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Die Catedral Primada steht im Herzen von Bogota.

Die Catedral Primada steht im Herzen von Bogota.

Foto: Jean-Francois Hauwaert

Bogotá/Kolumbien Eine Kolonialstadt macht sich hübsch

Wer von schönen Kolonialstädten in Südamerika träumt, denkt nicht zuerst an Bogotá. Doch Kolumbiens Hauptstadt hat ihre düstersten Zeiten hinter sich gelassen - und macht sich nun für Urlauber hübsch.

Wer dem Moloch für ein paar Stunden entfliehen und ihn in seiner ganzen monströsen Größe betrachten will, muss in die Höhe fahren. Während die Seilbahn den Monserrate hinauf surrt, weitet sich langsam das Panorama der Hochebene von Sabana. Da liegt sie ausgestreckt bis zum Horizont: Bogotá, Hauptstadt Kolumbiens, größte Metropole der Anden, für viele immer noch ein Synonym für Gewalt und Verbrechen. Doch das düstere Zerrbild klart langsam auf.

»Es gibt Leute, und ich gehöre dazu, die sagen, Bogotá sei eine der sichersten Hauptstädte Lateinamerikas geworden«, sagt Thomas Voigt, Präsident der Deutsch-Kolumbianischen Industrie- und Handelskammer. Kollegen erzählten ihm, dass sie als Kinder nie ins Restaurant oder Kino gegangen seien, aus Angst vor Anschlägen. »Heute sind die Straßencafés voll, das Alltagsleben ist wie in modernen südeuropäischen Städten.«

Langsam trauen sich auch die Urlauber zurück. Die deutschen Veranstalter Thomas Cook und Dertour starten Rundreisen in Bogotá. Die Rucksackreisenden strömen bereits seit Jahren in das riesige Land zwischen Pazifik, Karibik, Amazonas und Anden: In der zurückliegenden Dekade habe sich die Touristenzahl in Kolumbien vervielfacht, sagt Sergio Calderon, Leiter der Kolumbianischen Außenwirtschaftsstelle in Frankfurt/Main. Allein im Jahr 2010 stieg die Zahl um 8,9 Prozent.

Die meisten Reisenden zieht es in Bogotá in die Altstadt zu Füßen der Gipfel Monserrate und Guadalupe. Die »Candelaria« ist noch nicht so blank geschrubbt und poliert wie ihre Vorzeigeschwester an der Karibikküste, die Welterbe-Altstadt von Cartagena. Aber auch hier werden die niedrigen, bunten Kolonialhäuser renoviert und frisch gestrichen. Die lange vernachlässigte »Candelaria« wird hip: In der urbanen Elite ist es jetzt schick, aus dem Nobelviertel Norte abends in die Restaurants der Altstadt zu fahren. Es gebe eine exzellente Gastronomie-Szene, sagt Voigt - anders als in den meisten anderen Städten Kolumbiens.

Polizisten mit Pumpguns vor den Banken erinnern allerdings daran, dass Urlauber trotz allen Aufschwungs nicht zu sorglos sein sollten, vor allem wenn es dunkel wird.

Tagsüber aber lässt es sich hier wunderbar spazieren. Vor allem in den Gassen, die bergan führen, fahren nur wenige Autos, manche sind für den Verkehr gesperrt. Jedes fünfte Haus gehört zur Universität, ist ein Theater oder eine Bibliothek. Die »Candelaria« wirkt wie das leicht verschlafene, aber hübsche Museumsviertel von Bogotá. Das Schmuckstück ist das Goldmuseum mit seinen mehr als 33 000 Exponaten der präkolumbianischen Indiokulturen.

Vor den Stufen der Kathedrale am Plaza Bolívar sitzen nur ein paar Müßiggänger und füttern die Heerscharen der Tauben. Staatsdiener schlurfen unter den gestrengen Augen des Befreiers Südamerikas aus der Mittagspause zurück in ihre Büros. Ein paar Straßen entfernt brummt und hupt und lacht dagegen das Leben in Gestalt eines jugendlichen Schwellenlandes. Die jungen Kolumbianer bummeln an den Schaufenstern vorbei und drängeln sich um die Handyvermieter. 150 Pesos pro Minute steht auf ihren Schildern, umgerechnet 5 Cent.

Auf den breiten Avenidas versuchen die roten Busse des TransMilenio im Minutentakt, den Verkehrsinfarkt der Acht-Millionen-Metropole zu verhindern. Ihr atemloses Grundrauschen ist bis auf den Gipfel des 3150 Meter hohen Monserrate zu hören. Doch wer auf der anderen Gipfelseite hinter der Wallfahrtskirche den Kreuzweg hinabsteigt, ist schnell eingehüllt in tropische Blütenpracht und Vogelgezwitscher. Und er blickt hinaus in das weite, grüne Kolumbien.

(11.05.11, dpa)
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