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Der wildromantische Küstenabschnitt beim Tsitsikamma-Nationalpark ist ein beliebtes Wanderrevier

Der wildromantische Küstenabschnitt beim Tsitsikamma-Nationalpark ist ein beliebtes Wanderrevier

GARDEN ROUTE SÜDAFRIKAS Unterwegs auf Südafrikas Traumstraße

Urwälder und blühende Fynbos-Felder, Nationalparks und Tierreservate säumen
Südafrikas Garden Route
, die Panoramastraße des Landes. Kapstadt ist der ideale Startpunkt für eine Mietwagentour.

Eine Antilope steht auf der Lichtung, hält ihre Nase in die Sonne, dann sprintet sie mit zwei Sätzen zurück ins Unterholz – Menschen in Sicht! Fünf Wanderer spazieren durch den Wald aus knorrigen, löchrigen, vernarbten Stämmen. Sonnenstrahlen flackern durch das Laub, Flechten hängen von weit ausladenden Ästen. »Manche dieser Milkwood-Bäume sind bis zu 400 Jahre alt«, sagt Anneke Valentine. Bienen summen um eine ausgehöhlte Baumruine. »Dann sind auch die Honigdachse nicht weit. Kleine Räuber, die nichts und niemanden fürchten«, sagt die junge Schwarze, die eine Ausbildung in Botanik gemacht hat. Dann öffnet sich ein Fenster im Dickicht: Der Blick reicht über üppiges Grün bis zur weit aus - geschnittenen Walker Bay, in der sich die Wellen des Atlantiks vor der Kulisse der Kleinrivier Mountains brechen. Hier grenzt ein Naturschutzgebiet an das nächste, Refugien für Urwälder und endemische Fynbos-Pflanzen. Beide sind charakteristisch für Südafrikas Garden Route.

Streng genommen verläuft die berühmteste Panoramastraße des Landes östlich des Kaps der Guten Hoffnung zwischen Mossel Bay und Humansdorp (295 km), oft wird der Name aber auch für die komplette Distanz zwischen Kapstadt und Port Elisabeth (750 km) verwendet. Sie gilt als ideale Route für Afrika-Einsteiger, dank bester Straßenverhältnisse sowie hervorragender Restaurants und Unterkünfte.

Würde man auf der Nationalstraße N2 durchrasen, könnte man die Garden Route in einem Tag abfahren – spannend wird die Fahrt aber erst durch Abstecher in das oft einsame Hinterland. Erst dann entdeckt man jene faszinierende Mischung aus Wäldern und Farmland, Sandstränden, Lagunen und Felsenküsten.

Landkarte Südafrika

1. KAPSTADT-WALKER/DE KELDERS (180 km)

Stippvisite bei den Walen
Wellblech, Pappe, bunte Wäsche: Die ersten Kilometer außerhalb Kapstadts sind geprägt von den illegalen Hütten landloser Zuwanderer und den Einheitshäusern der Townships. Erst in Somerset West, beliebtem Refugium deutscher Auswanderer, beginnt der touristische Teil der Route mit einem Meer aus Ferienhäusern, Apartments und Villen.

Nach rund 120 km ist Hermanus erreicht, das Mekka der Whale Watcher. Zwischen Juni und Oktober herrscht Hochsaison, dann kommen vor allem Glatt- und Buckelwale so nahe an die Küste, dass man sie sogar von Land aus bequem sehen kann. Berühmt ist der Whale Crier von Hermanus, der bei Sichtungen in sein Seetanghorn bläst. Das einstige Fischerdorf mit seinen Handwerksständen und Souvenirläden, Kunstgalerien und Surfshops brodelt vor Leben. An die frühere Beschaulichkeit erinnern die historischen Häuser im Fisherman’s Village. In Ruhe Wale beobachten kann man bei einem Spaziergang über den 12 km langen Coastal Path durch kleine Buchten und über steile Felsen, Whale Watching auf See bietet Southern Right Charters (2 Std. € 47, www.southernrightcharters.co.za).

Hermanus bildet das Tor zur Walker Bay mit ihrer dramatischen Natur. An den Berghängen oberhalb der Bucht gedeihen Tausende Pflanzenarten. Blühende Proteen wuchern wie Unkraut, exotische Cape Sugar Birds hüpfen flatternd von Blüte zu Blüte. Die Luft ist erfüllt von Trillern, Schnalzen und Pfeifen. Im 49 Hektar großen Grootbos-Schutzgebiet wachsen zudem wildes Marihuana, Stinkwood-Bäume, deren Rinde gegen schlechte Träume helfen soll, und Erica-Gewächse, deren Blüten bei jedem Windhauch wie kleine Rasseln klingen. Am Ende der Walker Bay liegt Gansbaai, bekannt für Haitauchen im Käfig (Tagestour ab € 97, www.shark cagediving.co.za).

Kost & Logis
€€€€ Das »Grootbos Private Nature Reserve« bietet luxuriöse, großzügige Suiten mit Blick über die Walker Bay, einen Pool und hervorragende Küche (Gansbaai 7225, www.groot bos.com).
In einem alten Fischerhaus im kapholländischen Stil serviert das »Fisherman’s Cottage« in Hermanus vor allem Seafood, z. B. Seafood Curry für € 9 (Ecke Main/Harbour Road).

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2. WALKER BAY – CAPE AGULHAS (80 km) – DE HOOP NATURE RESERVE (80 km)

Südlichster Punkt des Kontinents
Mangels einer durchgängigen Küstenstraße zum Cape Agulhas geht es über eine Schotterpiste durchs Hinterland. Rinderfarmen, grüne Hügel und dichter Fynbos säumen die nächsten 40 Kilometer bis Elim. Winzige, reetgedeckte Häuser stehen an der Dorfstraße, die auf die mächtige Kirche zuführt. Der idyllische Ort geht auf eine deutsche Missionsstation zurück (Heimatmuseum € 1,70).

Durch sumpfiges Land und Schafsweiden führt die Straße weiter bis zum Cape Agulhas mit seinem Leuchtturm (Museum und Turmbesteigung € 1,70). Ein Stein markiert den südlichsten Punkt Afrikas. Drei Wanderwege führen durch die Küstenlandschaft.

Der nächste große Naturpark, das De Hoop Nature Reserve, ist nur über Schotterpisten durch Weideland erreichbar (in Bredasdorp lohnender Stopp im Shipwreck Museum, € 1,30). Hinter dem Eingangstor zum Schutzgebiet (€ 2,70) leuchten die charakteristischen weißen Sanddünen von De Hoop am Horizont. Bonteboks grasen direkt neben der Piste, und sogar die Strauße lassen sich von fotografierenden Besuchern nicht vertreiben.

Die Gezeiten bestimmen den Rhythmus im De-Hoop-Reservat, die geführte Wanderung zum Thema Meeresleben beginnt daher heute pünktlich zur Ebbe um 8.08 Uhr. Naturführerin Pinky stapft entschlossen durch strömenden Regen am Strand voran. Aus Felsenpools pickt sie Seegurken, Seesterne und Seeigel. Mit flinken Bewegungen gräbt sie eines der seltenen Gürteltiere aus und zeigt zwischendurch in die Ferne, wenn dort ein Wale seine Flosse aus dem Wasser hebt.

Kost & Logis
€€ Die De Hoop Collection verwaltet alle Unterkünfte im De Hoop Nature Reserve, von Campingplätzen über rustikale Rundhütten für Selbstversorger bis zu Zimmern im Herrenhaus (www.dehoopcollection.com). Das »Julian’s« in Bredasdorp serviert innovative Gerichte mit regionalen Zutaten (22 All Saints St.). Das einzige Restaurant im De-Hoop-Park bietet Frühstück, Lunch und Abendmenü.

3. DE HOOP NATURE RESERVE – PLETTENBERG BAY (350 km)

Zentrum der Garden Route
Statt vom Reservat auf direktem Weg zurück zur Nationalstraße N2 zu fahren, nimmt man besser die Strecke quer durchs Land. Hügelauf, hügelab geht’s auf Schotter- und Sandpisten durch meist baumloses Farm- und Weideland, nur unterbrochen durch die Fähre von Malgas (€ 3 pro Auto), wo zwei Männer die uralte Fähre mit Muskelkraft über den Fluss ziehen. In Mossel Bay (218 km, sehenswertes maritimes Museum, € 1,30, www.diasmuseum.co.za) ziehen Armenviertel vorbei, dann geht es an der Küste entlang weiter, bis die Lagune von Knysna in Sicht kommt. Im Herzen des beliebten Badeortes liegt die Waterfront mit Souvenirshops und Restaurants. Natur findet man dagegen an den Heads, den beiden markanten Felsen an der schmalen Öffnung der Lagune zum Meer (schöner Aussichtspunkt auf der Eastern Head). Südlich der Lagune erstreckt sich der kilometerlange Sandstrand von Brenton-on-Sea – der einzige Strand in Stadtnähe. Da ist Plettenberg Bay, 32 km entfernt, reicher ausgestattet: An der 20 km langen Küste finden sich traumhafte goldene Sandstrände, vier davon mit einer Blauen Flagge.

Kost & Logis
€€€€ Die einsam gelegene »Hog Hollow Country Lodge« mit Pool und mehreren Lounges überblickt ein Urwaldtal im Herzen der Region The Crags (Askop Road, www.hog-hollow.com). Zur Wahl stehen 16 gemütliche Holzchalets und zwei Villen.

4. PLETTENBERG BAY – CAPE ST. FRANCIS (170 km)

Tierparks in Küstennähe
Das Brüllen ist markerschütternd. Es kommt von zwei kleinen Lemuren, die in den Baumwipfeln herumtollen. Schwarzweiße Kattas sonnen sich auf einer Lichtung. Meerkatzen streichen neugierig um die Beine der Menschen – es gibt keine Käfige in Monkeyland (www.monkeyland.co.za), in dem rund 500 Affen elf verschiedener Arten leben. Tiere, die aus Zoos stammen, aus Versuchslabors oder von privaten Besitzern. Die Anlage östlich von Plettenberg Bay gehört zur Region The Crags, in der man in einem Radius von 30 Kilometern eine Fülle von Tierparks besuchen kann: Direkt neben dem Reservat liegt z. B. das Vogelreservat Birds of Eden mit einer Voliere, die ein ganzes Urwaldtal überspannt (www.birds ofeden.co.za), knapp 10 km weiter das Jukani Wildlife Sanctuary mit Fokus auf Raubkatzen (www.jukani.co.za).

Auf der Weiterfahrt lohnt ein Abstecher abseits der N2 durch das idyllisch-wilde Natures Valley mit seinen mächtigen Baumriesen. Vor dem gleichnamigen Küstenort erstreckt sich ein einsamer, von Treibholz gesäumter Strand.

Zurück auf der Nationalstraße, überquert man die Bloukrans Bridge (Bungee Jumping), östlich davon beginnt die Provinz Eastern Cape mit dem Tsitsikamma- Nationalpark. Hier kann man im Küstenurwald über eine Hängebrücke an der Mündung des Storms River spazieren oder längere Wanderungen unternehmen. Der fünftägige Otter Trail gilt einer der schönsten, aber auch herausforderndsten Trails des Landes (langfristig anmelden, www.sanparks.org).

Ideal zum Ausklingenlassen der Reise ist das Kap von St. Francis, das aus einem modernen Fischerort und einem Resort mit weitem Sandstrand besteht. Unter Surfern, Kitesurfern und Wanderern hat der Ort einen hervorragenden Ruf.

Kost & Logis
€–€€€€ Wie ein kleines Dorf erstrecken sich die Häuser vom »Cape St. Francis Resort« am weißen Sandstrand (www.capestfrancis.co.za). Die Anlage mit Pool und Restaurant umfasst Unterkünfte vom einfachen Studio bis zur Beach Villa.

 TIPP   Rückfahrt über die Route 62

Viele Reisende fahren die Garden Route oneway und fliegen dann ab Port Elisabeth zurück in die Heimat. Eine reizvolle Alternative ist die Rückfahrt auf der Route 62. Mindestens zwei bis drei Tage sollten dafür eingeplant werden. Die Strecke führt durch faszinierende Landschaften mit schroffen Gipfeln und Tälern, in denen Obstplantagen und verschlafene Örtchen liegen. Bei einem Zwischenstopp in Oudtshoorn kann man Straußenfarmen besichtigen (vier Farmen bieten Führungen, z. B. Safari Ostrich, www.safariostrich.co.za).

Rückfahrt über die Route 62 Ein spannender Abstecher führt über den Swartberg- Pass nach Price Albert (Geländewagen erforderlich!). In Ladismith, Barrydale und Montagu gibt es viele nette Cafés und Boutiquen.

Kost & Logis
€€€€ Die Gästefarm »De Zeekoe« in Oudtshoorn hat Zimmer, Pool und Restaurant (www.dezeekoe.co.za).

Ein Tag in Kapstadt

Die meisten Flüge aus Deutschland kommen gegen Mittag in Kapstadt an. Der verbleibende Tag empfiehlt sich zum Akklimatisieren. Zum Beispiel am Strand: Am Bloubergstrand (15 km nördl. des Zentrums) badet man mit Blick auf den Tafelberg. Beim Sightseeing bilden offene Hop-on-hop-off-Doppeldecker eine stressfreie Alternative zum Mietwagen. Sie verkehren auf drei Routen durch die Stadt und einer weiteren ins Weinland von Constantia (www.citysightseeing.co.za).

Wer shoppen mag, steuert die beliebte V&A Waterfront an. Weniger touristisch und dennoch trendig ist das Künstlerviertel Woodstock rund um die Old Biscuit Mill, wo man südafrikanisches Design und Kunst erstehen kann. Den Alltag eines großen Teils der schwarzen Bevölkerung lernt man bei einer Township-Tour kennen (Camissa bietet Spezialtouren, z. B. im Vorstadtzug 4 Std. oder mit einem Essen bei einer Familie, (www.gocamissa.co.za).

Kost & Logis
€€€€ Ein besonders hippes Stadthotel an der quirligen Long Street ist das »Grand Daddy Boutique Hotel«. Neben schick möblierten Zimmern/Suiten gibt es einen Trailer Park mit sieben Vintage-Wohnwagen auf dem Dach des Hauses (38 Long St., www.granddaddy.co.za).
Der »Pot Luck Club« in der Old Biscuit Mill hat sich innerhalb kürzester Zeit zu einem der angesagtesten Restaurants in Kapstadt entwickelt: Wie auf einer Bühne bereiten die Köche Gerichte im Tapas-Stil zu (373-375 Albert Road,www.thepotluckclub.co.za).

Eintauchen in Knysnas Township

Die Township von Knysna erstreckt sich auf den Hügeln über der Stadt mit Blick auf die Lagune. Erfolgsgeschichten sind in der Schwarzen-Siedlung noch selten. Mawande Kondlo hat es geschafft. Der ehemalige Hotelportier besitzt jetzt ein eigenes B&B und ein Restaurant (3-Gänge-Dinner mit Live- Musik). Er führt Besucher bei einer Township-Tour in eine traditionelle Kneipe, zu einer Heilerin und in die Schule. Sein B&B ist originell im Township-Stil errichtet: mit Holzlatten, Wellblech, Tierfellen – und zersägten Ölfässern als Nachttischen. Kontakt: www.wandu.co.za

€ einfach €€ einfache Mittelklasse €€€ gehobene Mittelklasse €€€€ anspruchsvoll

Autor: Oliver Gerhard (4/2015)

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