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Dichte Wildtierpopulation

Dichte Wildtierpopulation

SERENGETI & NGORONGORO-KRATER Das wohl beeindruckendste Safari-Erlebnis unserer Zeit

Für eine Traumreise muss nicht gleich der ganze Jahresurlaub draufgehen. Das wohl beeindruckendste Safari-Erlebnis dieser Welt führt in die Serengeti und zum Ngorongoro-Krater. Das Ganze lässt sich in wenig mehr als einer Woche realisieren. Wer mehr Zeit hat, hängt eine Woche Sansibar dran.

Es beginnt bereits zu dämmern. Noch ahnt die Gnu-Herde nichts von der tödlichen Gefahr. Lautlos pirschen sich die Löwen an die äsenden Tiere heran. Erst als sich eines der fünf Weibchen in Bauchlage bis auf 30 Meter an die Gruppe herangeschlichen hat, wittern die Gnus die Gefahr und ergreifen die Flucht. Schnell wird die Taktik der Löwen erkennbar: Mit längen Sätzen von fünf bis sechs Metern hat die Rudelführerin die Herde im Handumdrehen erreicht, spaltet instinktiv einen Teil der Tiere von der Gruppe ab, die anderen verhindern ein seitliches Ausbrechen. Nach kurzer Zeit verliert das schwächste Glied der Kette den Anschluss, wird von der Löwin angesprungen, verliert das Gleichgewicht und wird dann durch einen gezielten Biss ins Genick getötet. Die Kameras klicken. »Krass«, ruft ein jüngerer Deutscher, ein »Gruesome« folgt aus der englischen Ecke. Andere haben von der Jagdszene kaum etwas mitbekommen, weil sie pausenlos mit ihren Handys filmen und die ganze Zeit aufs Display starren. Doch schon dreht der Ranger ab, er hatte uns für heute Nachmittag die kompletten »Big Five« versprochen: Elefant, Löwe, Wasserbüffel, Leopard und Nashorn. Und die Nashörner fehlen noch.

Nirgendwo auf der Welt ist die Wildtierpopulation dichter als im kreisrunden Ngorongorokrater, einem in sich zusammengebrochenen Vulkan von etwa 20 km Durchmesser. Nur Giraffen allerdings sind auf dem 1.700 Meter hoch gelegenen Kratergrund nicht zu sehen, sie können den 400 bis 600 Meter hohen Kraterrand nicht überwinden. Oben haben Professor Grzimek und sein Sohn Michael ihre letzte Ruhe gefunden, die hier das Verhalten der Wildtiere erforschten und dafür sorgten, dass der Ngorongoro- Krater und die benachbarte Serengeti zu Nationalparks erklärt wurden. Hier stehen auch die luxuriösen Safarilodges, die einen phäno- menalen Blick in den Krater ermoglichen. Moses, unser Fahrer, durfte uns nicht selbst in den Krater fahren, weil Pirschfahrten nur in den Fahrzeugen der Parkranger erlaubt sind.

Landkarte Tansania

Das Erbe von Professor Grzimek

Die Aktion »Serengeti darf nicht sterben« von Grzimek fand damals auch ihre Kritiker: Seit Jahrhunderten hatten in der Region die Massai im Einklang mit der Natur gelebt und nur gejagt, was sie zum Leben brauchten. Dann wurden sie zwangsumgesiedelt. »Solange die Asiaten glauben, Horn wurde Impotenz und Krebs heilen, lockt die Wilderei. Die muss verhindert werden – und ohne Touristengelder geht das nicht«, wirft Moses in unsere Diskussion ein, bevor er sich ins Fahrerlager verabschiedet.

Ein billiges Vergnügen ist die Mutter aller Safaris wahrlich nicht. Selbst wer die Reise vor Ort in Arusha organisiert, muss 250 bis 500 Euro pro Tag berappen, abhängig davon, ob er zu sechst im Minibus oder zu zweit im Geländewagen sitzen mochte, sich mit einer einfachen Zeltsafari zufriedengibt oder in einer Luxuslodge nächtigen möchte.

Die 350.000 Einwohner zahlende Safari- Metropole Arusha ist arm an Attraktionen, deshalb bleiben Touristen nur selten länger als einen Tag. Dutzende von Agenturen im Zentrum der Stadt und Hotels am Stadtrand buhlen um die erlebnishungrige und zahlungskräftige Kundschaft, die in erster Linie aus England und anderen westeuropaischen Landern stammt – und aus Japan. Der Verkaufsrenner unter den Safariangeboten ist die Tour Lake Manyara – Serengeti – Ngorongoro-Krater, für die man mindestens fünf Tage einplanen sollte. Doch auch mit begrenzten Budget muss auf die Safari nicht verzichtet werden. Gleich vor den Toren der Stadt wird es spannend: Ein vergleichsweise günstiges, wenngleich weniger spektakuläres Erlebnis bietet der landschaftlich attraktiv zwischen Mt. Meru und Kilimandscharo eingebettete Arusha-Nationalpark, wo Tagestouren und Lodgeaufenthalte im ehemaligen Farmhaus von Hardy Krüger, der hier einst seinen Film »Hatari« drehte, angeboten werden. Fur seine hohe Elefantendichte bekannt ist der Tarangire National Park im Süden Arushas mit uber 4.000 Dickhäutern.

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Kreischende Affen und rosarote Flamingos

Am ersten Tag ist nach zweieinhalb Stunden der Lake Manyara erreicht. In einem Waldstück werden wir lautstark von Affen empfangen, wenig später eröffnet sich ein grandioser Blick auf den See. Ich versuche die Anzahl der rosaroten Flamingos zu schätzen, unmöglich, es müssen Tausende sein. Als ich mich abends endlich in die weichen Federn meines Bettes fallen lassen kann, bin ich heilfroh. Die Pisten, die zu den Parks führen, sind phasenweise eine echte Herausforderung. Vom Regen ausgewaschene Querrillen stellen nicht nur die Stoßdämpfer der Fahrzeuge vor eine harte Bewährungsprobe, es kommt einem vor, als würde das Steißbein Presslufthammer spielen. Am nächsten Morgen geht es weiter in die Serengeti, vorbei am Ngorongoro- Krater, den wir für den Rückweg aufsparen.

Die Weite der Serengeti ist unendlich, ich stelle mir die Frage, wie man in einem Gebiet von der Größe Schleswig-Holsteins, das zu großen Teilen aus Grassavanne besteht, aus der einzelne Umbrella Trees und Felsformationen ragen, Löwen und Leoparden zielsicher aufspüren kann. Moses kann das. Er wuchs in der unmittelbaren Nachbarschaft zum Ngorongoro-Krater auf, kennt die Gewohnheit der Wildtiere und scheint auch alle Pflanzen beim Namen nennen zu können. Er hat sich drei Jahre zum zertifizierten Guide ausbilden lassen, ein Onkel hatte ihm das Geld geliehen. Ohne ihn hätte ich vermutlich nur Giraffen, die mit ihren langen Hälsen wie Bäume aus der Savanne ragen, auffällig gestreifte Zebras und im Zickzack hüpfende Thomson-Gazellen zu Gesicht bekommen.

Nach acht Tagen sitze ich bereits wieder am heimischen Schreibtisch – durch die Zeitverschiebung von nur einer Stunde ist das kein Problem, denn unter Jetleg hat man nach der Rückreise nicht zu leiden. Eher unter Fernweh. Denn der Rest der Reisegruppe war schlauer als ich und hat im Anschluss ein paar Tage Traumstrand auf Sansibar drangehängt.

 TIPP   Mit dem Fahrrad zu den Löwen

Auf zwei Rädern zwischen Hyänen und Leoparden: Im Arusha-Nationalpark und am Ngorongoro-Krater kann man jetzt auch Safaris auf dem Fahrrad unternehmen. Und wer sich das zutraut, den nehmen die einheimischen Guides auch zum Kilimandscharo- Base-Camp mit. Ein Ranger mit Flinte ist natürlich immer dabei – falls ein Löwe Gefallen an der ungewöhnlichen Safarigruppe finden sollte. (www.kilibike adventures.com).

Autor: Oliver Behrens (1/2017)

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