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Ein titelloses Werk von Arvida Byström aus dem Jahr 2013. Die Sicht auf den nackten weiblichen Körper im Spiegel der Jahrhunderte thematisiert eine Ausstellung in Heidelberg.

Ein titelloses Werk von Arvida Byström aus dem Jahr 2013. Die Sicht auf den nackten weiblichen Körper im Spiegel der Jahrhunderte thematisiert eine Ausstellung in Heidelberg. Foto: Uwe Anspach/dpa

Der andere Blick Ausstellung in Heidelberg: Dürer, Sherman und die Frauen

Muss frau immer schön sein? Und was heißt schon schön? Eine Heidelberger Schau widmet sich dem weiblichen Körper. Entblößt. So wie Dürer, Rubens und Dix ihn sahen. Und wie Cindy Sherman ihn sieht.

Entspannt, die Augen geschlossen, nur die Scham bedeckt, liegt die junge Frau da. So haben Maler über die Jahrhunderte wohl am liebsten den weiblichen Körper gesehen.

Auch Félix Vallotton wiederholt 1924 die Pose der nackten Schönen, die sich wie hingegossen präsentiert. Allerdings hat sie nicht den unschuldigen Opfer-Habitus der Renaissance. Sie strahlt Selbstbewusstsein aus. Wie sich der Blick auf das Weibliche im Laufe der Jahrhunderte gewandelt hat, thematisiert eine Ausstellung in Heidelberg von diesem Sonntag (24. Oktober) an.

Internationale Leihgaben in Heidelberg

«Frauenkörper» wirft ein Schlaglicht auf die Darstellung von Frauen in der Kunstgeschichte, von der Renaissance bis in die heutige Zeit. Das Kurpfälzische Museum Heidelberg hat dafür rund 130 Gemälde, Grafiken, Skulpturen, Fotos und Videos von Künstlerinnen und Künstlern des 16. bis zum 21. Jahrhundert zusammengetragen, darunter Werke von Albrecht Dürer, Rembrandt, Lovis Corinth, Käthe Kollwitz, Otto Dix, Max Beckmann, Maria Lassnig und Cindy Sherman. Die Schau, die mit hochkarätigen internationalen Leihgaben bestückt ist, ist bis zum 20. Februar zu sehen.

«Der nackte weibliche Körper gehört zu den zentralen Sujets der abendländischen Kunst», erläutert Kuratorin Dagmar Hirschfelder. Wie sich das Bild wandelte und welche Kontinuitäten es gibt, will sie mit der Ausstellung zeigen. Die beginnt bei Adam und Eva. So wie Dürer sie sah. Nach dem damaligen Körperideal, wohlproportioniert durchkonstruiert. Daneben das biblische Paar von Rembrandt in einer naturgetreueren Version. Die «Schlummernde Venus» auf dem roten Diwan aus der Tizian-Nachfolge spiegelt das Bild der Renaissance wider, der Manierismus lässt die Frauen in kunstvollen Drehungen erscheinen. Bei Lovis Corinth ist die Frau vor allem sinnlich, bei Otto Dix frivol, und die rauchende Nackte von Max Beckmann scheint sogar ausgezogen die Hosen anzuhaben.

«Körperideale haben sich im Laufe der Jahrhunderte gewandelt», sagt Hirschfelder. Die Perspektive nicht unbedingt. Ob als porzellanartige Objekte der Begierde, Opfer gemeiner Verbrechen wie bei Rubens' «Susanna und die beiden Alten» oder als selbstbewusster Frauenakt - allen Bildern gemein ist zunächst der männliche Blick.

Thema liegt auch aufgrund anderer Debatten in der Luft

Vor allem im 20. und 21. Jahrhundert stellen Künstlerinnen wie Käthe Kollwitz, Maria Lassnig und Cindy Sherman dem ihre eigene Sicht entgegen. Ungeschönte, schlaffe, verletzte, fragmentierte und gequetschte Körper erzählen von Ängsten, Schmerz, Gewalt und Bedrohung. Ihr wollt Sex? Holt ihn Euch, scheint die französische Performance-Künstlerin ORLAN zu sagen, die 1977 in einer provokanten Installation für fünf Francs einen Kuss anbot. In «Sex Pictures» ersetzt Sherman ihren Körper durch Puppen, Annegret Soltau verwandelt eine Familie in zusammengeflickte Zwitterwesen, und die Fotos der schwedischen Netzkünstlerin Arvida Byström bedienen nur auf den ersten Blick den Voyeur.

Kuratorin Hirschfelder, die im November zur Gemäldegalerie Berlin wechselt, hat das Thema schon lange beschäftigt. Dass die Kunsthalle Mannheim mit der Ausstellung «MUTTER!» ebenfalls Frauen in den Vordergrund rückt, sei reiner Zufall. Dass Frauen sichtbarer werden, hat für sie aber etwas mit der Gender- und Me-Too-Debatte zu tun: «Ich habe das Gefühl, dass das gerade sehr stark in der Luft liegt.» Der andere Blick auf Frauen kam aber schon früher auch von Männern: Das lebensgroße Schwarz-Weiß-Foto einer über 90-jährigen Japanerin mit all ihren Runzeln und Falten von Manabu Yamanaka zeigt: Schönheit hat nicht immer etwas mit Perfektion und Jungsein zu tun.

Service:

- Öffnung: Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr

- Montag geschlossen sowie am 24., 25. und 31. Dezember, 1. Januar, 1. Mai und am Fastnachtsdienstag

- Zur Ausstellung «Frauenkörper - Der Blick auf das Weibliche von Albrecht Dürer bis Cindy Sherman» ist ein Katalog mit Essays von Dagmar Hirschfelder, Alexandra Karentzos, Henry Keazor und Andreas Rutz erschienen, 248 Seiten, 29,95 Euro, erhältlich im Museumsshop und im Buchhandel.

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