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Kabelsalat im Zentrum von Bangkok. Strom- und Telefonleitungen sowie auch Glasfaserkabel werden in Thailand nicht unterirdisch verlegt. Alte Kabel werden meist nicht entsorgt, sondern neue werden einfach hinzugefügt.

Kabelsalat im Zentrum von Bangkok. Strom- und Telefonleitungen sowie auch Glasfaserkabel werden in Thailand nicht unterirdisch verlegt. Alte Kabel werden meist nicht entsorgt, sondern neue werden einfach hinzugefügt. Foto: Carola Frentzen/dpa

Fragezeichen im Gesicht Thailand kurios: Kabelsalat und Fanta am Baum

Riesenechsen, die durch Bangkoks berühmtesten Park kriechen, kein Alkoholverkauf am Nachmittag und Kabelwirrwarr, wohin man schaut: In Thailand gibt es viel Kurioses. Die Zahlen 2565 und 555 spielen auch eine Rolle.

Eine Minute vor acht im Lumphini Park. In Bangkoks grüner Lunge herrscht schon geschäftiges Treiben. Hunderte Thais joggen über die von duftenden Frangipani-Bäumen gesäumten Wege, ältere Damen praktizieren Tai Chi, eine Gruppe trainiert Zumba.

Dann schlägt die Uhr zur vollen Stunde - und die Welt bleibt stehen, als habe jemand die Pausentaste gedrückt. Durch den Park hallt die Nationalhymne, und die Menschen halten inne, Jogger bremsen ab, alte Männer erheben sich von den Bänken. So ist es die Regel im alten Siam: Wenn zwei Mal am Tag, um 8.00 Uhr und um 18.00 Uhr, an öffentlichen Orten die Hymne «Phleng Chat Thai» erklingt, soll das Volk stramm stehen.

Aber was ist das? Einer hält sich nicht an die Vorschriften und huscht - offenbar ungetrübt von der Musik und den stillstehenden Thais - über den Asphalt. Dabei streckt er auch noch ungeniert immer wieder die Zunge raus. Keine Sorge, dieser kleine Unhold darf das, denn er ist ein Bindenwaran. Und wie Hunderte seiner Artgenossen ist das Reptil in den Seen und Gärten des Lumphini Parks zuhause. Dass immer wieder riesige, urzeitlich anmutende Echsen über die Gehwege kriechen, scheint hier schon lange niemanden mehr zu beeindrucken.

Die beiden Szenarien sind nicht die einzigen Kuriositäten in Thailand, die Besucher aus dem Westen oft mit Fragezeichen im Gesicht zurücklassen. Eine Auswahl:

Thailand ist 543 Jahre voraus

Zu Neujahr flimmerte es von Bangkoks Wolkenkratzern: Happy 2565! Was anmutet wie eine Szene aus «Zurück in die Zukunft» hat eine einfache Erklärung: Thailand folgt der buddhistischen Zeitrechnung, wie etwa auch Myanmar oder Sri Lanka. Gerechnet wird ab dem Jahr 1 nach dem Todesjahr von Gautama Buddha, welches in Südostasien häufig mit 544 vor Christus angegeben wird. Das Jahr 1 nach Buddha ist somit das Jahr 543 nach unserer Zeitrechnung, die dem gregorianischen Kalender folgt. Statt 2022 ist es in Thailand somit 2565.

Noch eine Zahl: 555 in Chats

In Chats und sozialen Netzwerken taucht in Thailand oft die Zahl 555 auf. Das ist weniger kryptisch als es zunächst scheint: Die Zahl 5 wird auf Thai «Ha» ausgesprochen. 555 steht also für «Hahaha» - und ist die Thai Version des weltweit gern in Textnachrichten und Posts benutzten «LOL» (laugh out loud, zu Deutsch: laut lachend).

Rote Fanta-Flaschen vor Bäumen

Der Glaube an Götter und Geister gehört ebenso zur Kultur des Landes wie Kickboxen und Go-Go-Bars. Buddhismus und Animismus, also der Glaube, dass die Dinge der Natur beseelt sind, gehen dabei Hand in Hand. Die Darbringung von Opfergaben, um die übernatürlichen Wesen gütig zu stimmen, ist Teil des Lebensstils. Am populärsten ist Erdbeer-Fanta, denn die Götter scheinen eine Schwäche für zuckersüße Limo zu haben. Besonders vor Schreinen und besonders verwurzelten Bäumen, die nach dem Glauben vieler Thais ebenfalls bewohnt sind, sammeln sich Flaschen mit knallroter Limo - samt Strohhalm, der in Richtung der Geister platziert wird. «Die mächtigsten Ficusbäume werden in bunte Schärpen gehüllt und mit Weihrauch und Süßigkeiten zwischen den Wurzeln bestückt», erläuterte die Zeitung «Bangkok Post» den Brauch. Rote Softdrinks mögen die Götter offenbar besonders gern.

Kabelsalat, wohin man schaut

Während einige den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen, sehen die Thais den Himmel vor lauter Kabeln nicht. Der Grund: Strom- und Telefonleitungen sowie auch Glasfaserkabel werden nicht unterirdisch verlegt, sondern spannen sich in massiven schwarzen Bündeln von Mast zu Mast. Alte Kabel werden meist nicht entsorgt, sondern neue werden einfach hinzugefügt. «Die Kabel in den städtischen Gebieten Thailands, die willkürlich gebündelt und an Pfosten geschlungen werden, sehen aus wie der Alptraum eines jeden Elektrikers», brachte es das Portal «The Thaiger» zuletzt auf den Punkt. Ein krasser Widerspruch zu den verspiegelten Wolkenkratzern und den hochmodernen Shopping Malls in der Mega-Metropole Bangkok.

Seit Jahren versprechen die Behörden, die Kabel endlich unter die Erde zu legen. Seit Hollywoodstar Russell Crowe bei Dreharbeiten in Thailand das Wirrwarr auf einem Bild verewigt hat, ist Bewegung in die Sache gekommen. Der «Gladiator» postete das Foto im vergangenen Jahr auf Twitter und bekam so viele Kommentare, dass sich schließlich die Regierung zu Wort meldete. Einige Straßen wurden Berichten zufolge bereits vom Kabelsalat befreit. Aber das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein - die Behörden stehen vor einer Mammutaufgabe.

Füße weg vom Buddha

Im Wat Arun, Bangkoks Tempel der Morgenröte, sitzen Mönche vor einer Buddha-Statue auf dem Boden und rezitieren Mantras. Was auffällt: Sie haben ihre Beine so angewinkelt, dass die Füße nach hinten zeigen. «In Thailand ist der Kopf in jedem Sinne der höchste Teil des menschlichen Körpers, die Füße sind der niedrigste - und für Thais der schmutzigste», erklärt der deutsche Autor Tom Vater, der seit 20 Jahren im Land lebt. Daher sollte man seine Fußsohlen in Thailand nie in Richtung eines anderen Menschen und besonders nicht in Richtung eines buddhistischen Mönches oder gar einer Repräsentation des Buddhas richten. Das gilt als extrem unhöflich.

Kein Alkohol am Nachmittag

Verdutzt starrt ein britischer Tourist die Verkäuferin an der Kasse des 7-Eleven-Shops auf Phuket an, als sie drei Flaschen Chang-Bier aus seinem Einkaufskorb nimmt und wieder ins Regal räumt. Sie verweist den Mann auf ein Schild am Eingang. Zwischen 14.00 und 17.00 Uhr ist Alkoholverkauf verboten, ist da zu lesen. So ist es die Regel in allen Geschäften Thailands, ob in Mega-Märkten wie Tesco Lotus oder im Tante-Emma-Laden am Eck. Oft werden die Gänge, in denen der Alkohol steht, in dieser Zeit sogar versperrt und Regale verhängt.

Hintergrund des Gesetzes ist der Jugendschutz: Da Kinder meist am frühen Nachmittag Schulschluss haben und sich in Geschäften aufhalten, soll zu dieser Zeit kein Alkohol verkauft werden. Auch an buddhistischen Feiertagen und an Wahl-Tagen sollen die Menschen nüchtern bleiben und Rum, Gin, Bier, Wein & Co sind in den Läden tabu. Allerdings gelten für Bars und Restaurants andere Gesetze. Am Hotelpool können Urlauber meist ganztags Cocktails schlürfen.

Dass viele Touristen schon morgens Alkohol trinken und oftmals stundenlang betrunken in den Bars der Backpackermeile Khaosan Road in Bangkok oder der Bangla Road auf Phuket hocken, finden wiederum die Thais kurios. Besonders, wenn die ausländischen Gäste dann auch noch in Pluderhosen mit Elefantenmuster auftreten und trotz Pandemie und Gesetzeslage in Thailand keine Maske tragen.

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