Zaruma, das städtebauliche Kleinod in Ecuador (Foto: Ortalli, Wikimedia Commons)
Reisen in den Süden Ecuadors in das Goldgräber-Städtchen Zaruma sind noch ein Geheimtipp. Weneige verirren sich auf Reisen durch Ecuador in diese abgelegene Gegend. Bisher kommen vor allem Backpacker auf der Reise von oder nach Peru für einen Zwischenstopp nach Zaruma. Dabei ist der 400 Jahre alte Ort ein städtebauliches Kleinod,wie man es in Ecuador kaum noch findet. Große Teile der 12.000-Einwohner- Stadt bestehen aus wunderschönen alten Holzhäusern mit aufwändigen Fassaden, Balkonen und Fenstern. Es gibt romantische Durchgänge, kleine Treppenviertel und immer wieder ergreifend schöne Ausblicke auf die Andenlandschaft. Das Klima ist mild, denn in 1.200 Meter Höhe herrscht am Äquator ewiger Frühling, und so blühen um das Städtchen herum Orchideen und Kaffeesträucher um die Wette. Inzwischen bemüht sich Zaruma, als Weltkulturerbe in die UNESCO-Liste aufgenommen zu werden. Überhaupt ist Ecuador mit einerimposanten Vielfalt von Naturschönheiten und Kulturen ausgestattet – hier erlebt man fast ganz Südamerika in einem Land. Vor allem die dramatische Gebirgswelt begeisterte schon den deutschen Naturforscher Alexander von Humboldt, als er vor 200 Jahren durch diesen Teil der Anden reiste und die Gegend von Quito bis hinunter nach Cuenca »Straße der Vulkane« taufte. Tatsächlich sieht man an klaren Tagen auf dieser Strecke Dutzende von Feuerbergen in den Äquatorhimmel ragen,angefangen vom Cayambe im Norden bis zum erloschenen Chimborazo bei Riobamba, dem mit 6.310 Meter höchsten Gipfel Ecuadors. Humboldt reiste mit Pferden und Maultieren durch Ecuador, die heutigen Individualtouristen sind – genau wie die Einheimischen – meist mit dem Bus unterwegs. Das Busnetz in Ecuador ist gut entwickelt, selbst abgelegene Dörfer werden bedient. Außerdem ist Busfahren konkurrenzlos günstig: Eine Stunde Fahrt kostet etwa einen Dollar. Entfernungsangaben sind demgegenüber wenig aussagekräftig, denn der Zustand der Straßen reicht von autobahnähnlichen Strecken bis hin zu katastrophalen Schüttelpisten.
Reisen in Ecuador - Bustrip durch die Anden
Buntes Markttreiben in den Anden von Ecuador (Foto: Dr. Carlos Costales Terán, Wikimedia Commons)
Wer Bus fährt, der erfährt Ecuador: Bergbauern in bunten Ponchos steigen zu,Geschäftsleute in Schlips und Kragen,Indiofrauen mit dunklen Filzhüten über blauschwarzen Zöpfen, ihre Babys in Tragetüchern auf dem Rücken. Dazu Kinder, die einen aus freundlichen, braunen Augen neugierig anstarren, und auch das eine oder andere Huhn sowie Kisten voller Gemüse reisen mit. Doch Vorsicht. Man sollte wissen, dass ecuadorianische Busse nicht einfach einen Fahrer haben, sondern manchmal einen Piloto. Handelt es sich dabei womöglich um einen sehr jungen Mann,dann ist eventuell Misstrauen angebracht. Es kann nämlich passieren, dass der unerschrockene Piloto sein Gefährt im Tiefflug über kurvenreiche und fast unpassierbare Gebirgspässe jagt, immer knapp am Abgrund entlang und ohne Rücksicht auf möglichen Gegenverkehr,so dass einem vor jeder Kurve der Angstschweiß ausbricht. ZwischenQuitound Cuenca liegen 470 Kilometer, für die ein Bus mit einem soliden Fahrer rund zehn Stunden benötigt, wobei man sich meistens in Höhen zwischen 2.000 und 3.000 Metern befindet. Die historische Stadt Cuenca mit ihren vielen Kolonialgebäuden und noblen Fassaden, alten Kirchen und gepflegten Plätzen gilt unter Landeskennern als die schönste Stadt Ecuadors. Insofern wetteifert Cuenca mit dem kolonialen Stadtkern von Quito. Außerdem ist Cuenca die Heimat des Panamahuts. Denn nicht in Panama, sondern um diese Stadt herum leben die vielen fleißigen Hutmacher,die in mühevoller Handarbeit aus den feinen Fasern der Toquilla-Palme die berühmten Hüte flechten,die dann in Cuenca in mehreren Manufakturen fertiggestellt und in alle Welt exportiert werden. Bis heute heißen diese luftig leichten Kopfbedeckungen »Panamahüte«,da sie vor über 100 Jahren zunächst von Panama aus vermarktet und von der dortigen Landenge aus ihren Siegeszug antraten.
Ecuador - Reisen ins Tal der Hundertjährigen
Vilcabamba im grünen Tal der Hundertjährigen, Ecuador (Foto: Flickr.com, Marriedwithluggage)
Cuenca ist zugleich das Tor, das den touristisch noch nicht entdecktenSüden von Ecuador erschließt. Auf der Panamericana gelangt man in gut vier Stunden mit dem Bus oder Auto nach Loja. Von dort sind es noch 40 Kilometer auf einer Nebenstraße bis nach Vilcabamba, einem ruhigen Dorf im anmutig schönen »Tal der Hundertjährigen«. Viele Forscher und Mediziner aus Europa und den USA waren in Vilcabamba, um herauszufinden, warum hier auffällig viele Menschen überdurchschnittlich alt werden. Auch soll bis heute in dem 5.000-Einwohner- Ort auf 1.600 Meter Höhe angeblich kein einziger Bewohner an Herzinfarkt gestorben sein. Esoteriker führen gern besondere Energieströme ins Feld der Erklärungen, Freaks dagegen verweisen auf den »San-Pedro-Kaktus«, der hier wächst und dessen Sud neben der starken halluzinogenen Wirkung auch Heilkräfte angedichtet werden. Seriöse Studien nennen als Gründe das ganzjährig exzellente Frühlingsklima mit Temperaturen um 20 Grad, ausgewogene und fleischarme Ernährung, saubere, keimfreie Luft und wenig Stress. Vilcabamba ist ideal, um Urlaub vom Urlaub zu machen. Der Ort lockt bisher vor allem Rucksacktouristen und Low-Budget-Reisende. Hier können sie ein paar Tage in schöner Umgebung abhängen,entspannen und Tipps austauschen.
Wer nicht nur chillen, sondern gleichzeitig auch den gewissen Thrill sucht, der sollte in denRegenwald des Amazonas-Tieflandes eintauchen – beispielsweise am anderen Ende Ecuadors, im Cuyabeno-Schutzgebiet im schwülheißen Dreiländereck von Ecuador, Kolumbien und Peru. Hier treffen wir auf ein Original, einen Deutsch-Ecuadorianer namens Kurt Beate. Gleich nach unserer Ankunft empfiehlt uns Kurt,ein erfrischendes Bad im Fluss zu nehmen. »Die Piranhas«, sagt er beiläufig, »sind tief unten im Fluss. Das Schwimmen ist erfrischend und völlig ungefährlich.« »Und wie steht es mit Schlangen?« »Anakondas gibt es hier, doch sie gehen den Menschen aus dem Weg«, meint Kurt lächelnd. Zaudernd wagen wir uns ins dunkle Wasser. Die leichte Strömung des Río Cuyabeno erfasst uns und trägt uns sanft ein Stückchen flussabwärts. Theoretisch könnte man sich 3.500 Kilometer weit nach Osten treiben lassen und käme irgendwann im brasilianischen Macap an, wo der Amazonas in den Atlantik mündet. »Hier befinden wir uns am Anfang von allem«, ruft Kurt Beate begeistert und deutet auf den vor Feuchte dampfenden Regenwald.» Der Cuyabeno fließt in den Río Aguarico, der Aguarico in den Río Napo und der wiederum in den Amazonas.« Kurt Beates Anfang von allem beginnt im nordöstlichen Zipfel von Ecuador. An einer Flussbiegung mitten im 6.600 Quadratkilometer riesigen Cuyabeno-Schutzgebiet erfüllte sich der Hobby-Biologe mit dem Bau seiner »Tapir Lodge« einen Lebenstraum. Der Regenwald ringsherum scheint endlos und unberührt, es gibt weder Straßen noch Städte. Flüsse winden sich in unzähligen Schleifen durch den dichten Dschungel und speisen seenartig vergrößerte Schwarzwasserlagunen, aus denen bizarre Urwaldbäume ragen. Die Erkenntnis ist so schlicht wie erhaben: Hier beginnt das Amazonasbecken und damit das größte Tropenwald-Biotop der Erde. Um in das Cuyabeno-Wildlife-Reservat zu gelangen, vergeht mindestens ein halber Tag auf der Reise durch Ecuador: Zunächst 45 Minuten mit dem Flugzeug von Quito über die Anden nach Nueva Loja, dann auf einer üblen Schotterpiste drei Stunden bis in ein Dschungelkaff namens Tarapoa. Diese Fahrt ist kein Vergnügen: 100 Kilometer rattert man neben einer Pipeline entlang, die einen daran erinnert, dass hier im Nordosten Ecuadors der Konflikt Ökologie kontra Ökonomie, sprich Regenwald gegen Erdöl, ausgetragen wird.
Regenwald kontra Erdöl - Ecuadors Kampf um Ressourcen
Reisen im Naturreservat von Cuyabeno in Ecuador (Foto: Flickr.com, mtkopone)
Auf der Strecke zwischen Nueva Loja und dem Schutzgebiet dröhnt der Lärm von Motorsägen und schweren Lastwagen. Eingezäunt wie Hochsicherheitstrakte liegen streng bewachte Erdölanlagen neben der Straße.Seit über 20 Jahren wird hier der wichtigste Exportartikel und Devisenbringer Ecuadors aus dem Urwaldboden gepumpt. Das Naturreservat von Cuyabeno ist für die Ölkonzerne aber tabu. Ist man auf Reisen durch Ecuador in Tarapoa angekommen, klettert man bei einer Brücke in ein Einbaumkanu mit Außenborder und tuckert gut zwei Stunden flussab bis zur »Tapir Lodge«. Diese Flussfahrt ist wunderschön. Zumal Kurt Beate während der Fahrt ins Naturschutzgebiet viel über den Regenwald und sein empfindliches Gleichgewicht erklärt. Der Mann mit deutschem und ecuadorianischem Pass, der perfekt Deutsch spricht, ist schließlich Ökologe aus Leidenschaft und Überzeugung. Seine Lodge hat er mit Hilfe der Siona-Indianer gebaut,der Strom stammt aus Solarzellen,alle organischen Abfälle werden kompostiert. Die Indianer-Familien partizipieren vom Tourismus,da sie die Boote zur Verfügung stellen und alle Transporte von und zur Lodge übernehmen. Auch Alberto, Schamane vom Stamm der Cofanes, profitiert von den Besuchern. Schließlich führt einer der Ausflüge von der »Tapir Lodge« in sein Dorf. Alberto kennt die Wirkung von »ungefähr 550 Heilpflanzen« aus dem Regenwald und kann damit viele Leiden behandeln. Er erzählt, dass der Dschungel für ihn eine grüne Apotheke sei, die eine ungeheure Fülle von Arzneien für viele verschiedene Anwendungen berge. Um eine Diagnose zu erstellen, versetzt sich der Schamane zunächst mit Hilfe eines Suds aus Lianen und Datura-Blüten in einen Rausch und erkennt dann mit Hilfe der halluzinogenen Wirkung dieser Pflanzen, was dem Patienten fehlt. Ein roter Farbenrausch steht beispielsweise für innere Erkrankungen, ein schwarzer für psychische. Gegen schwere Krankheiten ist allerdings auch im Cuyabeno-Dschungel kein Kraut gewachsen. »Patienten mit ernsten Krankheiten müssen in die Klinik«, sagt der Schamane, der beileibe kein Scharlatan ist.
EINREISE Deutsche, Österreicher und Schweizer benötigen einen bei Einreise noch mindestens sechs Monate gültigen Reisepass.
GELD Währung ist der US-Dollar. € 1= US$ 1,35 (Stand 2/11). Gängige Kreditkarten werden fast überall akzeptiert, Euro-Banknoten nicht überall umgetauscht. Praktisch sind kleinere US$-Noten.
GESUNDHEIT Keine Impfungen vorgeschrieben. Empfehlenswert ist Impfschutz gegen Tetanus, Diphterie, Polio und Hepatitis, Malariaprophylaxe je nach Reisestil an den nordwestlichen Küstenabschnitten und im Amazonasbecken. Informieren Sie sich beim Tropeninstitut.
QUITO Hotel »Loro Verde« € Das Hostal »Loro Verde« liegt zentral unweit der Avenida Río Amazonas. »Hotel Patio Andaluz« €€€€ Auch direkt in der Altstadt gibt es nun ein stilvolles, empfehlenswertes Hotel: Nur wenige Schritte von der Kathedrale entfernt, ist in einem restaurierten Kolonialgebäude das »Hotel Patio Andaluz« untergebracht; mit herrlichem Innenhof und Restaurant.
CUENCA Hostal »La Orquídea« € Optisch ansprechend und preiswert ist das Hostal »La Orquídea«. »Hotel Santa Lucía« €€€ Mitten in der Altstadt, nur wenige Schritte vom Parque Central entfernt, liegt das kleine, in einem Kolonialgebäude untergebrachte »Hotel Santa Lucía«. Hotel »Mansión Alcázar« €€ Sehr gediegen, fast schon überladen mit Antiquitäten, ist das »Mansión Alcázar« mit seinem herrlichen Innenhof, in dem morgens ein hervorragendes Frühstück serviert wird.
VILCABAMBA Guesthouse »Le Rendez-Vous« € Bei Backpackern beliebt ist das von Franzosen geführte Guesthouse »Le Rendez- Vous« am Dorfrand; mit schönem Garten. Hotel »Hostería Izhcayluma« € An einem Hang mit grandiosem Blick über das »Tal der 100-Jährigen« liegt die »Hostería Izhcayluma«, eine Mischung aus Backpacker-Hotel und Resort, geführt von zwei jungen Deutschen; 2 km von Vilcabamba, mit Open-Air-Panorama- Restaurant.
DSCHUNGELLODGES IM AMAZONAS-TIEFLAND »Tapir Lodge« €€€ Die »Tapir Lodge« liegt mitten im Cuyabeno-Schutzgebiet. »Jaguar Lodge« €€€ Die traditionsreiche »Jaguar Lodge« liegt sehr schön an einem Steilufer über dem Rió Napo. Der Eigentümer besitzt außerdem im Städtchen Misahuali, das als Ausgangspunkt für Dschungeltouren dient, ein kleines Hotel, die »Albergue Español«. Kombiniert werden können Aufenthalte im Hotel, in der »Jaguar Lodge« sowie in der noch tiefer im Dschungel gelegenen »Cabañas Lodge«.
VERKEHRSMITTEL
Taxi In den großen Städten sehr sinnvoll. Die Taxameter funktionieren nicht immer, dann vorher den Preis aushandeln. Bus Busfahren ist preiswert, das Netz lässt kaum Wünsche offen. In allen größeren Städten gibt es Busbahnhöfe (Terminal Terrestre). Die Tickets kauft man am Schalter. Inlandflug Gute und preiswerte Verbindungen zwischen Quito, Guayaquil, Cuenca, Esmeraldas, der Urwaldstadt Nueva Loja (Lago Agrio) und weiteren Zielen mit Tame, Icaro und Aerogal. Vergleichsweise teuer sind Flüge zu den Galápagosinseln.
ESSEN GEHEN Keine Bange, man muss sich nicht nur von gegrillten Meerschweinchen oder gebackenen Maisfladen ernähren. Die Küche ist vielfältig, die Preise moderat. Reis, Kartoffeln, Mais, Kochbananen, Yucca und Gemüse sind die wichtigsten Beilagen, die Speisen unterscheiden sich je nach Region. An der Küste gibt es überall Fisch, Shrimps und andere Meeresfrüchte. Im Hochland isst man gern Rind-, Ziegen- und Schweinefleisch, aber auch Forellen. Typisch ist Lomo a la plancha, ein Rinderfilet mit Kartoffelbrei und Gemüse. Sehr beliebt sind auch Suppen, etwa Hühnerbrühe, Gemüse- oder Fischsuppen. In Cuenca ist das Restaurant »Raymipampa« direkt an der Kathedrale ein beliebter Treffpunkt. Fast noch schöner: schräg gegenüber am Parque Central das Restaurant »El Cantaro«.. In Quito empfiehlt sich »La Choza« mit typisch ecuadorianischer Küche und gediegenem, stimmungsvollem Ambiente.
NACHTLEBEN In Quito sind im Viertel La Mariscal jede Menge Kneipen und Discos zu finden, darunter der Salsa-Nachtclub »Seseribó« im Edifico El Girón. Livemusik gibt es im »Sutra«. Für den Heimweg zum Hotel stets ein Taxi nehmen! In Cuenca ist die Auswahl nicht ganz so groß, doch auch hier kommen Nachtschwärmer auf ihre Kosten, z. B. in der Café-Bar »Tal Cual«). Die In-Kneipe überhaupt in Cuenca ist das »Café Wunderbar«. Inhaber ist ein Deutscher. Abends treffen sich hier viele Studenten, es gibt eine große Auswahl an Speisen und Getränken, angenehme Atmosphäre, gute Musik.
AUSKÜNFTE Botschaft der Republik Ecuador, Joachimstaler Str. 10-12, 10719 Berlin Tel. 030-8009695, www.ecuadorembassy.de
WEITERE INFORMATIONEN Der vollständige Artikel über Ecuador mit vielen Tipps zur Urlaubsplanung, Preisen, Adressen, Telefonnummern, Nebenkosten und Kalkulation der Urlaubsreise ist erscheinen in REISE & PREISE 3-2007. Die Ausgabe können Sie sich für € 4,90 nach Hause schicken lassen. (Georg Alexander, 3/2007)