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Der Hauptanziehungspunkt der kleinsten Baleareninsel sind die schönen Strände

Der Hauptanziehungspunkt der kleinsten Baleareninsel sind die schönen Strände

Formentera-ReiseTraumhafte Badebuchten mit schneeweißem Sand

Auf Mallorcas kleiner Schwesterinsel locken traumhafte Badebuchten mit schneeweißem Sand und türkisfarbenem Meer. Und wer keine Lust auf Strandleben hat, kann lernen, wie man eine E-Gitarre baut.

Mit seiner Pudelmütze, dem Rauschebart und Klamotten so bunt wie seine abstrakten Bilder ist FireFox der meistfotografierte Mann auf dem Markt von El Pilar de La Mola. Doch gute Laune hat der Maler, der 1974 aus Berlin nach Formentera kam, trotz des herrlichen Sonnenscheins nicht. "Über mich steht schon alles im Internet", brummt er, "und es ist alles falsch." Richtigstellen mag er es dennoch nicht. Auf dem Hauptplatz spielt derzeit eine Band. Jade Jagger, Tochter des Rolling-Stones-Frontmanns, die als Designerin auf Ibiza lebt, huscht schnell und unbemerkt an den Ständen vorbei, an denen jeden Sonntag ab 17 Uhr Schmuck und sonstig Handgefertigtes angeboten wird. Je später, desto voller wird es auf dem legendären Hippiemarkt im Norden der Insel. Autos und Motorroller stauen sich vor dem kleinen Dorf, das danach wieder in Tiefschlaf sinkt.

Verschlafen ist die nur 82 Quadratkilometer große Balearen-Insel gemessen an ihren trubeligen Schwestern Ibiza und Mallorca immer noch. Denn zum Glück gibt es immer noch keinen Flughafen – man erreicht die Insel nur über den Seeweg, landet gemütlich mit der Fähre nach 30 Minuten ab Ibiza. Formentera hat auch keinen Ballermann und kein Tramuntana-Gebirge. Es gibt nicht viel zu sehen, hier werden keine heißen Partynächte gefeiert und daher bleibt es eine Insel für alle, die Ruhe statt Rummel suchen.

"Angenehm ist es vor allem ab September, wenn weniger Italiener auf Vespas über die Insel heizen", findet Ekkehard Hoffmann. Seit 17 Jahren lebt der 66-Jährige im sonnigen Süden und betreibt in Sant Ferran die Gitarrenwerkstatt "Formentera Guitars". Musikfreunde können sich hier ihr ganz persönliches Instrument bauen. Der dreiwöchige Kurs für eine E-Gitarre mit Material und inklusive Unterkunft kostet 2300 Euro. Hoffmann, gelernter Elektrotechniker, gebürtig in Bremen, ist bekannt in der Szene. Vor allem seit man munkelte, Bob Dylan und Pink Floyd hätten seinem Laden einen Besuch abgestattet. "Stimmt nicht, mir wurde so einiges angedichtet", sagt Hoffmann grinsend, "jaja, ein paar Musiker waren schon mal hier …" Gianna Nannini hat ihren Kopf wohl mal durch die Tür gesteckt, aber eine Gitarre hat sich hier noch kein Promi anfertigen lassen. Bassist Hoffmann ist mit seiner Band immerhin eine Inselgröße, spielt mal auf dem Markt in La Mola, in Kneipen und natürlich auf dem alljährlichen Musikfest Mitte September in Sant Ferran, das sich für Formentersche Verhältnisse gerade zu einem Hotspot entwickelt. In der Fußgängerzone haben sich ein Dutzend netter Kneipen und Lokale wie das "Macondo" angesiedelt. Von 20 Uhr bis Mitternacht ist dort jeden Abend der "Mercat artesan", ein Künstler- und Kunsthandwerker-Markt.

Zum Shoppen für junge und junggebliebene Hippies lohnt auch der tägliche Markt im Fährhafenort La Savina. Schmuck und trendige Mode bekommt man aber auch in den Boutiquen von Sant Francesc. Formentera hat sich immer noch den Charme und das Flair vergangener Flower-Power-Zeiten erhalten. Die Hippies, die als Aussteiger in den 60er Jahren kamen, sind geblieben, sind alt geworden, aber haben als Laden- bzw. Restaurantbesitzer oder Künstler immer noch den Spirit von damals.

Eine der an Sehenswürdigkeiten nicht gerade reichen Insel ist die Wehrkirche von Sant Francesc, ein wuchtiges Gotteshaus aus dem Jahr 1726. Das thront inmitten der kleinen Inselhauptstadt und diente früher auch als Schutz vor Piraten.

Der Hauptanziehungspunkt der kleinsten Baleareninsel aber sind die schönen weißen Strände und das Meer mit Wasser, wie es in der Karibik nicht schöner sein kann. Glasklar schimmert es in allen erdenklichen Blau-, Türkis- und Smaragdtönen. Nach einem Kubabesuch stellte Gitarrero Ekkehard fest, dass die weißen Strände seiner Wahlheimat keinen Deut schlechter sind als dort. Der längste ist die Platja de Migjorn an der Südküste. Beliebt neben der schicken, nicht gerade günstigen "Blue Bar" ist vor allem der "Pirata Bus". Einst ein ausrangierter Bus ist er heute eine Bretterbude im Sand, wo sich Sonnenanbeter aller Generationen am Nachmittag auf einen Sundowner treffen. Mojitos werden im Akkord gemixt. Man bestellt Pomada, eine Mischung aus menorquinischem Gin, Bitter Lemon und Zitronensaft oder trinkt einen erfrischenden Tinto de Verrano (Rotwein mit Limo) und lässt sich Boquerones al vinagre (eingelegte Sardinen) schmecken.

Beschaulicher ist die 140 Meter lange Bucht Cala Saona im Westen und der Strand hinter dem Fischerort Es Calo. Es Pujols, wo sich die meisten Unterkünfte – auch hier keine Hotelburgen – befinden, hat eine hübsche Strandpromenade. Ruhiger und gemütlicher ist es am Nachbarstrand Sa Roqueta. Der berühmteste, vollste und auch teuerste Strand ist Ses Illetes-Strände im Naturschutzgebiet Ses Sallinas. In der Hochsaison ankert hier jeden Mittag von Ibiza kommend eine Armada von Luxusjachten. Die Besitzer mit ihrer Entourage lassen sich in den teuren Strandrestaurants mit fangfrischen Langusten und eisgekühltem Champagner verwöhnen. Der Strand liegt auf der Landzunge Es Trucadors. Und wer Einsamkeit sucht, wechselt einfach die Seite von Illetes nach Llevant. An der Ostseite der Zunge ist es leer und es weht meist eine angenehme Brise. Das Geheimnis für das kristallklare Meer und die langen Strände Formenteras sind die Neptungraswiesen, die rund um die Insel eine natürliche Kläranlage bilden. Sie reinigen das Wasser und begünstigen die Sandablagerungen an der Küste. Der Unterwasserurwald wurde von der Unesco zum Welterbe erklärt. Doch inzwischen geht das Neptungras, das auch zahlreichen Meerestieren Unterschlupf bietet, durch die vielen Boote, die im Sommer hier ankern, immer mehr zurück. Um dieses Umweltproblem will sich das Projekt Save Posidonia kümmern.

(22.08.2018, srt)

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