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In Macao kann man sich kulinarisch durch sämtliche Kontinente schlemmen

In Macao kann man sich kulinarisch durch sämtliche Kontinente schlemmen

China Eine kulinarische Tour durch Macao

In der Spielermetropole Macao gehen die Einheimischen lieber essen, als ins Kasino. Kein Wunder: Nirgendwo kann man so vielseitig genießen wie in der früheren portugiesischen Kolonie.

Zu António Coelho sollte man nicht zu spät kommen. Sein Lokal in Macao läuft glänzend. Als die alte Chinesin um halb neun das Lokal betritt, ahnen die Gäste, dass das nicht gut gehen wird. »Ist das hier António's?«, ruft sie in den Raum. Der Namensgeber des Restaurants kommt hinter seinem Tresen hervor. »Sie sind ja kaum zu finden!«, herrscht sie ihn an. Reserviert hatte sie für acht Uhr. »Tja«, sagt António, »der Tisch ist weg, Sie hätten von unterwegs anrufen sollen.« Die alte Chinesin rauscht hinaus.

Der Patron entfernt das Reservierungsschild vom freien Tisch neben der Theke. António Coelho kann es sich leisten, Gäste abzuweisen, die wie diese Dame aus der neuen chinesischen Oberschicht meinen, alles müsse nach ihrer Pfeife tanzen.

Macao wurde vor zwölf Jahren von den Portugiesen an China zurückgegeben. Seitdem ist der Landzipfel im Perlflussdelta eine Sonderverwaltungszone. Die neuen Herren haben aus der Stadt ein chinesisches Las Vegas gemacht - mit riesigen Kasinos. Mit dem Glücksspiel geht es Macao inzwischen so gut, dass die Regierung jedes Jahr einen Teil der Einnahmen an die 550 000 Einwohner verschenkt.

Wenn sie klug sind, geben sie den Bonus fürs Essen aus. Denn nur an wenigen anderen Orten in Asien gibt es europäische und chinesische Küche in so vielen Variationen. António zum Beispiel serviert gefüllte Taschenkrebse mit Röstbrot und gratinierten Ziegenkäse mit Honig und Olivenöl. Dann Kabeljau aus dem Ofen, anschließend eine mosambikanische Spezialität: scharf gewürztes »African Chicken«. Zum Nachtisch eine Serradura als üppigere Version von Tiramisu.

Am nächsten Tag kann die kulinarische Entdeckungsreise fortgesetzt werden. Hinter dem Red Market im Zentrum bereiten schon im Morgengrauen Bratküchen und Imbissstände für ein paar Cent ein Frühstück aus allen möglichen Küchen dieser Erde zu: Bratnudeln, Obst, Dim Sum, Mürbeteigkekse. Tagesempfehlung: gedämpfte, blassweiße Reisrollen mit Chilis und Sesam-Sojasauce.

Zum Mittagessen ein Ausflug in die chinesische Hochküche: Im »Imperial Court« des Luxushotels »MGM Macau« gibt es für rund 40 Euro ein achtgängiges Menü, das auch verwöhnte Gaumen aus Peking oder Shanghai zufriedenstellen würde. Danach geht es für den Verdauungsspaziergang auf die Insel Coloane. Auch hier lockt eine Essensstation: »Lord Stow's Bakery« an der Rua da Tassara und sein »Garden Café«. Der Engländer Andrew Stow, beileibe kein Lord, hatte 1989 die Idee, portugiesischen Exilanten ihr Lieblingsdessert Pasteis de Nata zu liefern. Stow besorgte sich Rezepte und experimentierte so lange, bis Blätterteigkruste und Vanillefüllung perfekt waren.

Wer noch Platz im Magen hat, kann zum Afternoon Tea im neuen »Mandarin Oriental« einkehren. Auch hier empfiehlt sich ein Blick in die Kuchentheke. Kleine Wunderwerke aus Schokolade und Sahne produziert der »Executive Pastry Chef« des Hotels, Tony Miller.

Abends zum Abschluss etwas Einfaches, Würziges. Im macanesischen Restaurant »Litoral« gibt es hervorragende Meeresfrüchte. Eine Alternative ein paar Schritte weiter ist das »A Lorcha« mit guter Auswahl an scharfen Currys. Glückliches Macao: Seine Einwohner können sich nicht nur über Bonuszahlungen freuen, sondern auch über eine Lebenserwartung, die zu den höchsten der Welt zählt. Vielleicht liegt das an der guten Küche.

(14.04.11, dpa)
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