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Flüge und Hotels selber suchen oder pauschal buchen?

Flüge und Hotels selber suchen oder pauschal buchen?

Foto: rp

Test Reiseportale Dynamic Packaging oder Reisekatalog?

Flug, Hotel und Mietwagen im Internet auf einen Klick buchen – schön wär’s ja. REISE & PREISE hat den Praxistest gemacht und das Ergebnis mit den klassischen Pauschalreise-Katalogpreisen plus Mietwagen verglichen. Das Ergebnis ist verblüffend: Es ist ein Einsparpotenzial von 30 Prozent und mehr drin. Der Weg dorthin ist allerdings oft hakelig.

Ein zweiwöchiger Spätsommerurlaub soll es werden. In einem besseren Hotel, am liebsten auf Kreta. Mit Mietwagen. Doch wo buchen? Online stehen für Kreta allein 175 Vier-Sterne-Hotels zur Wahl. Wer sich im Internet über die Vorzüge der verschiedenen Hotels schlaumachen und individuell den jeweils günstigsten Anbieter für Flug, Hotel und Mietwagen buchen will, kann damit schnell diverse Stunden verbringen. Und angesichts von Aschewolke und Finanzmisere sind die Vorteile, die eine Pauschalreise bietet – Sicherungsschein und die Betreuung durch einen renommierten Veranstalter – nicht zu verachten. Der Mittelweg heißt »Dynamic Packaging«. Das Konzept kombiniert die Vorzüge beider Möglichkeiten: Der Kunde kann sich individuell zu Hause eine Reise zusammenstellen, ohne auf die Absicherung, die eine Pauschalreise bietet, zu verzichten. Aber lohnt sich das und ist das praktikabel?

Schon seit einigen Jahren bieten große Online-Reiseportale »Dynamic Packaging« an, genannt »Klick & Mix«, »Easy2mix« oder »kombiniert buchen & sparen«. Für Buchungswillige eine tolle Sache, schließlich muss man alle Reisedaten nur einmal eingeben, und »schwupps« werden aus Flügen, Hotelzimmern und Mietwagen individuelle Pauschalreisen zusammengestrickt. Zwischen allen drei Bausteinen kann so lange hin und her geklickt werden, bis das Angebot genau passt: Meilensammler können, wenn nötig, die Airline wechseln, der Rückflug lässt sich auf später am Abend verlegen, das Hotel sich wahlweise mit oder ohne Verpflegung buchen. Auch kann der Kunde gucken, wie sich ein Hotelstern mehr auf den Reisepreis auswirkt. Das Herumbasteln am Traumurlaub funktioniert tatsächlich und macht sogar richtig Spaß. Jedenfalls, wenn die Technik mitspielt.

Die selbstgestrickten Reisen sind unterm Strich günstiger

Wir testen uns auf der Suche nach einer Kreta Reise durch das Angebot von sechs großen, namhaften Portalen. Und staunen: Bei Onlineweg.de kommen wir mit Abstand am billigsten ins 4-Sterne-Hotel – für € 1.561 ins »Kalypso Cretan Village« in Plakias –, während Ab-in-den-Urlaub bei gleichen Vorgaben das »Corissia Princess Hotel« für € 2.583 auswirft – über € 1.000 Preisunterschied! Aber was uns noch mehr wundert: Von den sechs getesteten Anbietern spuckten neben Onlineweg.de auch Expedia und Weg.de eine Reise ins selbe Hotel als günstigste aus. Bei Expediaund Weg.de waren sogar Airline, Mietwagen-Anbieter und Wagentyp identisch. Aufklärung liefert ein Blick ins Kleingedruckte. Beide Portale beziehen Inhalte und Technik ihres »Dynamic Packaging« von Worldwide Travel Exchange (WWTE), einer Expedia- Tochter, die sich auf das Paketieren spezialisiert hat. Alle anderen getesteten Online-Portale greifen auf eine selbst entwickelte Technik zurück, die sich entweder Tarife aus gängigen Datenbanken zieht oder sich aus dem eigenen Sortiment bedient, darunter Vertragshotels und Sondertarife von Airlines.

Im Vergleich zu den Katalogangeboten ist meist eine satte Ersparnis drin. Die besagte Reise von Onlineweg.de kostete fast 40 Prozent und damit € 953 weniger als beim günstigsten Veranstalter. Keine einzige der von uns verglichenen Zusammenstellungen war beim Veranstalter günstiger. Zufall?

Auch bei Mallorca hatte das Dynamic Packaging die Nase vorn

Ein zweiter Versuch. Die Tochter möchte im Sommer mit ihrer Freundin für eine Woche nach Mallorca, möglichst preisgünstig. Gesucht wird ein 3-Sterne-Hotel und ein kleiner, billiger Mietwagen. Wieder einmal zeigt sich, dass es den günstigsten Anbieter auch online nicht gibt: Ab-in-den-Urlaub und Weg.de haben mit identischen WWTE-Preisen die Nase vorn, denn für € 1.072 können die beiden mit Spanair und Kleinwagen von Record ins »Hotel Son Baulo« fahren.

Teuerster Online-Anbieter ist hier Onlineweg.de mit € 1.328, pikanterweise bekommt man dort dasselbe Hotel. Auch hier zeigt sich: Im Vergleich zur Pauschalreise ließen sich insgesamt bis zu € 496 (32 %) sparen.

Die preiswertesten Hotels gibt´s oft nicht im Katalog

Die Preise begeistern. Und die meisten recherchierten günstigsten Hotels waren nicht etwa miese Ramschware, sondern landeten in Bewertungsforen durchaus im oberen Mittelfeld. Auffällig war aber, dass die günstigsten Hotelpakete meist Häuser enthielten, die in den Katalogen gar nicht auftauchen. Die preiswertesten Häuser kamen stets von virtuellen Veranstaltern wie JT Touristik, LMX, Urlaubstours und Vtours oder den X-Verkaufsschienen der klassischen Veranstalter (wie FTI Packaging, Neckermann XNEC und Tjaereborg Indi). Der Grund: Veranstalter haben in ihren Katalogen nicht den Platz, alle ihre Hotels vorzustellen. Sie präsentieren dort ausgewählte Angebote, für die sie feste Preise für bestimmte Saisonzeiten angeben. Wer hier sein Wunschhotel findet und frühzeitig bucht, ist auf der sicheren Seite.

Die Angebote und Preise beim Dynamic Packaging dagegen variieren ständig. Das liegt vor allem an den Flugpreisen: Während Veranstalter Flugkontingente einkaufen oder ganze Flugzeuge chartern, können X-Veranstalter ihre Hotels z. B. mit aktuell am Markt verfügbaren Flugtarifen bündeln. Damit diese Auswahl nicht ausufernd, austauschbar und überall gleichermaßen verfügbar ist, kehren so manche Anbieter wieder zu exklusiven oder zumindest eigenen Tarifen zurück. So enthalten die »Dynamic Packages« von Ebookers ausschließlich sogenannte Merchant-Hotels, mit denen Direktverträge bestehen.

Das Online-Mixen dauert nach wie vor zu lange

Der Schwachpunkt beim Dynamic Packaging ist die Technik. Das Buchungsmodul besteht ja nicht nur aus der Website und der dahinter stehenden Buchungsmaschine.

Auch das Einspeisen von Inhalten, Bildern, Werbeanzeigen und Sonderaktionen und die Verarbeitung der eingehenden Buchungen bis hin zu Ticketausstellung und Bezahlung hängt daran. Über zahlreiche Softwareschnittstellen werden Tarife von unterschiedlichen externen Quellen eingespeist, von riesigen Reservierungssystemen bis zu exklusiven Partnerschaften. Faktisch stellt man während des Buchungsvorgangs einen Warenkorb zusammen und sieht erst am Ende, ob die Tarife (die vielleicht nur einmal am Tag aktualisiert werden) noch verfügbar sind oder mit tagesaktuellen Preisen upgedated werden müssen. All diese Vorgänge brauchen Zeit. Besonders nervig war die Langsamkeit bei Avigo – da konnte das Fenster »Bitte haben Sie einen Moment Geduld« schon mal zum Bildschirmschoner werden.

Jede Schnittstelle ist eine potenzielle Fehlerquelle. Insbesondere Onlineweg.de ist hier negativ aufgefallen: Hier scheiterte z. B. eine Preisabfrage daran, dass die gewählte Mietwagenstation zum eingestellten Zeitpunkt nicht geöffnet war. Die Uhrzeit der Autoübernahme zu ändern, sprich von der Flugzeit zu entkoppeln, brauchte mehrere Anläufe und brachte auch keinen Erfolg. Die »Lösung« war, den Mietwagen statt am Flughafen im Stadtbüro abzuholen – übrigens von einem Anbieter, dessen Name im gesamten Buchungsprozess nicht ersichtlich war. Das veraltete System von Onlineweg.de wird nach Auskunft der Betreiber derzeit überarbeitet.

Die Expedia-Technik wird auch von anderen Plattformen genutzt

Bei anderen Anbietern klappt die Sache besser und schneller. Da kann man die unterschiedlichsten Modifizierungen wählen, Hotels filtern und sortieren und ärgert sich nur selten über irgendwelche Fallstricke.

So richtig einfach und schnell geht es zwar nirgends, aber die Unterschiede sind immens. Was einige Anbieter nach sieben bis neun Seiten schaffen, dafür braucht Weg.de mindestens 13 Schritte. Außerdem verwirrt Weg.de mit einer überflüssigen Zwischenseite mit Ausflugsangeboten, weiteren Extraseiten mit zu akzeptierenden Bedingungen von WWTE und präsentiert zum Schluss die Bedingungen von einer Firma Travelscape mit Sitz in Las Vegas (ja, bucht man denn nicht bei Weg.de?). Die Dateneingabe verwirrt mit vielen unnötigen Zusatzfragen. Tipp: erst mal auf »Weiter« klicken und dann nur die rot markierten Felder ausfüllen!

Übrigens: Travelscape ist eine Veranstaltertochter von Expedia. Bei der Recherche war schon optisch aufgefallen, dass das »Dynamic Packaging«-Layout bei Ab-in-den-Urlaub, Expedia und Weg.de ziemlich ähnlich aussah. Das liegt daran, dass die dortige Technik von Worldwide Travel Exchange (WWTE) stammen. WWTE, das zum Affiliate-Netzwerk von Expedia (EAN) gehört, vermarktet deren Angebote als sogenanntes White-Label-Programm über eine selbst entwickelte technologische Plattform. EAN hat weltweit über 12.000 Partnerwebsites, aber nur rund 160 im deutschsprachigen Raum. Es fiel auf, dass einige besonders raffinierte Features der Expedia-Website vorbehalten bleiben, z. B die Filterung der Hotels nach Ausstattungsmerkmalen wie Pool. Warum man bei Expedia allerdings vor der Buchung ein zusätzliches Kundenprofil anlegen muss, ist nicht nachvollziehbar.

Achtung: Bei vielen Online-Angeboten fehlt der Transfer

Die Quintessenz ist: Mit Fleiß kleiner Preis. Wer sich mit Bestellvorgängen im Internet ganz gut auskennt und genau weiß, was er will, ist mit »Dynamic Packaging« super beraten – denn günstiger kommt man selbst bei Direktbuchungen nicht weg. Unerfahrene sollten besser Beratung in Anspruch nehmen. Sie können telefonisch buchen oder im Reisebüro ganz in Ruhe die Katalogangebote prüfen. Denn auf einen Fallstrick sollte man, wenn man keinen Mietwagen bucht, auf jeden Fall achten: den Transfer. Der ist bei Katalogpauschalreisen eigentlich immer enthalten, wird bei dynamisch gepackten Pauschalreisen aber gern außen vor gelassen, um so in einer Preisvergleichsliste ganz oben zu stehen.

So haben wir getestet

Bewertet wurden mit den Schulnoten »sehr gut« bis »mangelhaft« die Rubriken Suchen & Sortieren (Testkriterien: 1. Auswahlkriterien/Profisuche, 2. Modifizierungsmöglichkeiten, 3. Sortieren und Filtern), Buchungskomfort

(1. Schnelligkeit/ Schritte bis zum Buchungsabschluss, 2. Übersichtlichkeit, 3. Userführung, 4. Fehlerkorrektur, 5. Fallstricke), Angebotsbreite (Hotel-/Mietwagenangebot, Auswahl an Flügen und Preisniveau (Reisepreise im Vergleich zu den Wettbewerbern). Die Endnote ergibt sich unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Gewichtungen (s. Tabelle) aus den Durchschnittsnoten der Einzelkriterien. Technische Unzulänglichkeiten führten in Einzelfällen zu Abwertungen um eine Note.

Die Testbuchungen in den »Dynamic Packaging«-Tools der Online-Portale wurden für eine einwöchige Mallorca-Reise (Reisetermin: 11.– 18.8.2010) und eine zweiwöchige Kreta-Reise (Termin 8.–22.09.2010) mit Abflughafen Frankfurt gemacht. Recherchezeitraum war 4.–9.6.2010. Die Reisepreise gelten für zwei Personen im Doppelzimmer. Die zum Vergleich herangezogenen Katalogangebote plus Mietwagen stammen direkt von den genannten Veranstaltern.

Die Noten: ++ sehr gut (1), + gut (2), o befriedigend (3), - ausreichend (4), -- mangelhaft (5)

1) Abwertung um eine Note wegen des unkomfortbalen Softwaresystems. 2) lange Ladezeiten und der sich häufig aufhängende Server führte zur Abwertung.

(REISE & PREISE 3-2010)
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