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Grausige Exponate: Rund 17.000 Häftlinge wurden während der Terrorherrschaft der Roten Khmer in der ehemaligen Grundschule Tuol-Sleng in Phnom Penh ermordet

Grausige Exponate: Rund 17 000 Häftlinge wurden während der Terrorherrschaft der Roten Khmer in der ehemaligen Grundschule Tuol-Sleng in Phnom Penh ermordet

Foto: Manuel Meyer

Spurensuche in Kambodscha Wo die Roten Khmer in Kambodscha mordeten

Die Roten Khmer wollten Kambodscha in den 80er Jahren in einen maoistischen Bauernstaat verwandeln. In Phnom Penh erinnern ein Foltergefängnis und die »Killing Fields« daran.

Die Schilder, die Besuchern das Lachen verbieten, sind überflüssig. Schon beim Betreten des Schulhofes schockiert eine Tafel mit der Lagerordnung des ehemaligen Foltergefängnisses »S21«, in welches die Roten Khmer die Grundschule Tuol-Sleng im Zentrum der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh verwandelten. So steht beispielsweise unter Punkt 6: »Es ist verboten, während Auspeitschungen oder Elektroschocks zu weinen«. Die Schreckensherrschaft kostete zwei Millionen Menschen das Leben.
 
Das Foltergefängnis war das größte und grausamste jener Steinzeitkommunisten, die unter der Führung von Pol Pot in nur vier Jahren fast ein Viertel der Bevölkerung auslöschten, bevor Vietnam das blutige Regime 1979 stürzte. Von den knapp 17.000 Häftlingen im »S21«, die hier monatelang gefoltert und verhört wurden, überlebten nur sieben. Einer von ihnen ist Bou Meng. Der 73 Jahre alte Kambodschaner entging dem Tod, weil er Künstler war und für die Roten Khmer Pol Pot Porträts malen sollte. Seine Kinder sah er jedoch nie wieder. Seine Frau wurde gefoltert und auf den »Killing Fields« vor den Toren Phnom Penhs hingerichtet, erzählt Meng während der Museumsführung.
 
Er führt ausländische Touristen, aber auch Landsleute, durch die ehemaligen Klassenzimmer, in denen er und Zigtausende andere Kambodschaner gefoltert und ermordet wurden. »Ich mache das, damit die Menschen aus erster Hand erfahren, was wir erleiden mussten und damit so etwas nie wieder passiert«, erklärt Meng. Er erspart den Besuchern die grausamen Details nicht. Es wäre auch sinnlos. Die Fotos der von den Folterungen gezeichneten Häftlingen, die Totenschädel in den Glasvitrinen, die Eisenketten, Folterinstrumente und die winzig kleinen Zellen, in denen man fast nur stehen konnten, lassen erahnen, welches Leid die Menschen hier durchmachten.
 
Bis heute weiß Bou Meng nicht genau, warum er hier eigentlich landete. Besondere Gründe bedurfte es ohnehin nicht: Als ein den Roten Khmer verhasster Intellektueller galt man schon, sobald man nur eine Brille trug. Die Andeutung eines Nachbarn über »verdächtiges Verhalten« konnte den Tod bedeuten, versichert Meng. Die Khmer ließen ganze Städte entvölkern und deportierten die Menschen in ländliche Gebiete, um einen maoistischen Bauernstaat zu gründen. Sie schafften Schulen ab und verboten Geld und Privatbesitz ebenso wie Religion, Bildung und Kultur. Tausende Pagoden und Kirchen wurden zerstört.
 
Die Menschen mussten täglich bis zu 15 Stunden auf den Reisfeldern arbeiten. Viele starben an Entkräftung und Unterernährung. Wer protestierte, wurde hingerichtet. Die meisten wurden auf den »Killing Fields« mit Äxten und Schaufeln erschlagen und in Massengräber geworfen, weil die Khmer Munition sparen wollten. Bunte Bänder an Bäumen erinnern daran, dass hier auch Kinder brutal ermordet wurden. 
 
Es gebe mit Sicherheit schönere Orte, die man in Kambodscha und in Phnom Penh besuchen könne, meint Meng. Er spricht vom Königspalast, der Silbernen Pagode, den quirligen Märkten und natürlich vom Unesco-Weltkulturerbe, den einzigartigen Angkor Wat Tempelanlagen im kambodschanischen Dschungel. »Doch hier im Tuol-Sleng Gefängnis und auf den Killing Fields erfährt der Besucher vielleicht mehr über das Land und die Leute als sonst wo. Der Völkermord prägt noch bis heute unseren Volkscharakter«, sagt Bou Meng mit einem tapferen Lächeln.
 
Informationen:

Fremdenverkehrsamt Kambodscha, Steinerstrasse 15A, 81369 München, Tel.: 089/219 09 86 60, www.tourismcambodia.com.

Urlaubs-Infos über Kambodscha (eng.)

(04.08.2014, dpa)
 
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