist erscheinen in REISE & PREISE 1-2010. Die Ausgabe können Sie sich für € 4,90 nach Hause schicken lassen (Heft bestellen)

(Sibylle Gerlinger, 1/2010)