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Bordservice und Sitzkomfort auf Urlaubsflügen: Was man von den Airlines auf der Kurz- und Mittelstrecke erwarten kann

Bordservice und Sitzkomfort auf Urlaubsflügen: Was man von den Airlines auf der Kurz- und Mittelstrecke erwarten kann

Foto: Lufthansa

Test Ferienflieger Bordservice und Sitzkomfort im Test

REISE & PREISE ist kreuz und quer durch Europa geflogen, um Service, Komfort und Zusatzkosten zu testen.

Gestern nach Antalya, heute nach Barcelona, morgen nach Venedig, übermorgen nach Mallorca. Die REISE & PREISE-Tester waren in den letzten Tagen und Wochen viel in der Luft. Es galt, Bordservice und Sitzkomfort europäischer Ferienflieger zu bewerten, ganz gleich, ob Linie, Charter oder Low Cost. Es hat sich einiges getan an Bord, im positiven wie auch im negativen Sinne. Die Verpflegung wurde mittlerweile auf den meisten Strecken auf ein Minimum reduziert. Der Sitzkomfort hingegen ist bei vielen Airlines spürbar besser geworden.

Neue Sitzgeneration schafft mehr Raum

Egal, ob bei TUIfly, Lufthansa oder Air Berlin, durch den Einbau moderner Slimline-Sitze in Flachbauweise und die Verlegung der Zeitschriftenfächer nach oben springen für die Passagiere zwei bis drei Zentimeter mehr Beinfreiheit raus, ohne dass der Sitzplatzabstand vergrößert wurde. Wer dann noch 45 bis 46 cm Sitzbreite vorfindet, kann sich auf vielen Kurz- und Mittelstreckenflügen über einen anständigen Sitzkomfort freuen – eine Sitzbreite, die in der sehr verbreiteten Boeing 737 allerdings gar nicht möglich ist, weil die Kabine zehn Zentimeter schmaler ist als die Airbus-Baureihen A 319/ 320/321. Wie sehr sich das auswirken kann, zeigt sich am Beispiel Air Berlin: Während die Sitze z. B. im A 321 von Armlehne innen zu Armlehne innen komfortable 46 Zentimeter messen, muss der Fluggast in einer Boeing 737 mit weitaus schmaleren Sitzen vorliebnehmen.

Beim Sitzkomfort trennte sich die Spreu mit zunehmender Anzahl der Testflüge dann auch schnell vom Weizen. Bei einigen Airlines fand unsere 1,85 Meter große Testperson einfach zu wenig Raum. Während Iberia auf innereuropäischen Strecken wie die meisten Linien-Carrier neue Slimline-Sitze mit großzügigen 76 cm Sitzabstand und 45 cm Sitzbreite anbietet, werden dem Reisenden auf innerspanischen Anschlussflügen ganze 71 cm (!) zugestanden. Hochaufgeschossenen Passagieren nützt dann auch die Ausbuchtung im Vordersitz nichts mehr. Ebenso eng geht es bei der türkischen Sun Express zu. Ungenügend Beinfreiheit bietet auch die aufstrebende Lufthansa-Tochter Germanwings. Während es in den vorderen zehn Reihen mit 81 Zentimetern äußerst komfortabel zugeht, stehen auf den »billigen Plätzen« ab Reihe 11 nur noch 73 Zentimeter Sitzabstand zur Verfügung, da hilft auch die Sitzbreite von 45 Zentimetern nicht wirklich weiter.

Polstersitz – Gefühlt sitzt man etwas besser, aber enger

Auch beim Konkurrenten Condor sind die Tage der Polstersitze gezählt, die neuen A 321 werden mit den gleichen Slimline-Sitzen ausgeliefert, die auch Lufthansa nutzt. Doch schon jetzt ist Condor mit 76 cm Sitzabstand auf der Kurz- und Mittelstrecke gut aufgestellt. Besser als erwartet der Sitzkomfort bei Ryanair: Die abgespeckten Ledersitze ohne Ablagefäche bieten »Normalgroßen « ausreichend Beinfreiheit und auch die Sitzbreite von 44 cm liegt im Rahmen. Doch aufgepasst: Ein Flugzeug verjüngt sich nach hinten, es wird schmaler, und das wirkt sich auf die Sitzbreite aus, schließlich darf die Gangbreite 50 cm nicht unterschreiten. Was im Normalfall ein bis zwei Zentimeter ausmacht, sind bei Ryanair ganz hinten drei Zentimeter. Grund: Die Sitzlehnen mit dem versenkbaren Klapptisch fallen etwas breiter aus als bei üblichen Flugsesseln. Insider meiden daher generell das hintere Fünftel des Fliegers, denn schon ein Zentimeter weniger Sitzbreite senkt den gefühlten Komfort. Womit wir bei der Bordverpflegung wären, da haben Fluggäste nicht mehr viel zu erwarten.

Warmes Essen gibt’s nur noch im Ausnahmefall

Auf Flügen in den Mittelmeerraum und auf anderen Kurzstrecken bis 2,5 Stunden haben praktisch alle Airlines die Warmverpflegung abgeschafft, es sei denn, man bestellt ein sogenanntes »Gourmet«-Essen im Voraus und ist bereit, dafür zu zahlen. Hier stechen Austrian Airlines mit ausgezeichnetem Sonderessen aus dem Hause des Wiener Nobelcaterers Do & Do, TUIfly mit landestypisch ausgerichteten »Robinson- Menüs«und Air Berlin mit ihren »Sansibar- Gerichten« nach Art des berühmten Sylter Gastronomiebetriebs hervor, die allerdings auch auf Restaurant-Preisniveau liegen und sich auch daran messen lassen müssen.

Ansonsten ist auch so mancher Linienflieger innerhalb Europas längst auf Low Cost umgestiegen: Bei Iberia wurde die kostenlose Verpflegung völlig gestrichen, selbst fürs Sandwich müssen Fluggäste das Portemonnaie zücken. So opulent wie noch in den neunziger Jahren fällt die Bewirtung bei keiner Airline mehr aus. Je kürzer der Flug, desto dürftiger die Zuwendungen. Selbst Lufthansa-Passagieren wird erst auf längeren Flügen, etwa nach Athen oder Lissabon, je nach Tageszeit eine kalte oder warme Mahlzeit serviert. Turkish Airlines hingegen tischt auf dem Flug nach Istanbul ein Tablett wie auf der Langstrecke auf, schade eigentlich, dass der türkische Staatscarrier nicht direkt an die türkische Riviera fliegt.

Doch zurück zum Regelfall: Ein Sandwich ist meist alles, was die Airlines noch auf den Klapptisch zaubern. Anders ausgedrückt, »you get what you pay« – und das ist nicht viel. Schmecken sollte das Sandwich aber schon. Was wir unterwegs probiert haben, grenzte mitunter schon an »Gaumenbeleidigung«. Würde man eine Wahl zum schlechtesten Sandwich abhalten, hätte Sun Express beste Chancen. Das Weichbrötchen auf unserem Testflug von Hannover nach Antalya war dick mit Frischkäse, türkischem Schnittkäse, einem welken Salatblatt und zwei Tomatenscheiben belegt. Das Air-Berlin- Sandwich auf dem Flug von Hamburg nach Mallorca war nicht viel besser: zwei Scheiben trockenes Graubrot, ebenfalls mit backigem Frischkäse bestrichen, wahlweise mit Putenwurst oder Scheibenkäse zu haben. »Einem Schulbrot gleich, das unangetastet nach zwei Tagen im Ranzen eines Schülers gefunden wird«, urteilte ein Sitznachbar. Auf dem Rückflug orderten wir daraufhin die Currywurst samt krossem Brötchen zu € 6,90, was uns ausge - sprochen gut mundete. Recht gut wusste das kostenlose Sandwich bei Swiss zu gefallen, eine frische Baguette-Stange, belegt mit Wurst. Auch das aus einer Scheibe Toastbrot geformte Dreiecks-Sandwich von Lufthansa, be legt mit schmackhafter Mozzarella, Putenbrust, Tomatenmark und Sa lat, gehörte zu den besseren im Test. Das klein geratene Air- France-Brötchen war geschmacklich zu friedenstellend.

Erschrecken Sie nicht beim Blick auf die Etiketten: Das in Dublin abgepackte »Premium-Sandwich« von Ryanair enthält 15 (!) verschiedene Konservierungsmittel und Ge schmacksverstärker. Wir haben trotzdem reingebissen. Un ser Urteil: Die 4,50 Euro sind in ein frisches Sandwich am Flughafen besser investiert!

Ein ähnliches Bild beim Getränkeservice: Während Air Berlin, Condor und TUIfly immerhin antialkoholische Getränke kostenlos ausgeben, gibt’s bei Sun Express gratis nur ein Becherchen Wasser (0,1 l). Lufthansa, Swiss, Austrian, Air France und Turkish Airlines bleiben ihrer Linie treu und schenken alkoholische Getränke kostenlos aus.

Vergleicht man die Preise, fällt auf, dass sich beim Bierpreis (€ 3) alle Gesellschaften einig sind, nur Easyjet und Ryanair verlangen dafür überteuerte € 4,50, bei Softdrinks und Säften liegt Easyjet auf normalem Niveau (€ 2,50–3), Ryanair ist hier sogar die günstigste aller Bezahlairlines (€ 1,80–2).

Dreiecks-Sandwich von Lufthansa, be legt mit schmackhafter Mozzarella, Putenbrust, Tomatenmark und Sa lat, gehörte zu den besseren im Test. Das klein geratene Air- France-Brötchen war geschmacklich zu friedenstellend.

Erschrecken Sie nicht beim Blick auf die Etiketten: Das in Dublin abgepackte »Premium-Sandwich« von Ryanair enthält 15 (!) verschiedene Konservierungsmittel und Ge schmacksverstärker. Wir haben trotzdem reingebissen. Un ser Ur - teil: Die 4,50 Euro sind in ein frisches Sandwich am Flughafen besser investiert!

Ein ähnliches Bild beim Getränkeservice: Während Air Berlin, Condor und TUIfly immerhin antialkoholische Getränke kostenlos ausgeben, gibt’s bei Sun Express gratis nur ein Becherchen Wasser (0,1 l). Lufthansa, Swiss, Austrian, Air France und Turkish Airlines bleiben ihrer Linie treu und schenken alkoholische Getränke kostenlos aus.

Vergleicht man die Preise, fällt auf, dass sich beim Bierpreis (€ 3) alle Gesellschaften einig sind, nur Easyjet und Ryanair verlangen dafür überteuerte € 4,50, bei Softdrinks und Säften liegt Easyjet auf normalem Niveau (€ 2,50–3), Ryanair ist hier sogar die günstigste aller Bezahlairlines (€ 1,80–2).

Handgepäck – sechs Kilo sind zu wenig

Geht es nach Easyjet, soll jeder ruhig so schweres Handgepäck anschleppen wie er will – Hauptsache, er kriegt es hoch ins Gepäckfach gestemmt und die Taschengröße stimmt. Wer beim Check-in einen Koffer aufgibt, zahlt hingegen extra – und das Doppelte, wenn er die Anzahl der Gepäckstücke nicht schon bei der Buchung an - meldet. Genauso verfährt auch Ryanair. Nur dass das Handgepäck bei den Iren nicht ganz so groß sein darf (55 x 40 x 20 cm) und das Gewicht (10 kg) vorgegeben ist. Alle anderen Fluggesellschaften im Test nehmen nach wie vor mindestens 20 Kilogramm Freigepäck kostenlos mit und schauen auch bei niedrig angesetzten 6 bis 8 Kilo Handgepäck nicht so genau hin, selbst wenn noch die ein oder andere Tüte und Handtasche mit an Bord gehen – ganz zum Leidwesen der Späteinsteiger, die keinen Stauraum mehr finden. Bei einer strengeren Auslegung würde man sich allerdings auch fragen, wie man z. B. bei Air Berlin mit 6 kg auskommen soll, wenn der Trolley schon 3 kg wiegt und beim »Justfly «-Billigtarif der Koffer extra be - zahlt werden muss.

Gebühren – Am Ende wird draufgezahlt

Wer mit Kreditkarte zahlen möchte (und wer tut das nicht?), zahlt nur bei Iberia, Sun Express und Turkish Airlines nicht drauf. Alle anderen Airlines kassierten zwischen € 2 und 10 ab. Gut, wenn dann eine kostenlose andere Bezahlart, z. B. per Rechnung oder Lastschrift, angeboten wird, schlecht, wenn das nicht der Fall ist und eine versteckte Preiserhöhung zur Folge hat. Denn laut Gesetz dürfen die eingangs angezeigten Flugpreise im Laufe der Buchung nicht mehr erhöht werden. Ein Problem mit Bezahlgebühren haben vor allem Österreicher und Schweizer. Während die Deutschen i.d.R. in den Genuss eines kostenlosen Bankeinzugs kommen, gilt das für Passagiere aus den Alpenländern nur, wenn sie über ein deutsches (oder, bei Air Berlin, österreichisches) Bankkonto verfügen. Gesellschaften, die hier patzen, Gepäck- und andere Zusatzgebühren erheben oder in anderen Bereichen verbraucherunfreundlich agieren, wird das neue Fairplay-Siegel von REISE & PREISE verweigert.

Was es heutzutage alles an Gebühren gibt, zeigt die Aufschlüsselung unseres 83,63 Euro teuren Ryanair- Testflugs von Barcelona nach Venedig: Flugpreis € 27,99, Steuern & Gebühren € 32,25, Passagiergebühr (E 261 und ETS) € 2,75, Online Check-in € 7, Verwaltungsgebühr € 7, Priority Check-in € 5 (ab Deutschland € 7!), Kreditkartengebühr € 1,64. Das Geld für den Priority- Check-in war bestens angelegt: Ein komfortabler Sitzplatz am Notausgang konnte ohne Vordrängeln gesichert werden.

Das Interview mit Chefredakteur Oliver Kühn

Ein Interview mit Chefredakteur Oliver Kühn über den TEST »Sitzkomfort und Bordservice auf Urlaubsflügen« in der neuen Ausgabe von REISE & PREISE.

Sie haben den Service und Komfort der wichtigsten Ferienflieger getestet. Was können Urlauber auf ihrem Flug in den Süden überhaupt noch erwarten?

Nicht viel. Auf Kurzstreckenflügen ans Mittelmeer wird meistens nur noch ein Sandwich serviert - das zudem meist nicht sonderlich schmackhaft ist. Fluggäste tun in jedem Fall gut daran, nicht mit leerem Magen an Bord zu gehen.

Hat der Getränkeservice auch so unter den Sparmaßnahmen gelitten?

Bei den Linienfliegern sind nach wie vor alle Getränke meist kostenlos, bei den renommierten Ferienfliegern zumindest die antialkoholischen. Wer ein Bier bestellt, zahlt i.d.R. 3 Euro, außer bei Ryanair und Easyjet, die langen hier mit 4,50 Euro kräftig hin und nehmen sogar für Wasser Geld.

Viele Urlauber klagen über zu wenig Sitzabstand im Ferienflieger. Wie sind Ihre Erfahrungen?

Die Situation hat sich etwas verbessert. Von gutem Sitzkomfort zu sprechen, wäre sicher übertrieben. Doch die neuen, schlanken Slimline-Sitze, die immer mehr Airlines einbauen, bieten bis zu 3 Zentimeter mehr Beinfreiheit. Ich bin 1,85 m groß und habe bei vielen Airlines überraschend gut gesessen.

Haben Sie noch einen Tipp für die Leser, um an einen guten Platz zu kommen?

Meiden Sie die letzten Sitzreihen im Flugzeug, da sind die Sitze bis zu 3 cm schmaler, man sitzt dort spürbar schlechter. Bei Ryanair fährt man mit einem Priority-Boarding gut, mit etwas Glück bekommt man sogar einen Platz am Notausgang. Große Menschen sollten grundsätzlich überlegen, ob sie einen sogenannten XL-Sitz buchen. Das kostet 15 bis 30 Euro pro Strecke extra.

(REISE & PREISE 2-2013)
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