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Türkisblaues Wasser erfreut nicht nur die Paddler

Türkisblaues Wasser erfreut nicht nur die Paddler

Foto: VP itinérances Alpes de haute Provence/Eric Oliv

Frankreich-Urlaub Die Schlucht von Verdon, einer der größten Canyons Europas

Steile Felswände, Mittelalterdörfer und Seen mit Karibik-Flair: Die Schlucht von Verdon in der französischen Provence ist mehr als nur einer der größten Canyons Europas.

Frankreich hat mehr zu bieten als man glaubt. Eine Schlucht etwa, die an den Grand Canyon erinnert, aber auch karibische Assoziationen weckt.

Der intensive Duft der blühenden Lavendelfelder hatte einen leichten Schwindel ausgelöst. Das Gefühl beim Blick in den 300 Meter tiefen Abgrund ist anders: Die steil nach unten fallenden Felswände erzeugen Höhenangst und Faszination, hier oben auf dem Aussichtspunkt Maugué auf der Route des Crêtes, der Kammstraße. Unten fließt der Verdon. »Die Schlucht ist unser Grand Canyon Frankreichs«, erklärt der 34-jährige Reiseführer Cédric. Denn im Laufe der Jahrtausende hat sich der Verdon bis zu 700 Meter tief in das Bergmassiv hineingegraben.
 
Die Schlucht von Verdon liegt im Hinterland von Nizza. Sie gehört zu den größten Schluchten Europas - und zu den schönsten. Der Verdon, der in den französischen Seealpen auf rund 2500 Metern entspringt, mündet mehr als 160 Kilometer weiter in die Durance. Auf seinem Weg zwischen Castellane und dem Lac de Sainte-Croix hat der wilde Alpenfluss auf rund 21 Kilometern nicht nur eine der gewaltigsten Schluchten Europas geschaffen, sondern auch eine Landschaft, die 1997 zum Nationalpark gekrönt wurde.
 
Der Blick in die Schlucht vom Belvédère Maugué - das Wort bedeutet so viel wie schlechte Furt - ist schwindelerregend. Schwer vorstellbar, dass so tief unten ein Wanderweg verläuft. Doch die Schönheit der Schlucht zog zu Beginn des 20. Jahrhunderts einige Abenteurer an, darunter den französischen Hydrogeologen Édouard-Alfred Martel, der erstmals im Sommer 1905 in die Tiefen hinunterstieg. Die mehrtägige Expedition sei schwierig und gefährlich gewesen, erzählt Cédric.
 
Der rund 14 Kilometer lange Wanderweg Sentier Martel ist mit seinen Hangelpassagen und Steilstufen auch heute noch voller Tücken. Einmal tief unten in der Schlucht, ist ein Zwischenausstieg nicht mehr möglich. Gute Schuhe, ausreichend Verpflegung und eine Taschenlampe sind unverzichtbar. Die Wanderung dauert sechs Stunden. Im Jahr 2005 wurde der Wanderweg auf Sentier Blanc-Martel umgetauft - als Hommage an Isidore Blanc, der Martel bei seiner Verdon-Erkundung begleitet hat.
 
Der Verdon ist heute gezähmt. Fünf Staudämme waren nötig, um die Launen des Flusses zu bezwingen. Neben dem Lac de Castillon am Oberlauf des Verdon gehört der Lac de Sainte-Croix - der zweitgrößte Stausee Frankreichs - zu den attraktivsten der künstlichen Wasserspeicher. Er liegt am Ausgang der Schlucht. Den schönsten Blick auf den See hat man von der Brücke Sainte-Croix aus. Sie führt auf 45 Meter hohen Pfeilern über den Verdon, aus dem sich der See speist.
 
Der Lac de Sainte-Croix bietet Kinokulisse. Türkisblaues Wasser, wie man es von der Südsee oder der Karibik kennt, und eine unvergleichliche Lage zwischen den Hügeln des Haut-Var und den Lavendelfeldern von Valensole.
 
Der schönste See der Provence: Für diesen Titel, mit dem sich der Lac de Sainte-Croix schmückt, mussten große Opfer gebracht werden. Mehr als 2000 Hektar fruchtbares Land wurden überschwemmt und ein ganzes Dorf zerstört. Les Salles-sur-Verdon wurde rund 400 Meter weiter an einer höheren Stelle wieder aufgebaut - im Stil von früher. Die Glocken, die in der jetzigen Kirche zum Angelusgebet läuten, stammen aus dem alten Gotteshaus.
 
Rund vier Kilometer oberhalb des Sees liegt Moustiers-Sainte-Marie. Das Dorf zählt zu den Bilderbuchorten der Provence: schmale Gassen, Steinhäuser, ein Gebirgsbach, der das Dorf zweiteilt und romantische Plätze. Mit seiner größtenteils romanischen Kirche klebt das Dorf, das im fünften Jahrhundert aus einem Kloster entstanden ist, wie ein Adlerhorst am Fuß eines gigantischen Felsens. Oberhalb des Ortes ragt sein Wahrzeichen in die Höhe, zu dem ein steiler Kreuzweg führt: die Wallfahrtskapelle Notre-Dame-de-Beauvoir.
 
Rote Ziegeldächer, Zypressen, Pinien und knorrige Olivenbäume: Der Blick von der Steinkapelle aus dem zwölften Jahrhundert auf das Dorf und die urprovenzalische Landschaft ist fantastisch. Für jene, die von Moustiers-Sainte-Marie aus in Richtung Schlucht-Route starten, ist die Aussicht ein vielversprechender Vorgeschmack. Für alle anderen, deren Canyon-Schwindel in dem rund 700-Seelen-Dorf zu Ende geht, ist das Panorama der stimmige Ausklang eines berauschenden Ausflugs durch die Tiefen der Provence.
 
Anreise:
Mit dem Auto entweder von Nizza aus Richtung Entrevaux über Saint-André-les-Alpes auf der D952 nach Moustiers-Sainte-Marie und Valensole. Oder von Marseille aus auf der Autobahn A 51 bei Manosque abfahren und weiter in Richtung Valensole, Puimoisson und Moustiers-Sainte-Marie.
 
Reisezeit:
Von Frühjahr bis Herbst. Reizvoll ist die Zeit zur Lavendelblüte im Frühsommer ab Mitte Mai.
 
Informationen:
Bouches-du-Rhône Tourisme, 13 rue Roux de Brignoles, 13006 Marseille, Tel.: 0033 491/138413, E-Mail: .

(30.06.2015, dpa)
 

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