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Die »Levadas« genannten Kanäle schlängeln sich über mehr als 2000 Kilometer durch die Insel

Die »Levadas« genannten Kanäle schlängeln sich über mehr als 2000 Kilometer durch die Insel

PORTUGALS SCHÖNE INSEL Jetzt den Frühlingsanfang auf Madeira genießen

Auf der portugiesischen Atlantikinsel haben die meisten Bewohner den »grünen Daumen«.

»A trabalhar!« schallt eine Stimme: an die Arbeit! Es ist früher Samstagmorgen, doch der Gipfel des 1.818 Meter hohen Pico do Arieiro, des dritthöchsten Bergs Madeiras, glüht schon. Rund 30 Männer, Frauen und Kinder schwärmen über die Hänge aus, der Jüngste ist vier, der Älteste 85 Jahre alt. Die ehrenamtlichen Helfer hacken Löcher in den steinigen Boden, pflanzen Setzlinge, umhegen sie mit Steinwällen, wässern sie.

»Wir machen das so lange, bis wir die Bergwüste in eine Oase verwandelt haben«, sagt Raimundo Quintal – grauer Bart, dunkle Brille, Jeans. Der promovierte Geograph wirbelt hin und her, verteilt Ratschläge, packt mit an. Seit mehr als 20 Jahren kämpft er in der Vereinigung der »Freunde des ökologischen Parks Funchal« dafür, dass die Gipfelzone des Pico do Arieiro wieder grün wird.

Im Frühjahr taucht Madeira in ein sanftes Lila
Mehr als 50.000 einheimische Bäume und Büsche haben sie bisher gepflanzt: Lorbeerbäume und Zedern-Wacholder, Baumheide, Strauchmargeriten und Madeira-Natternköpfe, deren Blüten die Berghänge jeden Frühling in ein sanftes Lila tauchen.

»Hier oben arbeiten wir ohne Subventionen und ohne EU-Mittel«, sagt Raimundo Quintal kämpferisch. Der 63-Jährige ist der bekannteste Umweltschützer der Insel: Er hat Bücher über Madeiras Flora geschrieben, tritt regelmäßig im Fernsehen auf und war acht Jahre lang Umweltstadtrat der Hauptstadt Funchal – bis er entnervt über die Politik das Handtuch warf.

Die karge Vegetation in Madeiras Bergwelt ist kein Phänomen der Neuzeit: Als portugiesische Seefahrer das damals unbewohnte Eiland 1419 in Besitz nahmen, war es von Urwald bedeckt – sie nannten es deshalb »Madeira«, Holz. Und machten sich gleich ans Roden, um Felder anzulegen. Sieben Jahre lang soll die Insel der Legende nach gebrannt haben. Die härtesten Hölzer verwendeten die Kolonisatoren, um Schiffe und Häuser zu bauen.

Mittagspause! Das Küchenteam verteilt dicke Weißbrotscheiben mit Hartkäse und Marmelade aus den »Uvas da Serra«, Blaubeeren, die hier in bis zu vier Meter hohen Büschen wachsen. Nun haben die Helfer endlich auch Zeit für einen Blick auf das Panorama: die Felszacken der umliegenden Gipfel, die schroffen Schluchten, den glitzernden Ozean in der Ferne.

In den Tälern wachsen Mandarinen und Bananen
Raimundo Quintal fährt indessen talabwärts: in das andere, das grüne Madeira. In einem verschlafenen Dörfchen schlägt der Geograph einen Pfad zwischen Natursteinmauern ein. Auf schmalen Terrassen wachsen hier Süßkartoffeln und Bananen, wilder Knoblauch sprießt unter Weinreben. Die weißen Blüten der weiß blühenden Sumpfpflanze Calla wuchern wie Unkraut am Wegesrand, dazwischen leuchten rote Chilischoten.

Spinnennetze schimmern zwischen Mandarinen- und Olivenbäumen, es duftet nach Eukalyptusöl und verbranntem Holz. Hier erstreckt sich die üppige Bilderbuchinsel, die sich mit Beinamen wie »Blume des Ozeans« und »Insel des ewigen Frühlings« schmückt. Während es im übrigen Europa noch kalt und grau ist, überzieht ein Blütenmeer hier schon die Natur.

Der Pfad taucht nun in den berühmten Lorbeerurwald ein. Wasser rieselt durch Moose und Farne. Es sammelt sich in Becken, plätschert in Bächen die Steilhänge hinab. Und tost in einem Wasserfall in ein grünes Amphitheater. Steinwälle fangen das Nass ein und dirigieren es in einen schmalen Kanal. »Dies ist die Mutter der Levadas«, sagt Quintal.

Um den trockenen Süden Madeiras zu bewässern, legte man die »Levadas« genannten Kanäle an. »Levadeiros« kümmern sich darum, dass jeder Landwirt seinen Anteil an Wasser erhält. Neben dem Pastor und den Lehrern galten sie früher als die wichtigsten Männer im Ort. Heute müssen sie manchmal Wasserdieben ins Gewissen reden, die heimlich die Kanale anzapfen.

Unterhalb des Waldes kleben Bauernhäuser an den Hängen, in ihren Vorgärten wetteifern Rosen, Lilien und Strelitzien im Farbspiel, abgefallene Azaleenblüten bilden einen rosa Teppich, der leise unter den Füßen knirscht. »Unsere Gärten sind unsere Visitenkarten«, sagt Raimundo Quintal, »wir Madeirer hatten schon immer einen grünen Daumen.« Wenn er mit seiner Arbeit auf dem Pico do Arieiro fertig ist, wird auch die Bergwelt wieder blühen – ein weiterer Farbtupfer auf der Frühlingsinsel.

Anreise: Flüge nach Funchal sind je nach Jahreszeit schon ab 110 Euro erhältlich. Zahlreiche Airlines haben die Insel im Angebot, z.B. TAP Air Portugal (www.flytap.com), Eurowings (www.eurowings.com), Thomas Cook (www.thomascook.de) und Edelweiss Air (www.flyedelweiss.com).

Reisezeit: Auf Madeira herrschen im Februar/März angenehme Temperaturen, manchmal bis über 20 Grad, viele Büsche, Bäume und Blumen blühen dann schon, z.B. Kamelien und Rhododendren.

Unterkunft: Quinta da Casa Branca, luxuriöses Hotel mit eigenem Botanischen Garten, Pools und Restaurant, DZ ab 175 Euro inkl. Frühstück (Rua da Casa Branca 7, 9000-088 Funchal, Tel. 00351-291-700770, www.quintacasabranca.com).
Quinta Jardims do Lago, altes Landgut mit üppigem Garten in den Hügeln über Funchal, komfortable Zimmer, DZ ab 210 Euro inkl. Frühstück (Rua Dr. João Lemos Gomes 29, 9000-208 São Pedro, Funchal, Tel. 00351-291-750100, www.jardinsdolago.com)
Hotel Panoramico, modernes Haus mit geräumigen Zimmern, großem Pool und Blick über Funchal, DZ ab 85 Euro (Rua Estados Unidos de America 34, 9000-090 Funchal, Tel. 00351-291-766113, www.madeira-panoramico.com).

Weitere Informationen über Madeira: www.visitmadeira.pt

(09.02.2018, srt)

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