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Verunreinigte Luft

FLUGREISEN: Giftiger Rauch in der Kabine

Störungsmeldungen: Kontaminierte Kabinenluft


Und wie oft kommt es zu einem »fume event«? Nach verschiedenen Schätzungen bei einem von 2000 Flügen, der Luftverkehrsaufsicht CAA in London wurden 2008 97 Vorfälle gemeldet (auf insgesamt 1,2 Millionen Flügen). Zudem weist das britische Department for Transport darauf hin, dass »manchmal ein Pilot schlechten Geruch feststellt und der andere nichts merkt«. Und Luftfahrtexperte Michael Bagshaw sagt: »Die Tatsache, dass eine möglicherweise gefährliche Substanz gerochen werden kann, bedeutet noch nicht, dass sie so hoch konzentriert ist, um auch Gesundheitsschäden zu verursachen.«

Erstaunlich ist, dass die Zahl der gemeldeten Vorfälle erst seit etwa zehn Jahren steigt. Dabei wäre eigentlich das Gegenteil zu erwarten - immerhin ist seit den 50er-Jahren der TCP-Anteil am Öl deutlich gesenkt worden, die Motoren sind besser abgedichtet. Es stehen sich offensichtlich zwei Interessengruppen gegenüber, und Parallelen zum »Mythos Schleudertrauma« drängen sich auf - es ist etwas dran, aber wie viel, lässt sich objektiv kaum beurteilen. Die Bundesregierung jedenfalls stellte vor Jahresfrist in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage fest: »Erkenntnisse über eine grundsätzliche Gefährdung von Flugpersonal und Passagieren durch kontaminierte Kabinenluft liegen der Bundesregierung nicht vor.«

Fest steht dagegen, dass manche Flugzeugtypen besonders betroffen waren, etwa die Boeing 757 und der Avro RJ. Dort wurde nachgebessert. Doch erst mit der neuen Boeing 787, die in ein paar Jahren ausgeliefert wird, gehören »fume events« der Vergangenheit an: Der »Dreamliner« saugt Frischluft über Ventile von außen an.

Fluggäste sollten jedenfalls Ruhe bewahren, auch wenn es mal im Flugzeug raucht oder riecht. Häufig hat das nämlich triviale Ursachen, etwa die zu lange getoasteten Brötchen für die Cockpit-Besatzung oder kondensierende Luft aus der Klimaanlage. Bestimmte Aromen allerdings weisen laut dem Pilotenverband Vereinigung Cockpit auf verbranntes Öl hin, darunter Banane, heißes Öl, schmutzige Socken und Knetmasse. Treten solche Gerüche auf, sollte die Crew informiert werden. Bei gesundheitlichen Beschwerden nach einem »fume event« kann nur ein Arzt mit Hilfe eines großen Blutbildes feststellen, ob für die Probleme die Öldämpfe ursächlich waren.

Die Urlaubsreise sollte man sich jedoch nicht vermiesen lassen - es gibt ungleich gefährlichere Arten, ans Urlaubsziel zu gelangen.

(August 2010, Marc Reisner)

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