Reisewarnungen: Wie verlässlich sind sie?
Von Bedeutung ist die Einschätzung der Bundesbehörde vor allem für Urlaubsreisende, denn wenn eine Reisewarnung vorliegt, haben sie das Recht auf kostenlose Stornierung ihres Reisevertrages. Aber auch für Geschäftsreisende spielt die Unterscheidung zwischen Sicherheitshinweis und Reisewarnung eine erhebliche Rolle. Zwar gibt es aus einer Reisewarnung bei Dienstreisen keine logische Konsequenz. "Wegen ihrer Fürsorgepflicht stellen die meisten Arbeitgeber es ihren Mitarbeitern frei, ob sie in ein Land reisen wollen oder nicht", sagt Gerd Otto-Rieke, Sprecher und Mitglied des Fachausschusses Sicherheit beim Verband Deutsches Reisemanagement (VDR). Das Problem sei jedoch ein anderes. "Wenn ein Mitarbeiter drei Jahre lang in einem Projekt arbeitet, dann entwickelt er großen Ehrgeiz, dieses auch abzuschließen, und will nur ungern auf seine Reise verzichten." Wenn er also Gefahren ausschließen wolle, sei er bei der Einschätzung des Risikos auf jede noch so kleine Information angewiesen.
Die Sicherheitsinformationen des Auswärtigen Amts sind ein wichtiges Indiz zur Risikobewertung. So verlässlich sie auch sein mögen: Nicht immer ist die Bewertung der Behörde klar nachvollziehbar. So wurde zum Beispiel nach den Terroranschlägen auf die La-Ghriba-Synagoge auf Djerba im Jahr 2002 nicht vor Reisen nach Tunesien gewarnt. Für Reisen nach Israel, wo seit Jahren ein erhöhtes Risiko von Anschlägen herrscht, liegen zwar zahlreiche Reisehinweise vor, gewarnt wird aber ebenfalls nicht. "Unsere Botschaften und Konsulate sind unsere Augen und Ohren vor Ort", heißt es dazu aus Berlin. "Eine Reisewarnung sprechen wir nur aus, wenn gesicherte Informationen vorliegen, dass Reisende dort bedroht sind. Bei Israel ist das nicht der Fall."
Was sich wie eine nüchterne Abwägung anhört, liegt nach Einschätzung vieler Experten aber gerade im Fall Israel eher in dem "speziellen deutsch-israelischen Verhältnis" nach dem Holocaust begründet als in der eigentlichen Sicherheitslage. Schließlich wurde selbst bei akuten Bedrohungen in den vergangenen Jahren nie vor Reisen nach Israel gewarnt.