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Reisen auf die Azoren - Vulkane, Kraterseen und schwarze Strände

Die Azoren, Vulkaninseln mit Kraterseen wie der Caldera Funda und Caldera Rasa

Die Azoren, Vulkaninseln mit Kraterseen wie der Caldera Funda und Caldera Rasa (Foto: Wikimedia Commons, Björn Ehrlich)

São Miguel ist nicht nur die größte, sondern auch die abwechslungsreichste und touristisch erschlossenste Azoreninsel. Schwarzbunte Holsteiner Kühe grasen hoch über den Steilküsten des Atlantiks und Mini-Vulkane sprießen inmitten sattgrüner Weiden wie Eiterpickel. Hohe Wellen klatschen an breite schwarze Strände, knallblaue Hortensien säumen die Straßen und Teesträucher überziehen die Hügel der einzigen beiden Teeplantagen Europas. Reisen auf die Azoren zeigen eine unglaubliche landschaftliche Vielfalt.

Dramatisch präsentiert sich das Landesinnere, wo man bei Reisen auf die Azoren den Urkräften der Erde ganz nahe kommt. Der Kurort Furnas liegt mitten im Krater eines erloschenen Vulkans. Ich schwimme in einem riesigen Thermalbecken, gespeist von einer heißen Quelle, umwandere einen Kratersee und immer wieder haucht mir die Erde ihren fauligen Schwefelatem ins Gesicht. Hauptattraktion für viele Besucher ist jedoch der Cozido das Furnas: Hausfrauen und Restaurantköche gleichermaßen schichten am Morgen Fleisch und Gemüse in Töpfe, verschnüren diese fest und sacken sie ein, um sie dann in warmen Erdlöchern am Rande des Kratersees zu versenken. Rund sechs Stunden später wird mit Eisenhaken und Schaufeln das Heben der Töpfe zelebriert. Die Kameras der Besucher klicken, dann hasten alle zum Essen. Und das ist tatsächlich ein Genuss: Fleisch, Kartoffeln, Süßkartoffeln, Karotten und Kohl, gewürzt nur mit einer Prise Salz und einem Hauch Butter, zergehen auf der Zunge. Für das gewisse Etwas sorgt die leicht rauchige Note. So schmeckt die Glut der Erde, bilde ich mir ein.

Die Azoren entdecken - Aus Walfängern wurden Walbeobachter

Botstouren zur Walbeobachtung auf den Azoren, Portugal

Botstouren zur Walbeobachtung auf den Azoren, Portugal (Foto: Wikimedia Commons, Achim Raschka)

Daniel starrt aufs Meer. Stunde für Stunde. »Immer an der frischen Luft und mein eigener Herr – der schönste Beruf der Welt!«, strahlt der Mann mit dem wettergegerbten Gesicht und schiebt schon wieder das Fernglas vor die Augen. Daniel ist Walspäher von Beruf. Als junger Mann – Anfang der 80er Jahre – war er nebenbei Walfänger, wie viele Männer auf Pico. Die Wale wurden bis zuletzt von Hand mit der Harpune erlegt – ganz wie in »Moby Dick«. Jedes Zubrot war auf der kargen Insel willkommen.Der letzte Wal wurde 1987 in der Walfabrik von Lajes, heute Museum, zerlegt. Daniel hat Delfinschwärme erspäht. Er informiert über Funk das Büro der Whale-Watching-Agentur in Lajes. Erst Anfang der 90er Jahre wurden die ersten Walbeobachtungstouren angeboten. Heute teilen sich mehrere Unternehmen das Geschäft, denn bei Reisen zu den Azoren sind die Wale ein Muss. Neue Arbeitsplätze entstanden und der Trend zur Auswanderung wurde gebremst. Das sah vor wenigen Jahrzehnten ganz anders aus. Eva Goulart, die als Reiseleiterin auf Pico arbeitet, spricht ein breites amerikanisches Englisch. Kein Wunder – sie wuchs wie viele Azorer in Kanada auf. Doch das Heimweh zog die temperamentvolle Frau zurück auf ihre Insel. »Mir ist die Ruhe hier allerdings manchmal unheimlich«, stöhnt sie nun. Zum Glück strömen viele Auswanderer im Urlaub zurück in die alte Heimat. Auch Paradiese haben ihre eigene Geschichte abseits der Touristenströme, das lernt man ganz nebenbei bei Reisen auf die Azoren. 

Schon früher lebte man auf Pico auch vom Wein, welcher seit dem 15. Jh. auf der Insel angebaut wird. Die Reben reifen in winzig kleinen Parzellen aus Lavastein, die die Küstenregion im Westen wie ein Spinnennetz überziehen. Der Verdelho-Wein, ein hochprozentiger Süßwein, wurde einst bis an den Hof der russischen Zaren exportiert. Dann brachte im 19. Jh. eine Reblaus- Epidemie der goldenen Ära des Weinbaus das Ende. Mehr als hundert Jahre baute man minderwertige Weine an. Inzwischen gilt wieder: Klasse statt Masse. »Irgendwann werden Weinkenner aus aller Welt wieder vom Verdelho-Wein aus Pico schwärmen!« hofft Manuel Goulart Serpa, Präsident der Regional Wine Company. Auf Reisen zu den Azoren kann man ihn jetzt schon vor Ort probieren.

Die Azoren - Treffpunkt der internationalen Seglergemeinde

Seglerparadies Azoren mit dem Hafen von Horta auf der Ilha do Faial, Portugal

Seglerparadies Azoren mit dem Hafen von Horta auf der Ilha do Faial, Portugal (Foto: Flickr.com, Guillaume Baviere)

Vulkane begegnen einem auf Schritt und Tritt auf Reisen zu den Azoren. Die Fähre zur Nachbarinsel Faial braucht eine halbe Stunde. Erst als die Insel Pico langsam zurückweicht, nehme ich den mächtigen Vulkan Pico im Zentrum wahr, mit stolzen 2.351 Metern der höchste Berg Portugals. Während meiner Tage auf der Insel hatte er sich in dichte Wolken gehüllt. Vor 300 Jahren spuckte er zum letzten Mal, seitdem schläft der Riese. Die Azorer trauen der Ruhe jedoch nicht: »Alle 10 Jahre ein Erdbeben, alle 100 Jahre ein Vulkanausbruch, so lautet eine Faustregel.« Gut fünfzig Jahre ist es her, dass vor der Küste von Faial der Unterwasservulkan Capelinhos explodierte und eine bizarre Wüstenlandschaft aus Asche und Stein hinterließ. Danach war Faial um rund 2 Quadratkilometer gewachsen. 2.000 Insulaner wurden obdachlos, doch wie durch ein Wunder kam kein Mensch zu Schaden. An das Dorf Capelos erinnern heute nur noch der Leuchtturm und die Giebel einiger Häuser, die aus dem Sand ragen.

Grün und fruchtbar ist der Rest der Insel, deren quirliges Zentrum die Hauptstadt Horta ist. In ihrem Hafen landeten in den frühen Jahren der Luftfahrt die Wasserflugzeuge zwischen, die Europa und Amerika verbanden. Und seit jeher machen Seeleute, die den Atlantik überqueren, hier Station. Heute gehen auf Reisen ins große Abenteuer Atlantiküberquerung rund   1.200 Boote pro Jahr  in Horta vor Anker und jede Bootscrew sollte sich, so verlangt es ein altes Seemannsgesetz, im Hafen mit einem Gemälde verewigen. Die Kais ähneln einer Open-Air-Galerie. Die Farbe für die Gemälde bekommt man im »Peter Café Sport«. José Henrique Azevedo, den alle Welt Peter nennt, betreibt die Bar in dritter Generation. Mit Leidenschaft. Von Beginn an war das Café Anlaufpunkt der Seeleute, war Wechselstube und Postamt, Laden für Schiffsbedarf, Suppenküche und vor allem ein Zuhause fern der Heimat. Zwischen bunten Flaggen und vergilbten Fotos wird heute wie eh und je Seemannsgarn gesponnen. Briefe werden bei Peter jedoch kaum noch aufgegeben, stattdessen hocken die Segler mit ihren Laptops an den Tischen und können über W-Lan kostenlos mit aller Welt kommunizieren. Moderne Zeiten am Ende der Welt.

Informationen über Reisen auf die Azoren

Am Ende Europas, Sao Miguel auf den Azoren, Portugal

Am Ende Europas, Sao Miguel auf den Azoren, Portugal (Foto: Foto: Flickr.com, Feliciano Guimaraes)

EINREISE
Die Azoren gehören zu Portugal. Personalausweis reicht, Euro auch!

KLIMA UND BESTE REISEZEIT
Das Wetter ist äußerst wechselhaft. Im Sommer wird es selten über 30 °C heiß, die Winter sind mild (12–18 °C). Hauptsaison ist Juli/ August, ideale Reisemonate sind September und Oktober.

KOMMUNIKATION
Portugiesisch. Viele Einheimische sprechen gut Englisch. Die Vorwahl der Azoren ist 00351.

UNTERKÜNFTE
Vor allem auf São Miguel gibt es ein breites Spektrum, von der einfachen Pension bis zum Hotel der gehobenen Mittelklasse Besonders stimmungsvoll sind viele der ländlichen Unterkünfte in renovierten Bauernhäusern und Langütern.

SÃO MIGUEL
»São Miguel Park Hotel« €€€ Ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bietet das »São Miguel Park Hotel« in Ponta Delgada, mit großen Balkonzimmern, Pool, Sauna und Fitnesscenter.
»Estalagem dos Clérigos« €€€ Wer die Insel umrunden will, muss einmal übernachten, z. B. im »Estalagem dos Clérigos« in Nordeste.
»Quinta Altamira« €€€ Bungalows, Pool und Tennisplatz auf einem herrlichen Grundstück am Meer hat die »Quinta Altamira« in Caloura an der Südküste.
»Solar de Lalém« €€€ Ein Adelssitz aus dem 18. Jh. mit 10 stilvoll eingerichteten Gästezimmern, Garten und Pool ist das »Solar de Lalém« in Maia an der ruhigen Nordküste.

FAIAL
»Hotel do Canal« €€€ Ideal für einen kurzen Aufenthalt ist das »Hotel do Canal« am Fähranleger von Horta.
»Pousada de Santa Cruz« €€€€ Stilvoll ist die »Pousada de Santa Cruz« in der ehemaligen Festung am Hafen.
»Meia Eira« €€€ Das »Meia Eira« in Castelo Branco bietet traumhaften Meerblick und liebevolle Gastgeber.
»Casa do Capitao« €€ Vollendete Ruhe genießt man im abgelegenen Cedros im sympathischen kleinen »Casa do Capitao«

PICO
»Aldeia da Fonte« €€€ Ein stilvolles Landhotel mit ausgezeichnetem Restaurant ist das »Aldeia da Fonte« nahe Lajes.
»O Zimbreiro« €€ Erholung garantiert das abgelegene »O Zimbreiro« mit Pool.
»Pocinhobay« €€€ Ein exklusives kleines Designhotel zwischen Meer und Weinfeldern ist das »Pocinhobay« bei Madalena.

ESSEN & TRINKEN
Die Küche ist schlicht. Im Mittelpunkt stehen Fisch und Fleisch, meist mit Kartoffeln und/ oder Reis. Dazu wird manchmal ein Salat gereicht. Obst und Gemüse sind relativ teuer, bis auf die vor Ort angebaute Ananas. Spezialitäten sind Tintenfisch in Rotwein geschmort Dörrfisch-Variationen (Bacalhau,) und Eintopfgerichte.

NACHTLEBEN
Bis auf wenige Hafen kneipen und Bars, die früh schließen, spielt sich das abendliche Leben zu - meist in den Restaurants der größeren Ortschaften ab. In Ponta Delgada gibt es einige Nightspots, sogar auf Faial, Santa Maria und Graciosa gibt es aber auch Discos.

VERKEHRSMITTEL
Airporttransfer Das Taxi nach Ponta Delgada kostet € 9.
Mietwagen Auf São Miguel, Pico und Faial gibt es mehrere Mietwagenfirmen. Die Preise unterscheiden sich z. T. erheblich.
Von Insel zu Insel Alle Inseln haben einen Flughafen und werden zumeist täglich angeflogen
Fähre Es gibt ganzjährig regelmäßige Fähren von Transmacor zwischen Faial,Pico, São Jorge und Terceira. Von Horta auf Faial nach Madalena auf Pico dauert die Überfahrt mit der Fähre 30 Minuten, 15 Minuten mit dem Katamaran (mehrmals täglich, der Katamaran von São Roque auf Pico nach Velas auf São Jorge braucht 30 Minuten

TOUREN
Whale-Watching-Ausflüge werden auf São Miguel, Pico und Faial angeboten. Erfahrene Anbieter sind Espaco Talassa in Lajes/Pico und Futurismo in Lajes/Pico und Ponta Delgada/São Miguel

AUSKÜNFTE
AICEP Portugal Global, Zimmerstr. 56, 10117 Berlin Tel. 030-2541060, www.visitportugal.com

WEITERE INFORMATIONEN
Der vollständige Artikel mit vielen Tipps zur Urlaubsplanung, Preisen, Adressen, Telefonnummern, Nebenkosten und Kalkulation der Urlaubsreise ist erscheinen in REISE & PREISE 2-2008. Die Ausgabe können Sie sich für € 4,90 nach Hause schicken lassen (Heft bestellen)

(Elke Homburg, 2/2008)

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