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Freetown - Pulsierende Hauptstadt mit britischem Charme

Freetown, die Hauptstadt von Sierra Leone

Freetown, die Hauptstadt von Sierra Leone (Foto: Wikimedia Commons, David Hond)

Aufbruchsstimmung herrscht auch in der nahen Hauptstadt Freetown. Die Hafenstadt mit rund einer Million Einwohnern ist ein Sammelsurium an quirligen Märkten, kolonialen Bauten und ruhigen Seitengassen. Die Häuser sind in Rosa oder Dunkelblau gestrichen, aus einem offenen Fenster dringt Reggae-Musik. In Freetowns Innenstadt lässt sich tagsüber unbehelligt schlendern. Hier ein freundliches »Welcome!«, da ein kreolisches »How di body« (Wie geht es?).

Inmitten des geschäftigen Treibens steht seit mehr als 200 Jahren das Wahrzeichen der Stadt, der riesige Cotton Tree mit seinen ausladenden Ästen. Einst wurden unter seinem Schatten Sklaven verkauft; heute braust der städtische Verkehr daran vorbei, und Flughunde dösen in der Baumkrone. Uns rinnt in dem feuchtheißen Küstenklima schon morgens der Schweiß von der Stirn. Eine aufgeschlagene Kokosnuss, von einem Straßenhändler gekauft, bringt wohltuende Erfrischung. Als wir auf unserer Reise nach Sierra Leone ein Taxi suchen, unterbricht ein pensionierter Lehrer seinen Schnellimbiss am Straßenrand, ruft ein Gefährt herbei und hilft bei der Preisverhandlung.

Als 1786 ehemalige Sklaven und kurz darauf erste britische Siedler den Ort erreichten, mussten sie zunächst der dichten Vegetation zu Leibe rücken. Später zogen es die Briten vor, auf den Hügeln über Freetown zu siedeln, wo ein kühlender Wind weht. Im »Hill Station« genannten Quartier scheint die Zeit stehengeblieben zu sein: Kleine Gärten zieren die kolonialen Holzhäuser, die zum Schutz vor Feuchtigkeit und Ungeziefer auf Stelzen über dem Boden gebaut wurden. Adrett in Schuluniformen gekleidete Mädchen, die Haare zu Zöpfchen geflochten, schlendern Richtung Primarschule, zu welcher eines der alten Hill Station-Häuser umfunktioniert wurde. Bewohnt werden die meisten Holzhäuser noch heute, auch wenn VIPs wie der Staatspräsident nebenan in modernen Villen mit Klimaanlage und Internetanschluss residieren.

Tongo - Checkpoints vor dem Diamantengebiet

Diamantensuche in Kono, Sierra Leone

Diamantensuche in Kono, Sierra Leone (Foto: Wikimedia Commons, Laura Lartigue)

Außerhalb von Freetown hat der Kleinbus nahezu freie Fahrt: Auf der perfekt asphaltierten Straße Richtung Norden herrscht nur wenig Verkehr. Rap aus den USA, der Hit bei der jungen Generation, dröhnt aus den Boxen. Das von Chinesen erneuerte Straßennetz ist der augenscheinlichste Fortschritt des Wiederaufbaus. »Die arbeiten manchmal auch nachts, mit Scheinwerfern«, erzählt Sitznachbar Michael. »Man mag von den Chinesen halten, was man will. Früher hatten Kranke in der Regenzeit kaum eine Chance, das Krankenhaus in Freetown zu erreichen, weil die Straße so schlecht war. Heute dauert die Fahrt wenige Stunden.« Links und rechts ziehen abwechselnd kleine Reisfelder, Palmöl-Pflanzungen und Waldstücke vorüber. Dann, nach mehreren Stunden Fahrt auf der Reise durch Sierra Leone, der Checkpoint: »Sie wissen, dass die Gegend Diamantengebiet ist? Passport«, zischt der Polizist. Die Straße ist inzwischen voller Schlaglöcher und Wasserpfützen. Ein paar klärende Fragen und ein herzliches »Welcome to Sierra Leone!« später sind wir wieder unterwegs und erreichen beim letzten Tageslicht Kono, die Diamantenstadt im Osten. Vor kleinen Läden stehen Schilder mit gemalten Diamanten: »Diamond Offices«, oft von Libanesen betrieben, kaufen den Schürfern ihre Edelsteine ab. Die Steine zeigen will uns allerdings niemand. »Besser, Sie fahren dafür nach Tongo«, rät uns George, ein rundlicher Mittdreißiger aus Freetown, der für »Business« in Kono ist. In Anzug und Krawatte sitzt er abends im »Aries Restaurant«. Die Beleuchtung flackert, der Strom-Generator knattert draußen in der Tropennacht.

Die Straße nach Tongo haben die Chinesen offensichtlich noch nicht bearbeitet. Sie ist eine holprige Piste, mal vom Regen ausgewaschen, mal von der Sonne steinhart gebacken. Langschnäblige Bienenfresser brüten unweit der Piste und leuchten wie grünblaue Edelsteine, als sie auffliegen. Kinder winken uns freundlich zu. Dann tauchen plötzlich Schilder von Mobiltelefonie-Anbietern und Whisky-Produzenten auf: ein untrügliches Zeichen, dass hier Geld im Umlauf ist. Im Diamantengebiet von Tongo suchen Glücksritter nach den kleinen Steinen. Abdulkarim und ein Dutzend seiner Kollegen waschen in einem großen, trüben Teich stundenlang unter praller Sonne Sand, immer auf der Suche nach Diamanten. Nach einigem Zögern klaubt er ein kleines Stoffbündel aus seiner Hosentasche, darin ein knapp drei Millimeter großer, unscheinbarer klarer Stein, ein echter Diamant. »70.000 Leones erhalte ich dafür von einem Aufkäufer«, erklärt Abdulkarim. Mit dem Erlös aus dem Diamantenverkauf finanzierten die Rebellen einst Waffen, wie dies im Hollywood- Streifen »Blood Diamond« verfilmt wurde. »Heute ist das Diamantensuchen eine ehrliche Arbeit wie jede andere. Aber man braucht Glück. Wenn ich lange nichts finde, bearbeite ich für eine Weile mein kleines Cassava-Feld und versuche es später wieder«, meint Abdulkarim und wischt sich den Schweiß von der Stirn.

Tiwai Island - Natur pur auf der Regenwaldinsel

Tiwai Island, Regenwaldinsel in Sierra Leone

Tiwai Island, Regenwaldinsel in Sierra Leone (Foto: Wikimedia Commons, Steohanie Zito)

Unter den rasch wechselnden Farben eines Abendrots lenkt Amadou das kleine Boot entlang des Moa Rivers, der an gewissen Stellen so breit ist, dass man sich auf einem See wähnt. Links und rechts bildet der tropische Regenwald zwei dunkle, scheinbar undurchdringliche Wände. Schließlich erreichen wir auf der Reise durch Sierra Leone die zwischen Palmen und Bambusvegetation versteckte Anlegestelle von Tiwai Island. Zikaden, Grillen, Geckos und Vögel begrüßen uns mit dem allabendlichen Zirp- und Zwitscher-Konzert des Regenwaldes.

Einst war Westafrikas Küstenregion gänzlich bewaldet. Heute sind davon nur wenige Regenwald-Gebiete erhalten geblieben. Die zwölf Quadratkilometer große Tiwai Island ist ein Schutzgebiet inmitten der Waldregion im Osten Sierra Leones. Das seltene Zwergflusspferd, das nur in Sierra Leone und Liberia heimisch ist, bekommt kaum ein Besucher je zu Gesicht, doch Fauna und Flora warten mit weiteren Highlights auf: Elf Affen- und über 130 Vogelarten leben auf der Insel.

Frühmorgens hängt noch Nebel in den Baumkronen, und es ist so feucht, dass sich kleine Wassertropfen an den Blättern sammeln. Ein Netz von Pfaden führt durch den Wald. Amadou weist leise nach oben: Eine Gruppe von roten Colobus-Affen lässt sich in einem Baumwipfel frisches Grün schmecken. Zwei Jungtiere balgen 30 Meter über dem Boden und benutzen ihre langen Schwänze, um auf den dünnen Ästen zu balancieren. Blaugrün schillernde Schmetterlinge, so groß wie eine Handfläche, gaukeln durchs Unterholz. Ein metallisch glänzender Rosenkäfer labt sich an Baumsäften. Schimpansen hören wir lediglich. »Die sind scheu und schlau und gehen Menschen aus dem Weg«, weiß Amadou. Einfacher zu beobachten sind die großen Hornvögel mit den riesigen Schnäbeln, deren Körper so schwer sind, dass die Schwungfedern bei jedem Flügelschlag ein Rauschen durch den Wald schicken. Heiser klingen ihre Rufe durch den Wald.

Als wir hungrig zurück im Camp sind, hat Lahai Sesay, der Koch und gute Geist der Insel, bereits ein nahrhaftes Frühstück aus frittierten Bananen und einem Früchteteller zubereitet. Ein Frühstück wie im Paradies!

Sierra Leone - Kost & Logis

Sierra Leones schönster Strand No.2 Village Beach

Sierra Leones schönster Strand No.2 Village Beach (Foto: Wikimedia Commons, Annabel Symington)

Unterkünfte - Strandhütten, Guesthouses und Hotels
Das Hotelangebot in Sierra Leone ist noch im Aufbau, die Auswahl auch in Freetown beschränkt. Selbst das beste Hotel erfüllt nur bedingt internationale Standards. Sich mit Geduld und Gelassenheit wappnen! Stromausfälle sind häufig – Taschenlampe mitbringen.

FREETOWN
»YMCA« € Das »YMCA« hat das beste Preis-Leistungs-Verhältnis und ist zu Fuß vom Zentrum in wenigen Minuten erreicht. Dusche und WC sind auf dem Gang, das Internetcafé im gleichen Gebäude. Elektrizität nur abends und nachts.
»Raza Guest House« €€ Im Stadtteil Aberdeen liegt das »Raza Guest House«, saubere, zweckmäßige Zimmer, freundlicher Service.
»Country Lodge« €€€€ Die beste Adresse ist die »Country Lodge« auf den etwas kühleren Hügeln über der Stadt.
»Taia Resort« €€€€ Eine zentralere Lage am belebten Lumley Beach bietet das 2009 eröffnete »Taia Resort«. Große Zimmer, aber unpersönliche Atmosphäre und wenig motiviertes Personal.

LUNGI (Flughafen)
»Lungi Airport Hotel« €€€ Wer nach der Ankunft am Flughafen nicht direkt nach Freetown weiterreist, findet in Lungi unweit des Flughafens das überteuerte, aber trotzdem oft ausgebuchte »Lungi Airport Hotel«.

AM STRAND
Strandhotels gibt es noch keine. Da die Strände rund eine Stunde Fahrt von Freetown entfernt sind, machen die meisten Besucher Tagesausflüge. Empfehlenswert ist die Übernachtung am Bilderbuch-Strand Beach River Number 2. Die Strand-Infrastruktur wird von Dorfbewohnern, welche sich in der Number Two River Development Association organisieren, gemanagt. Bungalows für Übernachtungen inkl. Dusche/WC direkt am Strand sind zweckmäßig, aber ohne Charme. Die Preise (€/€€) reflektieren die einmalige Lage, weniger den Komfort.Die meisten Übernachtungsmöglichkeiten liegen außerhalb des Zentrums, ungünstig ohne eigenes Fahrzeug.
»VIP Guesthouse« € Empfehlenswert ist »VIP Guesthouse« da zentral gelegen. Frühstück extra. Freundliches Personal, einige Zimmer sind frisch renoviert und haben einen Balkon.

Essen - Reis und Fisch mit scharfer Soße
Das Landesgericht ist Plassa, eine kräftig mit Zwiebeln und Chilli gewürzte Soße auf Palmölbasis, meist mit fein geschnittenen Cassavablättern oder Erdnüssen. Einige Plassa enthalten Fleisch oder Fisch. Dazu wird Reis serviert. Einfache Plassa in Straßenrestaurants gibt es landesweit, in besseren Restaurants in teurerer Variante. Verbreitet ist auch Jollof-Reis (gewürzter Tomatenreis mit Gemüse und gebratenem Fisch). Tipp: Sich in Freetown auf der Dachterrasse des »Café de la Rose« mehrere verschiedene Plassas servieren lassen. Für einen schnellen Bissen bietet »Delightful Fast Foods« günstige Mahlzeiten mit gebratenem Fisch oder Huhn und Reis. Exzellenter fangfrischer Lobster wird am Strand des Beach River Number 2 zubereitet und mit Reis und scharfer Soße serviert. Auch die Barrakuda-Fischspießchen mit Reis schmecken prima. In Kono serviert das »Aries Restaurant« im oberen Stockwerk mit Balkon große Portionen von herrlichem Couscous und gebratenem Fisch. Frische Früchte werden fast überall günstig angeboten.

Informationen über Reisen nach Sierra Leone

Sierra Leone, ein Stück ursprüngliches Westafrika

Sierra Leone, ein Stück ursprüngliches Westafrika (Foto: Wikimedia Commons, Lindsay Stark)

EINREISE
Visumpflicht. Visa erteilen die Botschaft in Berlin und die Honorarkonsulate in Österreich und der Schweiz. Der Reisepass muss noch mindestens 6 Monate gültig sein.

GELD
Währung ist der Leone (SLL). € 1 = 6080 SLL, US$ 1 = 4275 SLL (Stand 11/2013). Forex-Büros, Banken und Händler wechseln Bargeld in US$ und €. In Freetown kann mit Visa-Kreditkarten bei ATMs der EcoBank Bargeld bezogen werden.

GESUNDHEIT
Gelbfieberimpfung ist obligatorisch, empfehlenswert zudem Impfschutz gegen Tetanus, Diphtherie, Polio und Hepatitis sowie Malaria-Prophylaxe. Informieren Sie sich beim Tropenarzt. Genügend Sonnenschutz mitbringen, vor Ort kaum erhältlich.

KOMMUNIKATION
Es werden mehr als 20 Sprachen gesprochen, Verkehrssprache ist Krio (Kreolisch). Englisch wird fast überall verstanden. Telefon-Roaming funktioniert. Die Vorwahl von Sierra Leone ist 00232. Internetcafés sind verbreitet, aber die Verbindungen langsam.

GEOGRAFIE
An der 400 km langen Küste liegen ausgedehnte Sandstrände und Mangrovenwälder. Im Süden und Osten wächst tropischer Regenwald. Der Norden ist trockener und von Savannen geprägt. Die Sierra-Leoner sind zum Großteil Kleinbauern oder Fischer. Wichtigstes Exportgut sind Diamanten.

KLIMA UND BESTE REISEZEIT FÜR REISEN NACH SIERRA LEONE
Ganzjährig schwülwarm um 30 °C, häufige Niederschläge sowohl an der Küste als auch im Landesinneren. Während der Regenzeit zwischen Mai und Oktober sind manche Straßen unbefahrbar. Beste Reisezeit ist die Trockenzeit zwischen November und April. In unserer Klima- und Reisewetter-Datenbank finden Sie die optimale Reisezeit für Reisen nach Sierra Leone.

TRANSPORTMITTEL
Airporttransfer: Der Flughafen befindet sich auf der Halbinsel Lungi, durch das Meer von Freetown getrennt. Den schnellsten Transfer nach Freetown offeriert der Helikopter- Service. Die Flugzeiten sind auf Ankunft und Abflug von internationalen Flügen ausgerichtet. Aus Sicherheitsgründen weniger empfehlenswert sind die Speedboat-Taxis. Wer nachts ankommt, kann auch per Taxi vom Airport zum Fährhafen Lungi fahren und die 8-Uhr-Fähre nach Freetown nehmen.
Bus, Minibus: Große Überlandbusse verbinden Freetown mit den größeren Orten im Landesinneren. Abfahrt ist jeweils frühmorgens; Tickets müssen vorab gekauft werden. Kleinbusse starten, wenn sie voll sind. Sie sind auf Langstrecken unbequemer und riskanter, fahren aber auch auf schlechten Straßen.
Taxi, Motorradtaxi: In Freetown fahren Sammeltaxis (normale PKWs mit gelben Streifen auf der Seite) auf fixen Routen. Taxis können für Privatfahrten gemietet werden, Preis ist Verhandlungssache, Taxameter existieren nicht. Wegen der zahlreichen Verkehrsstaus genügend Zeit einberechnen! Motorradtaxis sind in Freetown zahlreich, aber oft in Unfälle verwickelt

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AUSKÜNFTE
Botschaft der Republik Sierra Leone, Herwarthstr. 4, 12207 Berlin, Tel. 030/77205850, www.slembassy-germany.org

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WEITERE INFORMATIONEN
Der vollständige Artikel über die Sierra Leone mit vielen Tipps zur Urlaubsplanung, Preisen, Adressen, Telefonnummern, Nebenkosten und Kalkulation der Urlaubsreise ist erschienen in REISE & PREISE 3-2011. Die Ausgabe können Sie sich für € 4,90 nach Hause schicken lassen (Heft bestellen)

(Reto Kuster , 3/2011)

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