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Schauspielerin Reva Rice bereitet sich für ihre Rolle als «Mama Lokomotive» vor. Nach 18 Monaten Pandemie-Pause fiebern die Macher des «Starlight Express» in Bochum der Wiederaufnahme entgegen.

Schauspielerin Reva Rice bereitet sich für ihre Rolle als «Mama Lokomotive» vor. Nach 18 Monaten Pandemie-Pause fiebern die Macher des «Starlight Express» in Bochum der Wiederaufnahme entgegen. Foto: Roland Weihrauch/dpa

Nach anderthalb Jahren Pause Licht aus, Rollschuhe an: Der «Starlight Express» ist zurück

Mit Freudentränen wird gerechnet: Die Macher und Darsteller des traditionsreichen Rollschuhmusicals «Starlight Express» in Bochum fiebern der Wiederaufnahme-Show entgegen. Ein Besuch hinter den Kulissen kurz vor dem Neustart nach 18 Monaten Corona-Pause.

Lokomotive Rusty rollt eilig in Position, Electra singt sich nebenan schon mal warm und Dampflok Mama bekommt endlich ihre lockige Perücke aufgesetzt. Nach einer 18 Monate langen Pandemie-Pause laufen im Bochumer Musical-Theater die letzten Durchlaufproben vor der lang ersehnten Wiederaufnahme des weltberühmten Rollschuhmusicals «Starlight-Express» ab Sonntag.

«Es britzelt so richtig», beschreibt Theaterleiter Meinolf Müller das Gefühl der Vorfreude. In der mehr als 30-jährigen Geschichte des Andrew Lloyd Webber-Musicals am Standort Bochum war die längste Unterbrechung eine mehrwöchige Umbaupause vor einigen Jahren gewesen. Dann kam der Corona-Lockdown.

«In mir ist so viel Energie, die nur darauf wartet, wieder herauszukönnen», sagt Reva Rice, die seit 2018 in der Rolle des mütterlichen Dampfzugs in Bochum auf der Bühne steht. Die 60-Jährige ist eine alte Häsin auf Rollschuhen: Noch lange bevor sie in die Haut der Mama schlüpfte, gab sie acht Jahre lang den erstklassigen Waggon Pearl - mit Stationen unter anderem am Broadway und in Las Vegas.

Das Rollschuhfahren hat in der Pause niemand verlernt

Die durch Corona auferlegte Pause habe wohl keinen Tag länger dauern dürfen, sagt sie. «Ich habe vor zwei Tagen erst gar nicht richtig in mein Kostüm gepasst», verrät sie. Zwar habe sie die vergangenen Monate drei Tage die Woche mehrere Stunden auf Skates verbracht («Das ist für mich therapeutisch»), regelmäßige Mahlzeiten in einem Leben ohne regelmäßige Shows zollten aber ihren Tribut, gesteht sie und tätschelt sich die straffen Hüften unter dem grau-grünen Kostüm der Traditionslok.

«Wir hatten vor der Rückkehr der Darsteller wirklich Sorge, ob sie vielleicht 20 Kilo schwerer zurückkommen oder das Rollschuhfahren verlernt haben könnten», gibt Theaterleiter Müller zu. Doch die Befürchtungen seien unbegründet gewesen. Sogar diejenigen der Cast, die vor dem Lockdown noch ganz neu im Team gewesen seien, hätten es geschafft, sich durch autodidaktische Rollschuhtrainings daheim zu verbessern. Mit Online-Gesangseinheiten und digitalem Aussprache-Unterricht versuchte man zusätzlich, sie bei der Stange zu halten.

Die Proben laufen auf Hochtouren

Dennoch sei die Wiederaufnahme unter Corona-Bedingungen ein großer logistischer Akt gewesen. Größtes Problem hinter den Kulissen: Fehlender Abstand. Daher habe man sich entschieden im Foyer eine Probenbühne zu errichten. Die Ballettsäle, die sonst für Trainings genutzt werden, sind einfach viel zu klein.

Dort laufen sich nun einzelne rasende Eisenbahnen warm, üben vor den Spiegeln ihre Posen, während vom Bühnenraum bereits die ohrwurmverdächtigen Songs herüberdringen. «Oh my God, it's Starlight Express! We are doing the Show!», entfährt es dem vorbeirauschenden Gary Sheridan, der den Rom-Mailand-Express Espresso gibt.

Im Juni begannen die ersten Proben für jene, die ihre Rollen, Choreographien und Rollschuhtricks ganz neu lernen mussten: 29 Neulinge, die wegen des Lockdowns ihren neuen Job nie wirklich vor Publikum machen konnten, zählt das insgesamt 43-köpfige Ensemble. Insgesamt 250 Mitarbeiter beschäftigt das Theater.

Die Vorfreude im Team und bei den Fans ist groß

Sie hätten vom Kurzarbeitergeld profitieren können, ist Müller froh. «Anders als zum Beispiel ihre britischen Kollegen, mussten unsere Darsteller nicht Supermarktregale einräumen, um sich über Wasser zu halten». Und doch war die showlose Zeit entbehrungsreich: Applaus und Zuschauerresonanz - das habe einfach allen Beteiligten vom Beleuchter bis zum Hauptdarsteller wahnsinnig gefehlt, sagt Müller. «Ich bin mir sicher, dass wir Tränen auf und hinter der Bühne sehen werden, wenn es endlich wieder losgeht.»

1200 geimpfte, getestete oder genesene Zuschauer können die Öffnungsshow am Sonntag (3. Oktober) sehen. Ab dann wird das Musical wieder sieben bis acht Mal die Woche aufgeführt. Die Zuschauerkapazitäten sind bis auf Weiteres um 450 Plätze reduziert worden, damit im Foyer Abstand gehalten werden kann. Bis zum Sitzplatz gilt Maskenpflicht.

Vielen eingefleischten Musical-Fans dürfte das Herz aufgehen, das Stück über die Weltmeisterschaft von Lokomotiven in einem Kindertraum wieder live erleben zu können. So sei die Resonanz auf Social-Media-Beiträge von hinter den Kulissen in all den Monaten riesig gewesen. «Bei einem digitalen Tag der offenen Tür hatten wir Hunderttausende, die sich Videos angeschaut haben», sagt PR-Managerin Manuela Wolf. «Aber alle sind sich einig: Das kann das Live-Erlebnis gar nicht ersetzen».

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